Coronavirus – Ansteckungsgefahr versus Wirtschaftskrise

Coronavirus – Ansteckungsgefahr versus Wirtschaftskrise Coronavirus – Ansteckungsgefahr versus WirtschaftskriseCoronavirus in Italien: Wegen der Hamsterkäufe dürfen Desinfektionsmittel nur noch beschränkt gekauft werden.

Leben im Ausnahmezustand

Man kommt derzeit fast nicht darum herum, aus Italien zu berichten, ohne vom Coronavirus zu sprechen. Dieser diktiert momentan unseren Alltag, eigentlich mehr, als einem lieb wäre. Wohl müssen ich und meine Familie nicht in Quarantäne ausharren – schon gar nicht auf irgendeinem gestrandeten Kreuzfahrtschiff – und befinden uns auch nicht in der „zona rossa“, der roten Zone, aber unser Leben wird von diesem Ausnahmezustand äusserst stark beeinflusst.

Coronavirus – Ansteckungsgefahr versus WirtschaftskriseCoronavirus in Italien – die Städte sind menschenleer

Online-Lektinen in den Zwangsferien

Die Vorsichtsmassnahmen werden dauernd drastisch verschärft, die Schulen im ganzen Land sind bis zum 15. März geschlossen. Für uns bedeutet das bereits drei Wochen Zwangsferien. Und ob der Schulbetrieb Mitte Monat dann tatsächlich wieder aufgenommen wird, steht in den Sternen. Mittlerweile bekommen meine Kinder ihre Hausaufgaben über eine Schul-Plattform zugeschickt, und die beiden älteren müssen tägliche Termine für Online-Lektionen einhalten.

Coronavirus – Ansteckungsgefahr versus WirtschaftskriseCoronavirus in Italien – die staatlichen Verordnungen hängen an jedem Lokal

Erste Anzeichen einer Wirtschaftskrise

Was mir an dieser Situation am meisten Sorge bereitet, ist nicht eine allfällige Ansteckung, sondern die Wirtschaftskrise, die Italien unmittelbar bevorsteht. Erste Anzeichen sind bereits sichtbar: Im Tourismus tätige Bekannte – Hotelbesitzer, Touristenführer – klagen über Annullierungen von bis zu 100 Prozent und keinen Neubuchungen! Dabei würde die Saison jetzt beginnen. Die Supermärkte, kleinen Lebensmittelgeschäfte sowie Restaurants und Bars sind immer noch offen und laufen im Normalbetrieb. Doch auch sie befürchten Einbussen. Und werden gebüsst, sollten sie nicht darauf achten, dass die Gäste die Regeln nicht einhalten: Abstand von mindestens einem Meter, den caffé nicht an der Theke trinken, Hände wenn möglich desinfizieren. Um dieser Verschlimmerung entgegenzuwirken, kehrten wir in den letzten Wochen gleich zweimal in unserer Dorfpizzeria ein. Da war- zum Glück, kann man sagen – einiges los. Doch grosse (Reise-)Pläne kann man derzeit nicht machen, das Leben ist ein einziges Fragezeichen und findet im Konditional statt. Damit habe ich manchmal so meine Mühe – wenn dann auch noch das Wetter Kapriolen macht, dann fällt mir die Decke schon mal auf den Kopf und ich frage mich ernsthaft, wann dieser Albtraum endlich ein Ende hat.

Kein Ende in Sicht

Denn dieses ist kaum abzusehen, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Wenigstens ist hier nicht mehr von Hamsterkäufen die Rede – kürzlich fuhr ich in meinen Lieblingssupermarkt und war gerade zur richtigen Zeit dort, denn es hatte ganz wenige Leute. Das kommt der Virus-Prävention wieder zugute. Doch während ich meinen übervollen Einkaufswagen durch die Regale stosse, komme ich nicht nur ab dessen Gewicht ins Schwitzen, sondern auch deshalb, weil die Leute denken, ich sei auf Hamsterkauf. Bin ich aber nicht – mein Einkaufswagen ist immer so voll! Bei einer fünfköpfigen Familie mit drei halbwüchsigen Kindern kein Wunder. Aber zurück zum Virus: Da jetzt jeder Mensch eine potentielle Ansteckungsgefahr darstellt und Italien eines der in Europa bis jetzt schwerstbetroffenen Ländern ist, komme ich mir manchmal vor wie eine Aussätzige – auch wenn ich kerngesund bin.

Gefahr der Entfremdung

Eine befreundete Engländerin wollte für ein paar Tage zu ihrer Familie nach Grossbritannien reisen, doch diese sagte ihr, sie soll bleiben, wo sie ist. Und auch meine Schweizer Verwandtschaft erzählte mir von Leuten, die sagen, dass die Italiener den Coronavirus in die Schweiz bringen würden. Das entfacht den Rassismus unter den Völkern wieder von Neuem. Hatten wir uns doch erst im friedlichen Zusammenleben geübt. Begrüssungsrituale sind tabu – was für sich für Südländer ebenfalls unnatürlich anfühlt, denn sie sind sich gewohnt, enger als die Nordländer beieinander zu sein. Hoffen wir, dass die Krone bald wieder aufs eigene Haupt gesetzt und dem Virus den Garaus gemacht werden kann, damit auch wir wieder zusammenfinden.

Wie geht ihr mit der Angst vor dem Coronavirus um?

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