Heute geht´s gleich weiter, von Lissabon reisen wir in die Montado Region in Portugal. Dort wachsen sie, die riesigen Korkeichen. Mit über 730 Tausend Hektar umfasst diese Region, die weltweit größte Fläche an Korkeichenwälder.
Schon auf dem Weg dorthin, kamen uns die ersten Traktoren mit riesigen Wagenladungen voller Kork entgegen...
...aber es ging schnell weiter, um den Korkbauern bei der Ernte zuzusehen...
Immer 2 Korkbauern bearbeiteten jeweils einen Baum. Mit wenigen gezielten Schlägen schälte sich die Rinde in riesigen Stücken ruckzuck vom Baum. Was auf den 1. Blick ziemlich einfach aussah, erfordert jedoch jahrelanges Training, um den Baum mit der Axt nicht zu verletzen. Das Wissen um das fachmännische Ernten des Korks wird dabei immer von Generation zu Generation weitergegeben.
Um einen Baum das erste Mal ernten zu können, muss er ca. 25 Jahre alt sein. Dann dauert es 9 lange Jahre bis er erneut geschält werden darf. Zur Kennzeichnung erhält daher jeder Stamm nach der Ernte die letzte Ziffer des aktuellen Jahres. Im Laufe seines bis zu 200-jährigen Lebens kommen so ca. 15 Ernten zusammen....
Portugal produziert 40 Millionen Korken...am Tag !!! Hauptabnehmer ist natürlich Frankreich. Aber um einen erstklassigen Korken zu erhalten, kann erst die 3. Ernte eines Baums verwendet werden. Die beiden anderen Rinden wären viel zu grob strukturiert. Mit jeder Ernte wird die Rinde glatter und gleichmäßiger. Ein Baum kann also frühestens nach 43 Jahren die perfekte Rinde für einen Weinkorken liefern. Ich hoffe, dass von jetzt an niemand mehr von euch die Weinkorken achtlos in die Mülltonne wirft....
Nach Montado ging es weiter in eine Champagner Korken Fertigung. Von der Rinde bis zum Korken ist es ein langer, langer Weg. Nach 6 monatiger Lagerzeit im Freien, wird der Kork zunächst gekocht, um die Gerbstoffe zu entziehen und Ungeziefer zu entfernen.
Anschließend muss er wieder mehrere Wochen Trocknen und Reifen. Bei jedem Schritt finden ständige Qualitätskontrollen durch Mensch und Maschinen statt.
Sicher hat jeder von euch schon Mal einen korkigen Wein erwischt. Die Substanzen Trichloranisol (TCA) und Tribromanisol (TBA) können beim chemischen Abbau von Stoffen in Korken entstehen. Sie gelten als Hauptverursacher von Korkgeschmack oder -geruch im Wein. Wird im Labortest bei einer Stichprobe TCA oder TBA gefunden, ist die komplette Charge nicht für die Korken Produktion geeignet.
Beim Champagnerkorken sind übrigens nur die beiden unteren Schichten aus ganzem Kork. Der obere Teil, der keinen Kontakt mit dem Champagner hat, wird aus gepresstem Material gefertigt. Auf dem Bild unten seht ihr rechts den Rohling und links einen gebrauchten Korken, so wie wir ihn kennen.
Nun fragt ihr euch sicher, was denn mit dem korkigen Kork und den ersten beiden Korkernten geschieht. Natürlich wird alles vollständig verwertet. Geschnitten und geschrotet entsteht ein Granulat, aus dem Fußböden, Tapeten, Wohnaccessoires oder auch Möbel hergestellt werden. Sogar, der bei der Produktion anfallende Staub wird abgesaugt und als Brennstoff verwendet.
Wer jetzt sagt, nö, Korkfußboden kommt mir auf keinen Fall ins Haus, der sollte sich die mit Digitalprint bedruckten Korkplatten ansehen. Sieht aus wie normales Laminat, fühlt sich aber wesentlich wärmer an und hat noch dazu eine perfekte Schallisolierung.
Auch das ist Kork...
Wir besichtigten außerdem eine traumhafte Schule, deren Fassade mit Kork verkleidet war.....
...das unglaublich trendige Microsoft Headquarter, das in allen Räumen auf Kork setzt und jede Menge korkverarbeitende Werke...
Und raucht euch schon der Kopf ? Dies ist nur ein Bruchteil der Eindrücke, die auf uns während der 3 Tage hereingeprasselt sind. Da tat zwischendrin so ein Gläschen Portwein ganz gut...auch wenn es gerade Mal 10 Uhr vormittags war...
Na denn...Prost !
Auf dem Blog der Webseite Schöner leben mit Kork findet ihr noch weitere Fotos und Berichte über unsere spannenden Tage in Portugal.