Daniela Ohms

Stell Dich doch bitte kurz den Lesern vor!Mein Name ist Daniela Ohms, ich bin 34 Jahre alt, lebe mit meinem Mann und unseren beiden Kindern in Berlin Kreuzberg und verbringe den größten Teil meiner Tage damit, Fantasyromane zu schreiben. Am liebsten entwerfe ich düstere und dramatische Geschichten, was die meisten Menschen allerdings ein wenig wundert, wenn ich davon erzähle. Von Außen betrachtet, habe ich nämlich so gar nichts Finsteres an mir. In der Regel bin ich fröhlich, ausgeglichen und optimistisch – dazu ein bisschen chaotisch und vergesslich, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich meine ganze Gedankenenergie darauf verwende, die roten Fäden einer fiktiven Welt zu lenken.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst Du? Ich habe bereits als Kind mit dem Schreiben begonnen. Ich war etwa 8 oder 9 Jahre alt, als ich zum ersten Mal beschlossen habe, Schriftstellerin zu werden. Damals sollten wir für die Schule eine möglichst lange und ausführliche Geschichte schreiben. Meine wurde von allen am längsten und es hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich die Geschichte am liebsten noch viel länger geschrieben hätte. Mit 14 habe ich dann mit einem ersten Romanentwurf begonnen. Seither habe ich nicht mehr aufgehört zu schreiben. Aber bis zu meinem ersten veröffentlichten Roman dürften so etwa 3000 beschriebene Seiten durch „meine Feder“ geflossen sein ;-) Wer oder was beeinflusste Dich in der Wahl deines Berufes als Autorin?Wenn mich jemand in meiner Berufswahl beeinflusst hat, dann war das meine Oma. Als ich im Jugendalter war, hat sie an ihrer Autobiografie geschrieben. Obwohl sie es nie geschafft hat, ihr Buch zu veröffentlichen, war sie mein Vorbild. Sie war der lebendige Beweis dafür, dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich an einen Tisch setzen und einen Roman schreiben. Abgesehen davon kann ich nur sagen, dass mich zum Glück niemand in meiner Berufswahl beeinflusst hat. Ich durfte immer selbst entscheiden, was ich wollte und meine Eltern und später mein Mann haben mir die Rückendeckung dafür gegeben. Übst Du nebenher noch einen weiteren Beruf aus und wenn ja, welchen?Inzwischen arbeite ich gelegentlich noch freiberuflich als Lektorin in einer Agentur. Das aber eher nebenbei, wenn mir meine eigenen Schreibprojekte noch genug Zeit dazu lassen. In den letzten Jahren ist das eher seltener der Fall.
Der Weg von einer Idee zum fertigen Manuskript: Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben? Wenn ich die erste Idee zu einem Buch habe, dann sammle ich zunächst einmal alle Gedanken und Ideen dazu im Kopf und bringe sie gedanklich in eine Reihenfolge, in der die wesentlichen Punkte enthalten sind. Dann schreibe ich diese Ideen als Konzept auf. Dabei sehe ich dann, welche Puzzleteile mir noch fehlen, damit die Geschichte ein logisches Ganzes ergibt. In dem Konzept lege ich die wichtigsten Szenen bereits fest, setze sie in eine Reihenfolge und entscheide mich, welche Informationen und Hintergründe in welchem Kapitel enthüllt werden sollen. Oft geschieht das alles dann bereits in Zusammenarbeit mit den Verlagslektoren und wir entwickeln die Geschichte noch ein Stück weit gemeinsam. Erst wenn das Konzept Hieb- und Stichfest ist, fange ich an zu schreiben. Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder haben sie auch ab und an mit realen Personen in Deinem Leben zu tun? Reale Personen habe ich bislang noch nie zum Vorbild genommen. Mir ist es wichtig, den Figuren so nah wie möglich zu kommen, ihre Gedanken und Motivationen zu beschreiben und sie auch mit ihren Schwächen und Fehlern authentisch darzustellen. Ich fände es anmaßend, wenn ich dafür ein reales Vorbild nehmen würde. Woher soll ich wissen, was meine Freunde und Familienmitglieder tatsächlich denken? Selbst, wenn ich mein Vorbild gut kenne, wäre das ein schwieriger Balanceakt. Meine Charaktere entwickle ich also rein fiktiv. Sie entstehen aus dem, was sie erleben und bereits erlebt haben, aus den Herausforderungen, die sich ihnen stellen und aus den „Schicksalsschlägen“, die sie bereits überwinden mussten. Natürlich besitzt jede von ihnen auch ein grundlegendes Temperament, so dass jede Figur mit ihren Erfahrungen unterschiedlich umgeht. Einen Entwurf der Charaktere entwickle ich ebenfalls in meinem Konzept. Aber oft sind die Figuren der größte Faktor, durch den sich ein Buch beim Schreiben noch verändert. Erst, wenn ich anfange, über sie zu schreiben, werden sie so richtig lebendig. Oft zeigen sie mir dann erst, wer sie wirklich sind. Manchmal muss ich die Handlung umstellen, weil die Figuren sich weigern, etwas so zu machen, wie ich es vorgesehen hatte. Und im Extremfall gab es auch schon Nebenfiguren, die plötzlich zu Hauptfiguren wurden, sobald ich anfing, über sie zu schreiben.
Wie bist du auf die Idee zu deinem Buch Harpyienblut gekommen?

Die erste Idee zu dem Buch hatte ich, als meine Tochter auf dem Rückweg von der Schule mit ausgebreiteten Armen über den Bürgersteig lief und mir zurief: „Guck mal, wenn ich fliegen könnte, würde ich jetzt da drüben über das Dach fliegen.“ In dem Moment dachte ich: Ein Mädchen mit Flügeln, das über Berlin fliegt – das hat etwas. Nur was für eine Kreatur könnte es sein? Ich wollte auf keinen Fall eine kitschige Figur, sondern ein Wesen, das etwas Dunkles in sich trägt. Zunächst habe ich Engel in Erwägung gezogen, und zwar in ihrer Eigenschaft als Seelenbegleiter nach dem Tod. Aber der ganze Themenkomplex mit Gott und dem Teufel, der daran gebunden ist, gefiel mir nicht so richtig. Während der Recherche bin ich dann auf die Harpyien gestoßen, die von manchen als mythologischer Vorgänger der Engel betrachtet werden. In dem Moment wusste ich: Das ist meine Kreatur!
Um was geht es in dem Buch?In „Harpyienblut“ geht es um die 18jährige Lucie, die als Baby aus einem Ei geschlüpft ist und Zeit ihres Lebens ein großes Geheimnis vor den Menschen verbergen musste: Sie besitzt ein hübsches Paar Raubvogelflügel, das sie in ihren Rücken zurückziehen kann. Da Lucie jedoch von einer Pflegemutter aufgezogen wurde, die sie damals neben dem Ei gefunden hat, hat sie keine Ahnung, von wem sie eigentlich abstammt. Doch nach und nach fängt sie an, sich zu verändern. Einzig der finstere Sergej aus ihrem Volleyballverein scheint zu wissen, was mit ihr los ist und schließlich stellt sich heraus, dass sie eine grausame Aufgabe zu erfüllen hat: Sie muss die Seelen von toten Kindern durch das Jenseits begleiten. Hat dein Buch eine Moral?Moral klingt so sehr nach erhobenem Zeigefinger. Das ist eher nicht mein Ding. Aber natürlich hat das Buch schon gewisse Aussagen, die mir wichtig sind. Vor allem wollte ich mit der Geschichte ein Bild vom Tod zeichnen, das sich nicht an die Vorgaben einer bestimmten Religion hält. Meine These rund um Sterben, Seelen, Geister und Wiedergeburt sollte in sich schlüssig sein, sie sollte nichts verharmlosen und dennoch eine gewisse Hoffnung vermitteln, dass wir mit unserem Tod nicht ein „schwarzes Loch“ fallen. Aber das Buch hat auch noch eine zweite „Botschaft“ und darin geht es um Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt, es geht darum, wie wichtig es ist, einander zu vertrauen und zu verzeihen. Nur mit Hilfe ihrer Freunde schafft Lucie es, ihre grausame Aufgabe zu erfüllen und gleichzeitig ein Mensch zu bleiben. Diese Botschaft lässt sich auch auf das „wahre“ Leben übertragen.
Recherchierst Du vor Ort oder fließt sehr viel Phantasie in Deine Bücher mit ein?Beides. Ich verwende ziemlich gerne reale Schauplätze für meine Fantasybücher, weil das den Eindruck unterstützt, dass auch die ganze Geschichte „real“ sein könnte. Manchmal suche ich im Internet nach einer „Kulisse“, die bestimmte Eigenschaften aufweist. Oder ich verwende Orte, an denen ich bereits war und die mir in Erinnerung geblieben sind. Aber wann immer es machbar ist, besuche ich meine Schauplätze tatsächlich selbst, um die örtlichen Gegebenheit zu erkunden. Allerdings muss ich zugeben, dass ich die Atmosphäre eines Ortes in der Regel noch kräftig mit meiner Phantasie anreichere – und das, was dort passiert, sowieso ;-)
Was bereitet dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches? Weder noch: Anfang und Ende sind meistens die Stellen, zu denen ich im Vorfeld die meisten Ideen im Kopf habe. Aber natürlich hat jede Phase eines Buches ihre Tücken, mit denen man lernen muss umzugehen: Am Anfang muss man seine Figuren erst mal kennenlernen und es schwingt eine gewisse Unsicherheit mit: Wird dieses Buch wieder so gut wie das letzte? Werde ich meine Figuren so lieb gewinnen, wie ich die letzten geliebt habe? Aber meistens vergeht diese Unsicherheit schnell, wenn man erst mal angefangen hat: Die Figuren überraschen damit, wie lebendig und eigenständig sie eigentlich sind und es dauert nicht lange, bis ich voll und ganz in der neuen Geschichte gefangen bin.Die Tücken am Ende sind etwas anderer Natur: Dort muss ich aufpassen, dass ich alle Fäden wieder zusammenführe, oft sitzt mir eine Seitenbeschränkung des Verlages im Nacken und innerlich kämpfe ich mit dem Abschied. Außenstehende denken immer, es müsste toll sein, ein Buch abzuschließen. Aber in Wirklichkeit ist es ganz schrecklich, sich von den Figuren und der Geschichte zu trennen.Aber soll ich mal verraten, was mir tatsächlich die größten Schwierigkeiten bereitet? Ganz ehrlich: das ist die Danksagung! Darin geht es plötzlich um echte Menschen, um Leute, die mir wichtig sind und denen ich ein nettes „Dankeschön“ sagen möchte. Dafür die richtigen Worte zu finden, ist das allerschwierigste.
Wie hat es sich angefühlt, dein eigenes Buch das erste Mal in den Händen zu halten?Das war toll! Der Karton mit meinen Belegexemplaren kam ganz überraschend, schon viel früher als ich damit gerechnet hätte – und nachdem ich das Paket aufgemacht hatte, stand ich erst mal eine halbe Stunde mit meinem Buch in der Hand in der Küche, hab es angeschaut, darin geblättert, einzelne Stellen gelesen, und dabei glatt vergessen, mich wenigstens hinzusetzen.

Welches gelesene Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken? „Der Märchenerzähler“ von Antonia Michaelis ist ein Buch, bei dem ich jedes Mal einen leisen Seufzer unterdrücken muss, wenn mein Blick darauf fällt.
Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten? Fantasy, historische Romane und Jugendromane – in etwa zu gleichen Teilen.

An welchem neuen Buchprojekt arbeitest du gerade? Auf was dürfen wir uns als nächstes freuen? Kannst Du den Lesern schon etwas vorab verraten? Das nächste Buch von mir ist bereits Anfang Januar erschienen: „Der geheime Name“ ist ein Fantasyroman für Erwachsene. Um meine Erwachsenenfantasy von der Jugendfantasy zu trennen, hat sich Knaur entschieden, „Der geheime Name“ unter dem Pseudonym „Daniela Winterfeld“ herauszubringen. Mein nächstes Daniela Ohms-Buch erscheint aber auch schon im April, dieses Mal bei Planet Girl. „Insel der Nyx – Die Prophezeiung der Götter“ ist der Auftakt zu einer Trilogie. Dabei handelt es sich wieder um Jugendfantasy, im Gegensatz zu „Harpyienblut“ aber schon für die Altersgruppe ab 11 Jahre.Derzeit arbeite ich an dem zweiten Band von der Nyx – und für Knaur habe ich das nächste Erwachsenenbuch in Planung, zu dem ich aber thematisch noch nichts sagen darf.


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