2 Stunden nach unserer Ankunft bei Italo musste dieser arbeiten gehen und Bianca und ich hatten Zeit, uns in der kleinen Wohnung etwas umzusehen.
Wenn man durch die Eingangstüre - die eigentlich eher wie eine 2-flügelige Balkontüre mit seitlichen Fensterläden aussah - eintrat, befand man sich direkt in der Wohnküche, einen Flur gab es nicht. Die Küche beinhaltete alles was man brauchte: Gasherd, Edelstahlspüle, Kühlschrank, Waschmaschine und einige weiße Schränkchen als Stauraum. Sie bot Platz für einen großen runden Tisch mit 6 Stühlen. Auf einem Wandhalter in der Ecke war ein Fernsehapparat so angebracht, dass man vom Tisch aus fernsehen konnte.
Die Küche war eine Art Durchgangszimmer. Wenn man geradeaus ging, kam man durch eine Türe ins Schlafzimmer, ein kleiner Raum, in dem man gerade mal ein 1,40m-Bett und einen kleinen Schrank stellen konnte; und wenn man am Ende der Küche rechts ging, dann war man bereits in einem Mini-Bad, das ca.1,20m breit und höchstens 2m lang war.
Aus Platzgründen gab es nur eine kleine Sitzbadewanne, eine Toilette, ein Waschbecken... und das in Italien obligatorische Bidet. Der Boden in Küche und Bad war gefliest, im Schlafzimmer lag ein grauer Teppichboden. Die Wohnung hatte höchstens 30m², war aber irgendwie gemütlich und ich fühlte mich dort gleich wohl.
Gegen Mittag war ich extrem müde. Ich machte mit Bianca zusammen einen langen Mittagsschlaf. Danach war ich etwas ausgeruhter. Ich nahm Bianca an der Hand und erkündete mit ihr die nächste Umgebung der Wohnung. Der Innenhof war ein toller und sicherer Spielplatz. Für die Anwohner war er sowas wie ein kleiner Treffpunkt. Oft saßen dort abends auf der aufgestellten Bank Nachbarn zusammen und unterhielten sich.
Die Via Robolotti war sehr zentral gelegen. Einkaufsmöglichkeiten gab es zur Genüge, eine Bäckerei, ein Supermarkt, eine Metzgerei, ein Obst- und Gemüsehändler und mehrere Cafe-Bars waren in und um das Sträßchen zu finden. Es war ein lebhaftes Viertel, in dem Italo wohnte, lebhaft, laut und unendlich sympathisch - kurz: es gefiel mir auf Anhieb.
Auffallend war auch, dass die meisten Passanten Bianca mit einem Lächeln bedachten. "Es ist wahr", dachte ich, "die Italiener mögen Kinder sehr".
Wir sahen einige alte Häuser, die aussahen, als wären sie nicht mehr bewohnbar. Die Fassade bröckelte und ihre Farbe war so gut wie verblasst,.die Fenster waren uralt und der Lack war ab, aber die frische Wäsche, die vor den Fenstern gespannt war zeigte, dass diese alten Gemäuer sehr wohl noch bewohnt waren.
Ich sah auffallend viele gutaussehende Menschen allen Alters, die sehr gepflegt und modebewusst gekleidet waren.Ihre Statur war für meine Begriffe eher klein und zierlich. Auf Accessoires legten die Menschen dort auch viel Wert, Die Handtasche musste topmodisch und von guter Qualität sein, ebenso wie die fast obligatorische Sonnenbrille. Der Schmuck wurde so getragen, dass er auch von jedem bewundert werden konnte, Schuhe nur aus feinstem Leder und das Haar top gestylt - bei den Frauen wie bei den Männern.
Eine Zeit lang sah ich mir die Menschen staunend an. Ihr Stil passte so gar nicht zu den verkommenen Häusern, in denen sie wohnten. So dachte ich damals. Was ich noch nicht wusste: auf die äußere Hülle der Häuser legen die Italiener weniger Wert. Innen aber sehen die meisten Wohnungen aus, als wären sie von einem Innenarchitekten eingerichtet worden.
Nach und nach wurde ich mir bewusst, dass ich ganz anders aussah wie diese Menschen: ich hatte immer noch das Umstandskleid an, dass ich auf der Fahrt getragen hatte. Ich hatte mich noch nicht in die komische Sitzbadewanne getraut. Der Einstieg war ziemlich hoch und ich war schwanger. Ich hatte Angst, dass ich beim Einsteigen fallen könnte und wartete daher mit dem Baden, bis Italo abends von der Arbeit kam. Ich war um einiges größer als die meisten Frauen, die mir begegneten... und um einiges schwerer, auch ohne Babybauch. So langsam fühlte ich mich nicht mehr wohl in meiner Haut, kam mir wie ein Bauerntrampel unter all den gestylten Menschen vor. Ich hatte das Gefühl, dass die Einheimischen mir sofort ansehen mussten, dass ich eine Fremde war. So machte ich mich wieder mit Bianca auf den Heimweg.
In der kleinen Wohnung angekommen schaltete ich den Fernseher in der Küche ein. An diesem Tag machte ich das erste Mal in meinem Leben die Bekanntschaft mit der Medienlandschaft eines gewissen Silvio Berlusconi, der damals der größte Medienmogul der privaten Sender Italiens war und noch nichts mit der Politik am Hut hatte. Italienweit waren seine Sender Canale 5, Rete 4 und Italia 1 die meist gesehenen Sender. Private Sender war ich nicht gewohnt, in Deutschland gab es nach wie vor nur 3 Sender, und das vielfältige Angebot überforderte mich, zumal ich kaum was verstand von dem, was da gezeigt wurde. So schaute ich mit Bianca zusammen einen Zeichentrickfilm an.
Ich bereitete das Abendessen vor, Spaghetti Carbonara mit Salat und wartete, bis Italo von der Arbeit nach Hause kam. Der freute sich sichtlich, dass er sich gleich an den Tisch setzen und essen konnte. Er hatte 2 Flaschen Rotwein mit nach Hause gabracht und meinte, in Italien würde man Wein zum Essen trinken und kein Bier wie in Deutschland. Ich trank aus Rücksicht auf mein Baby nichts mit.
Gegen 20 Uhr brachte ich Bianca zu Bett und endlich hatten Italo und ich Zeit, uns ungestört zu unterhalten. Das taten wir ausgiebig. Ich erzählte ihm wie gut es mir in Cremona gefallen würde und dass ich es kaum abwarten konnte, endlich für immer hierher zu kommen, auch wenn die Menschen hier so anders aussahen wie ich. Ich war mir sicher, ich würde mich trotzdem mit der Zeit gut integrieren.. Mittlerweile war ich auch bereit, mein zweites Kind in Italien zu bekommen, Geburtstermin war wieder Anfang/Mitte Januar, und so beschlossen wir, dass ich bereits Ende Oktober zu ihm ziehen sollte. Er würde in der Zwischenzeit nach einer Wohnung suchen, die groß genug für uns alle war. Glücklich über unsere Entscheidung gingen wir beide ziemlich spät ebenfalls zu Bett.
Auf dem Tisch blieben 2 Rotweinflaschen stehen, die eine war komplett leer, die andere zur Hälfte.
Wenn man durch die Eingangstüre - die eigentlich eher wie eine 2-flügelige Balkontüre mit seitlichen Fensterläden aussah - eintrat, befand man sich direkt in der Wohnküche, einen Flur gab es nicht. Die Küche beinhaltete alles was man brauchte: Gasherd, Edelstahlspüle, Kühlschrank, Waschmaschine und einige weiße Schränkchen als Stauraum. Sie bot Platz für einen großen runden Tisch mit 6 Stühlen. Auf einem Wandhalter in der Ecke war ein Fernsehapparat so angebracht, dass man vom Tisch aus fernsehen konnte.
Die Küche war eine Art Durchgangszimmer. Wenn man geradeaus ging, kam man durch eine Türe ins Schlafzimmer, ein kleiner Raum, in dem man gerade mal ein 1,40m-Bett und einen kleinen Schrank stellen konnte; und wenn man am Ende der Küche rechts ging, dann war man bereits in einem Mini-Bad, das ca.1,20m breit und höchstens 2m lang war.
Aus Platzgründen gab es nur eine kleine Sitzbadewanne, eine Toilette, ein Waschbecken... und das in Italien obligatorische Bidet. Der Boden in Küche und Bad war gefliest, im Schlafzimmer lag ein grauer Teppichboden. Die Wohnung hatte höchstens 30m², war aber irgendwie gemütlich und ich fühlte mich dort gleich wohl.
Gegen Mittag war ich extrem müde. Ich machte mit Bianca zusammen einen langen Mittagsschlaf. Danach war ich etwas ausgeruhter. Ich nahm Bianca an der Hand und erkündete mit ihr die nächste Umgebung der Wohnung. Der Innenhof war ein toller und sicherer Spielplatz. Für die Anwohner war er sowas wie ein kleiner Treffpunkt. Oft saßen dort abends auf der aufgestellten Bank Nachbarn zusammen und unterhielten sich.
Die Via Robolotti war sehr zentral gelegen. Einkaufsmöglichkeiten gab es zur Genüge, eine Bäckerei, ein Supermarkt, eine Metzgerei, ein Obst- und Gemüsehändler und mehrere Cafe-Bars waren in und um das Sträßchen zu finden. Es war ein lebhaftes Viertel, in dem Italo wohnte, lebhaft, laut und unendlich sympathisch - kurz: es gefiel mir auf Anhieb.
Auffallend war auch, dass die meisten Passanten Bianca mit einem Lächeln bedachten. "Es ist wahr", dachte ich, "die Italiener mögen Kinder sehr".
Wir sahen einige alte Häuser, die aussahen, als wären sie nicht mehr bewohnbar. Die Fassade bröckelte und ihre Farbe war so gut wie verblasst,.die Fenster waren uralt und der Lack war ab, aber die frische Wäsche, die vor den Fenstern gespannt war zeigte, dass diese alten Gemäuer sehr wohl noch bewohnt waren.
Ich sah auffallend viele gutaussehende Menschen allen Alters, die sehr gepflegt und modebewusst gekleidet waren.Ihre Statur war für meine Begriffe eher klein und zierlich. Auf Accessoires legten die Menschen dort auch viel Wert, Die Handtasche musste topmodisch und von guter Qualität sein, ebenso wie die fast obligatorische Sonnenbrille. Der Schmuck wurde so getragen, dass er auch von jedem bewundert werden konnte, Schuhe nur aus feinstem Leder und das Haar top gestylt - bei den Frauen wie bei den Männern.
Eine Zeit lang sah ich mir die Menschen staunend an. Ihr Stil passte so gar nicht zu den verkommenen Häusern, in denen sie wohnten. So dachte ich damals. Was ich noch nicht wusste: auf die äußere Hülle der Häuser legen die Italiener weniger Wert. Innen aber sehen die meisten Wohnungen aus, als wären sie von einem Innenarchitekten eingerichtet worden.
Nach und nach wurde ich mir bewusst, dass ich ganz anders aussah wie diese Menschen: ich hatte immer noch das Umstandskleid an, dass ich auf der Fahrt getragen hatte. Ich hatte mich noch nicht in die komische Sitzbadewanne getraut. Der Einstieg war ziemlich hoch und ich war schwanger. Ich hatte Angst, dass ich beim Einsteigen fallen könnte und wartete daher mit dem Baden, bis Italo abends von der Arbeit kam. Ich war um einiges größer als die meisten Frauen, die mir begegneten... und um einiges schwerer, auch ohne Babybauch. So langsam fühlte ich mich nicht mehr wohl in meiner Haut, kam mir wie ein Bauerntrampel unter all den gestylten Menschen vor. Ich hatte das Gefühl, dass die Einheimischen mir sofort ansehen mussten, dass ich eine Fremde war. So machte ich mich wieder mit Bianca auf den Heimweg.
In der kleinen Wohnung angekommen schaltete ich den Fernseher in der Küche ein. An diesem Tag machte ich das erste Mal in meinem Leben die Bekanntschaft mit der Medienlandschaft eines gewissen Silvio Berlusconi, der damals der größte Medienmogul der privaten Sender Italiens war und noch nichts mit der Politik am Hut hatte. Italienweit waren seine Sender Canale 5, Rete 4 und Italia 1 die meist gesehenen Sender. Private Sender war ich nicht gewohnt, in Deutschland gab es nach wie vor nur 3 Sender, und das vielfältige Angebot überforderte mich, zumal ich kaum was verstand von dem, was da gezeigt wurde. So schaute ich mit Bianca zusammen einen Zeichentrickfilm an.
Ich bereitete das Abendessen vor, Spaghetti Carbonara mit Salat und wartete, bis Italo von der Arbeit nach Hause kam. Der freute sich sichtlich, dass er sich gleich an den Tisch setzen und essen konnte. Er hatte 2 Flaschen Rotwein mit nach Hause gabracht und meinte, in Italien würde man Wein zum Essen trinken und kein Bier wie in Deutschland. Ich trank aus Rücksicht auf mein Baby nichts mit.
Gegen 20 Uhr brachte ich Bianca zu Bett und endlich hatten Italo und ich Zeit, uns ungestört zu unterhalten. Das taten wir ausgiebig. Ich erzählte ihm wie gut es mir in Cremona gefallen würde und dass ich es kaum abwarten konnte, endlich für immer hierher zu kommen, auch wenn die Menschen hier so anders aussahen wie ich. Ich war mir sicher, ich würde mich trotzdem mit der Zeit gut integrieren.. Mittlerweile war ich auch bereit, mein zweites Kind in Italien zu bekommen, Geburtstermin war wieder Anfang/Mitte Januar, und so beschlossen wir, dass ich bereits Ende Oktober zu ihm ziehen sollte. Er würde in der Zwischenzeit nach einer Wohnung suchen, die groß genug für uns alle war. Glücklich über unsere Entscheidung gingen wir beide ziemlich spät ebenfalls zu Bett.
Auf dem Tisch blieben 2 Rotweinflaschen stehen, die eine war komplett leer, die andere zur Hälfte.