Counter Strike lernt lieben

Counter Strike lernt lieben

Von Benjamin Kloiber

Hass im Netz. Fake News. Lügen. Hetze. Wenn ich an Online-Foren denke, schwirren mir diese Schlagwörter als erstes durch den Kopf. Ein Online-Forum scheint demnach kein geeigneter Platz zu sein, wo man seine Kinder zum Spielen hinschickt. Derselben Logik nach ist eine Online-Community kein guter Umgang für Kinder.

Junger Gamer wird gedisst

Umso berührender fand ich die Geschichte über einen 17-jährigen Burschen, die ich neulich in der Welt las: Der junge Adam, ist von Geburt an körperlich eingeschränkt. Ihm fehlen Nase und einige Zähne. Er kann nicht deutlich sprechen und sieht schlecht. Seine Leidenschaft „Counter Strike" teilt er mit vielen Jugendlichen seines Alters. Bei diesem Ego-Shooter bekriegen sich Teams online bis zum letzten digitalen Blutstropfen.

Während des Spiels wird per Mikrofon und Chat miteinander kommuniziert. Adam informierte seine Mitspieler stets vorab über seine Einschränkungen. Zumeist verlief dies problemfrei. Einmal hingegen wurde er beleidigt und aus der Spielrunde entfernt. Wütend riss sich Adam das Headset vom Kopf und schaltete den Bildschirm aus.

Aber damit war die Geschichte nicht vorbei. Adam ist Streamer. Er filmt seine Spiele und einige Leute sahen ihm zum Zeitpunkt seines Rauswurfs zu. Einer von ihnen wurde aktiv. Er postete das Geschehene in einem Online-Forum, um damit die Counter Strike-Community zu erreichen.

Was ist das für eine Community?

Die Leute sind zumeist jung und männlich. Höfliche Umgangsformen können während dem Spiel vereinzelt vorkommen, doch Mobbing und Beschimpfungen haben dort ebenso ihren Platz. Was Adam betrifft, zeigten sich seine Mitspieler damals von ihrer schlechtesten Seite. Doch wie die Counter Strike-Community auf den Forumsbeitrag reagierte, war schlicht großartig.

Seine zehn bis zwanzig Zuschauer wurden zu Tausenden. Geldspenden sind für Streamer nichts Ungewöhnliches. Schließlich brauchen sie für gute Videos entsprechend gutes Equipment. Und seine tausenden Zuschauer spendeten ihm tausende Dollar. Diese will er nicht nur in besseres Material investieren, sondern auch in chirurgische Eingriffe. Sogar ein professionelles Counter Strike-Team kontaktierte Adam, um ihm ins Team aufzunehmen. Für Adam ein tolles Happy End.

Was ist da passiert?

Adam wurde per Abstimmung von all seinen Mitspielern aus dem Game entfernt. Tage später ist er um mehrere tausend Dollar reicher, während die Spieler, die ihn mobbten, eine Sperre aufgebrummt bekamen. Ein und dieselbe Community zeigte binnen kürzester Zeit ihr hässlichstes und schönstes Gesicht.

Adam hatte in der einen Partie Pech. Er spielte mit Leuten, deren Verständnis für den eingeschränkten Mitspieler weniger wog als der Ärger über dessen undeutliche Aussprache. Adam wurde ausgeschlossen. Die Gruppe stellte sich gegen ihn. Dann war es eine Person, die sich ein Herz nahm und den Vorfall dokumentierte. Und dessen Forumsbeitrag produzierte ein lautes Echo. Das Pendel schwang um. Plötzlich stand Adam innerhalb des Kreises und seine unfairen Kontrahenten waren im Abseits.

Doch weder der unschöne Vorfall noch die großartige Reaktion repräsentieren die Counter Strike-Community. So wie das mit den Online-Communitys nun mal ist, melden sich jene zu Wort, die das gerade wollen. An einem Tag wollten Adams Mitspieler ihn geschlossen diskriminieren. An einem anderen Tag wollten andere Gamer ihre Solidarität mit Adam bekunden.

Man stelle sich vor, Adam hätte zum Zeitpunkt seines Rauswurfs nicht gestreamt. Man stelle sich vor, dieser eine Zuschauer hätte den Vorfall nicht gepostet. Die Counter Strike-Community hätte nicht ihr schönstes Gesicht zeigen können.


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