CRUISING: Leseprobe aus Kapitel 4

Nach einigen Wochen veröffentliche ich mal wieder einen Auszug aus dem gerade entstehenden Jugendkrimi „Cruising“, der Fortsetzung meines im Juni 2018 im AAVAA Verlag erschienenen Buch „Sightseeing“. Diesmal gibt es ein Texthäppchen aus Kapitel 4: Das Kartell von Costa Rica:

mitglied meldete. So auch am nächsten Morgen. Moni saß noch mit zerzausten Haaren und ihrem Kaffee mit der selbstmitgebrachten Sternentasse in der Kabine. Da die amerikanische Morgenshow im TV nicht weiter interessant war, nahm sie gähnend den Anruf am iPad entgegen. „Rachel Smith“ zeigte das Display an.
„Mami?“, meldete sich Moni scherzhaft.
„Immer zu deinen Diensten, Süße.“, konterte die erfahrenste im Team 8. Vor dem Summit in Schottland vor der Gründung der kleinen Elitecrew hatte die Kanadierin schon an Rente gedacht. Zum Glück aller ist das nie eingetreten.
„Gleich mal vorweg, Moni. Unser großer Bruder Interpol in Lyon hat diesen Monat die Abfindungen und auch das Fixum noch nicht überwiesen. Wollt´ s nur anmerken, weil es noch nie passiert ist.“
„Ok, Rachel, ich geb das am Besten an Muslim weiter, weil der morgen sowieso als einziger von uns im Meeting sitzt. Hakim hat Edgars nämlich gestern noch eine WhatsApp geschrieben, dass er mit Fieber flachliegt.“
„Oje, gute Besserung an ihn.“ Mrs. Smith schaltete den Videochat an.
„Nun, warum ich dich anfunke, Moni. Victor interessiert sich für die Ausstellung von Bildern heute Abend bei euch an Bord. Sie sind angeblich vom Street Art Künstler „Caspar“, dessen wahre Identität niemand kennt. Er wurde niemals gesehen, keiner weiß, wo er lebt und wie er aussieht. Trotzdem aber vielleicht genau deswegen verkaufen sich seine Werke für hunderttausende Dollar.“
„Nie gehört von ihm in Europa, Rachel. Bildungslücke?“
„Nein, so schlimm auch wieder nicht, nur mein Ehemännchen hat einen interessanten Hinweis bekommen, dem er gerne nachgehen würde. Laut der Info hat sich dieser Szene-Senkrechtstarter vor einiger Zeit mit der Drogenmafia in Mittelamerika angelegt. Der anonyme Flüsterer behauptet, dass Caspar in seinen Bildern Geheimbotschaften versteckt. Victor weiß bisher nicht, was er davon halten soll, bittet Edgars um dich aber um Folgendes. Lasst doch mal kurz nebenbei auf der Vernissage euer Infrarot drüber wandern, ok?“
„Eigentlich wollten Edgars und ich heute nach dem Abendessen gleich vom Saal aus in den Außenpool, die Arbeit vergessen, aber jetzt klingt´s schon wieder so spannend und interessant…na klar schauen wir vorbei. Sag Victor einen schönen Gruß und Petri Heil.“
„Wird erledigt, Kleine. Danke dir. Wir wissen, dass ihr beide mal richtig abschalten wolltet. Sorry.“
„Kein Thema. Wir melden uns heute Abend. Informier doch bitte noch die Zwillinge in Korea, damit sie vorbereitet sind. Ich stelle die Ergebnisse nämlich dann in die Gruppe.“
Kaum hatte Monika aufgelegt, stolperte ihr frisch Angetrauter aus der etwas klein geratenen Dusche. Er war komplett nackt, lediglich seine Socken hatte er schon angezogen.
„Sehr sexy, Schatz. Vor ungefähr drei Sekunden hatte ich Omi Smith noch im Videochat. Glück gehabt, mein Liebling in Sachen No-Go-Ritualen.“
Edgars lachte und begann, vor ihr seine frische Unterhose wie ein Lasso zu wirbeln.
„Wer kann, der kann“, fügte er an und fing an, sich an erotischen Dehnübungen zu versuchen.
„Du hast mir die süßen Schlüpfer schließlich gekauft, mein Stern!“
Dann wurde Monika ernst:
„Wir müssen heute Abend wieder was für´ s Team erledigen, Baby.“
„Nicht wirklich, oder? Haben die uns extra Kriminelle auf die Reise mitgeschickt, oder was?“
Der sonst stets gut gelaunte Herr Grisulis rieb sich die Augen und ließ sich von seiner Frau berichten, was Rachel wollte.
„Na dann.“, war sein einziger Kommentar, bevor er sich auf den Weg zum Außendeck machte. Dort besorgte er täglich eine Boulevardzeitung und ein Politikmagazin aus Europa.
Den Mittag verbrachte das Paar noch gemütlich auf den Liegestühlen mit Steak Sandwiches. Edgars hatte das Infrarotequipment in der Kabine schon bereitgelegt. Er hielt in dem Augenblick nicht recht viel von Victor Smith´ s unbekanntem Tippgeber. Das eingeschworene Team 8 ging trotzdem stets allem nach.
Eins fehlte allerdings auch in den Flitterwochen nicht. Der Chef öffnete sein geliebtes Reimbuch, da Monika im lauen Wind eingeschlafen war. Der Stift glitt wie von selbst über die zart vorgezeichneten Zeilen:

„Dunkelheit am Asohalt
Ein kleiner Lichtblick wie ein Blitz,
Kurz zuckend, eine Botschaft,
Selbstzerstörung gegen Bezahlung,
Nutten an der Straße,
Ein bunter Vogel entflieht dem Regen,
In die Wärme schäbiger Rohre,
Verrostetes Leben.“

Grisulis schüttelte den Kopf, führte den Strohhalm zum Mund und nahm erst einmal einen kräftigen Schluck Fruchtcocktail.
Mit der Abenddämmerung machte sich das Paar schick zum Dinner und der anschließenden Vernissage. Nach Wildlachs und einem edlen Weißwein schlenderte Edgars an den Gemälden vorbei. Sie erinnerten an Jugendzeichnungen, in denen jemand etwas verarbeiten wollte. Rebellische Motive, brennende Häuser, in der Ecke kauernde Kinder.
Der Team 8 Leader ließ die Kamera über das erste Werk gleiten. Als diese an der linken oberen Ecke ankam, traute er seinen Augen nicht. Sein Gerät zeigte klar und deutlich einen Barcode zum Scannen an, den man ohne Infrarot nicht sehen konnte. Ein wenig nervös blickte er um sich, ob einer der Besucher bemerkt hatte, dass er keine gewöhnlichen Fotos schoss. Dabei sah er aber nur Moni, die ihm entgegen nickte und ihn mit einer Winkbewegung zu sich bat. Er streckte den Daumen als OK in ihre Richtung und scannte drei weitere Bilder. Die Codes landeten unverzüglich bei Rachel in Kanada. Hakim und Muslim Romdhane baten im Onlineforum von Paris aus ebenfalls darum. Bis zur Auswertung gingen Moni und Edgars an die Bar auf einen Espresso.
„Künstler sind ja immer ein bisschen verrückt“, merkte Moni an.
„Aber dieses Versteckspiel mit möglichen Hinweisen ist nahezu genial. Ich bin neugierig wie ein Kind mit einer Wundertüte.“
„Als wenn du das nicht sonst auch wärst.“ Edgars grinste seine Frau verschmitzt an und ließ sich vom Kellner die Zigarrenbox bringen.
Der gegeisterte Angler und alte Fuchs Victor überraschte das Paar mit dem Ergebnis der Überprüfung.
„Zum einen hat mein Informant Recht gehabt, Edgars. Leider muss ich euch schon wieder in eurem Traumurlaub an die Front schicken.“ Der Nordamerikaner runzelte die Stirn und winkte seinem Chef über die Webcam.
Dann fuhr er fort: „Der Künstler Casper stellte die Street Art Leinwände nicht umsonst auf der Etappe nach Costa Rica vor, weißt du? Die sind sogar allesamt dort entstanden. Was ich dir aber nun zu den Codierungen erzählen kann, ist wohl das Schrägste, was ich jemals ermittelt habe, Junge.“
„Spann mich nicht länger auf die Folter, Papi“, entgegnete Edgars und lächelte in sein Tablet hinein.


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