Corona Stay at home-Zeit als Herausforderung
Es war mir von Anfang an klar: Diese Corona-Geschichte wird nicht einfach. Für uns alle. Aber vor allem auch für euch, Jungs. Ihr seid in einer Phase, in der ihr nach Unabhängigkeit und eigener Identität strebt und eine gewisse Distanz zu uns Eltern braucht. Die Abkapselung, die diese Zeit mit sich bringt, widerspricht diametral euren Bedürfnissen.
Mit Eltern abhängen statt mit Freunden
Auch wenn ihr die Schule nicht wirklich vermisst und selbstorganisiert von zu Hause aus arbeitet, fehlen euch eure Freunde und die Möglichkeiten, täglich etwas mehr Eigenständigkeit zu erproben. Mit euren Kollegen abzuhängen, euch auszutauschen, über Lehrpersonen und Eltern zu lästern oder einfach über den Mittag zusammen zu sein, zu blödeln, zu flirten, ohne dass wir Eltern etwas davon wissen, geschweige denn, euch dreinreden – das alles fehlt euch sehr. Stattdessen müsst ihr euch als Brüder untereinander solidarisieren und tagein, tagaus mit uns Eltern zusammen sein. Konflikten könnt ihr nur durch Rückzug in euer eigenes Zimmer entfliehen.
Verzicht geübt und Neues gelernt
In den letzten Wochen habt ihr auf vieles verzichtet. Dabei habt ihr kaum gemuckt und alles geduldig und genügsam ertragen. Ihr habt mit uns zusammen zahlreiche Fähigkeiten eingeübt, die ihr später brauchen werdet, und dabei einen grossen Schritt Richtung Selbständigkeit gemacht. Ihr habt Verantwortung übernommen und mich im aufreibenden Generationen-Sandwich enorm entlastet. Auch wenn es verständlicherweise immer wieder zu hitzigen Auseinandersetzungen kam, habt ihr kooperiert und mit uns zusammen das Beste aus der Situation gemacht. Ich bin stolz, wie gross ihr in den letzten Wochen geworden seid und danke euch, dass ihr uns in allen Belangen so gut unterstützt habt.
Nun hoffe ich, dass ihr bald vollständig zurückkehren könnt in eure unbeschwerte Jugendzeit, die für euch und für alle anderen Kids, die diese herausfordernde Zeit meistern müssen, so wichtig ist für eine gesunde Entwicklung zu jungen Erwachsenen.
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Wie haben eure Kinder die Corona-Zeit gemeistert?
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