Da mir Minister Stöger kein Interview zu ELGA gibt

Da mir Minister Stöger kein Interview zu ELGA gibt

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GTL | 25.4.2014 | Kommentare (0)

 

Da mir Minister Stöger kein Interview zu ELGA gibt

erlaube ich mir hier seine in der Presse erschienenen Aussagen zu kommentieren. Ob trollig oder drollig, mögen Sie selbst entscheiden. Eigentlich hätte ich mir diese Beiträge von meinem Ärztekammerpräsidenten gewünscht, aber vermutlich hat der auch noch nie was vom Produktivitätsparadoxon gehört:

Sobald Befunde im System sind, sollte man sich also Sorgen machen?

Alois Stöger: Nein. Es (=ELGA) ist ein großer Nutzen für Arzt und Patienten, dass der Allgemeinmediziner den Befund seiner Kollegen kennt. Dadurch kann er eine noch qualifiziertere Diagnose stellen.

1.) Wenn der Allgemeinmediziner, der ja in der Regel die Patienten zu den anderen Kollegen (=Fachärzten) geschickt hat, bisher deren Befunde nicht kannte, frage ich mich, weshalb man ihn für die Überweisung bezahlt hat.
2.) Der Patient kommt vom Facharzt entweder MIT einer Diagnose (und einem Therapievorschlag) oder eben der Erkenntnis, dass die Verdachtsdiagnose, die den Allgemeinmediziner zur Überweisung geführt hat, falsch war. Weshalb der Allgemeinmediziner MIT ELGA zu einer BESSEREN Diagnose kommen kann, erschließt sich mir nicht.

Stöger: Jetzt gehören die Daten den Ärzten. In Zukunft werden die Daten dem Patienten zurückgegeben. Der Patient soll entscheiden, wer auf Daten zugreifen kann.

1.) Mit die "Die Daten gehören den Ärzten" bringt Stöger seine Weltsicht so "auf den Punkt" wie die Gratiszeitschrift heute; übrigens auch mit einer vergleichbaren Intellektualität. Hier wird ein dümmliches Feindbild aufgebaut.
2.) Wenn der Patient frei entscheidet, wer die Daten sehen kann und er entscheidet sich dagegen, dass sein Allgemeinmediziner sie sehen darf, widerspricht Stöger seiner oben gemachten Aussage, dass ELGA zu einer besseren Diagnostik des Allgemeinmediziners führen muss. Ganz im Gegenteil, die Zeit in der der Arzt in der EDV nach möglichen Informationen sucht verliert er im Patientengespräch. In Summe wird das die Informationsqualität der Patienten/Arzt-Beziehung verschlechtern.

Wechselberger: Die Stärkung der Patientenautonomie durch den elektronischen Zugriff ist sehr eingeschränkt: Gerade ältere Menschen haben oft keinen Zugang zu elektronischen Medien.

Stöger: Man soll ältere Menschen nicht unterschätzen. Es haben viele Zugang zu elektronischen Medien. Aber wir haben auch bei der Patientenanwaltschaft Ombudsstellen eingerichtet, die Menschen unterstützen.

Wir schreiben in den Ambulanzbrief eine Therapieempfehlung (1x1 Tabletten täglich am Morgen) und haben den Patieten mit der Frage am Telefon, ob er denn diese Tabletten auch wirklich einnehmen soll, obwohl er die Anweisung schriftlich vor sich hat. Es freut mich, wenn ich die Patienten ab sofort an die Patientenanwaltschaft weiterleiten darf, die ihnen dann ELGA vorliest.

Wäre die Akzeptanz für ELGA höher, wenn man von Anfang an die Frage nach der Entschädigung geklärt hätte?

Stöger: Es gibt eine Entschädigung. Ärztliche Leistungen werden schon bezahlt.

Aber es gibt keine zusätzliche Entschädigung für ELGA.

Stöger: Nein, weil es keine Computerentschädigung gibt. Ärztliche Leistung wird in Österreich bezahlt, und das gar nicht einmal so schlecht. 

Die eben innerhalb des KAV (sowohl im AKH als AKIM als auch in den anderen Häusern als Impuls) eingeführte EDV reduziert nachweislich die Systemeffizienz um ein Drittel, d.h. in der selben Zeit können wir ein Drittel weniger Patienten durch die Ambulanzen schleusen, weil wir mit Hunderten Mausklicks und dem Suchen nach verschwundenen Befunden befasst sind. Ähnliches wird auch in der Niederlassung passieren.
Man nennt das Produktivitätsparadoxon
We see the computer age everywhere except in the productivity statistics“ [Solow, 1987]
http://de.wikipedia.org/wiki/Produktivit%C3%A4tsparadoxon

Komplexe Prozesse, wie sie im Dienstleistungssektor (z.B. im Gesundheitswese)n ablaufen werden durch eine enge Bindung an die EDV, insbesondere bei derartig unintelligenter Anwendung, wie wir sie täglich erleben, eher behindert als erleichtert. 

Auf den ersten Blick scheint es doch sonnenklar, dass der zusätzliche Zugang zu einem Informationsspeicher wie ELGA für den Arzt und seinen Patienten nur Vorteile haben kann. Dies gilt aber nur dann, wenn die Informationen so aufbereitet sind, dass sie sich rasch und eindeutig finden lassen. Dass dies in den bestehenden Datenbanken nicht der Fall ist, habe ich hier schon öfters gezeigt (z.B.: http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=58118).
Der infantilen Fortschrittsglauben, den unser Minister hier mit seinem Glauben an die Heilkraft der IT an den Tag legt, blendet ganz offenkundig die fachliche Diskussionen der letzten Jahrzehnte aus und wird dem Gesundheitssystem viel Geld kosten und ein paar IT- und Hardwarefirmen aus dem Gesundheitsbudget reich machen.

Für den vermeintlichen Vorteil, dass der Hausarzt das Blutbild der letzten Woche abrufen kann, das ihm "sein" Labor ohnehin schon übermittelt hat und der Patient ausgedruckt in Händen hält, werden wir alle in eine Spirale von kostenintensiven Hard- und Softwareupdates getrieben.
Im KAV erleben wir derzeit, dass nach der Einführung besagter Software gewaltsam Ambulanzmappen abgeschafft und durch personalintensives "Einscannen" ersetzt werden; Befunddoubletten werden sich so explosionsartig vermehren.
Das jetzt schon oft undurchdringliche Dickicht einer Krankengeschichte wird durch einen unüberseh- und somit nicht mehr sinnvoll verwendbaren digitalen Misthaufen ersetzt. Wie die gesetzlich vorgeschriebenen Aufbewahrungsfristen über die nächsten Jahrzehnte realisiert werden sollen, bleibt unhinterfragt.
Aus Arbeitsplätzen mit einem Bildschirm werden zwangsweise solche mit Doppelbildschirmen, weil sonst kein vernünftiges Arbeiten mehr möglich ist.
Die rot unterlaufenen Augen des Arztes starren auf der Suche nach den Befunden seines Patienten unverwandt auf mehreren Bildschirmen, und unzählige Mausklicks mit nachfolgender Sehnenscheidenentzündung lösen den Tennisellenbogen als berufstypische Ärztekrankheit ab.
Vermutlich bemerkt er gar nicht, dass inzwischen sein Patient entweder schon tot oder am Weg zu seinem Esotheriker ist, der ihn dann vielleicht anschaut, anhört und angreift.
Dann endlich haben alle Kritiker der Schulmedizin Recht behalten. 

Das volle Interview finden Sie hier: 
http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/1598149/ELGA_Wir-haben-vor-Mehraufwand-und-Kosten-Angst?from=gl.home_politik



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