Immer mit dabei: Die sprechende Schildkröte. Sie spricht ab jetzt mit euch beim DVD-Händler des Vertrauens...© 2014 Schwarz Weiss Filmverleih
Viele Leute hauen zu ihrem Geburtstag ab, sie flüchten vor den Nachbarn, die sich sonst nur bei ihnen melden, wenn jemand gestorben ist und man eben Mitleid heucheln muss, oder vor der Familie, die sich sonst nur zeigt, wenn Geld gebraucht wird. Ariane (Ariane Ascaride) hingegen freut sich auf ihren Geburtstag, sie hat einen Kuchen gebacken, die Kerzen brennen und sie wartet auf ihren Besuch. Endlich wieder die Kinder sehen, endlich ist wieder was los. Aber es kommt niemand. Nach und nach klingeln die Gäste durch und sagen ab. Für Ariane ein Untergang...Regisseur Robert Guédiguian lässt seine Hauptfigur fortan durch eine fantasiebeladene Welt umher irren. Ariane landet im mysteriösen „Café Olympique“, dort trifft sie auf lauter illustre Gestalten und tut einiges, was sie niemals zu tun gewagt hätte. Der französische Filmemacher erfindet das Rad ganz und gar nicht neu. Es ist die x-te Geschichte einer Frau im besten Alter, die einfach mal aus ihrem gewohnten Alltag entfliehen möchte. Es ist ein durch und durch französischer Streifen, zu dem man aber nie irgendeinen Zugang findet. Zu seltsam ist das Gesehene, zu absurd die Szenen, zu zusammenhangslos die Erzählabfolge. Aber hey, ist ein Traum, das muss so, könnte man jetzt einwenden – wenn, dann ist „Café Olympique“ höchstens ein Albtraum.
Let's dance! © 2014 Schwarz Weiss Filmverleih
Im Hintergrund laufen ständig irgendwelche französischen Liedchen über irgendwelche Lebensweisheiten („Wie man sich bettet, so liegt man, es deckt einen keiner zu“), es gibt – kein Scherz – sprechende Schildkröten, mit denen Ariane sich übers Leben unterhält. Auf Fähren wird getanzt, in Museen eingebrochen, auf Booten übernachtet. Ariane hat endlich wieder Spaß im Leben, sie kellnert urplötzlich in Cafés und einen ihrer Lebensträume, vor Publikum sich ihre Stimme aus dem Halse zu krakeelen, erfüllt sie sich auch noch. Das wahre Leben ist eben nicht daheim vor der Geburtstagstorte, sondern da draußen irgendwo. Aha.Eine typisch französisch-lebensbejahende Kiste, die in gelungener typisch französisch-beschwingter Inszenierung goutierbar gewesen wäre. Guédiguians Problem: Beschwingt ist sein Geburtstag in Marseille zu keinem Zeitpunkt. Die Story über die „ completely ballaballa“- Frau, die ihren Weg sucht und dabei auf einen Haufen durchgeknallter Paradiesvögel trifft und gemeinsam mit ihnen die ulkigsten Dinge erlebt, ist einfach nur ermüdend und anstrengend. Der Schrägheits-Faktor mindert das Vergnügen deutlich und die dauerhaft aufgesagten „Das Leben ist...“-Punkte nerven. Wirklich in seinen Bann zieht das französische Komödien-Drama nie, es holptert und stolpert so vor sich hin während der gesamten gut 90 Minuten.
Viel Leerlauf und viel Lärm um nichts. Vom Besuch der Geburtstagsparty der lieben Ariane ist tatsächlich dringlichst abzuraten.
BEWERTUNG: 2,0/10Titel: Café Olympique - Ein Geburtstag in MarseilleFSK: ab 6Laufzeit: ca. 92Genre: Komödie, DramaErscheinungsjahr: Frankreich 2015, auf DVD erhältlich seit 28.08.2015Regisseur: Robert Guédiguian Darsteller: u.a. Ariane Ascaride, Jaques Boudet, Gérard Meylan, Jean-Pierre Daroussin