Regenerative oder “grüne” Energien sind nach der Atom-Katastrophe in Fukushima ja ziemlich in – aber wie so ziemlich alles, was der Kapitalismus hervor bringt, am Ende eine extrem destruktive Sache. Insofern ist die Überschrift “Das Label Klimaschutz ist Etikettenschwindel” in der jungen Welt viel zu harmlos für das, worum es geht: Um die totale Zerstörung der Umwelt im Namen eines Umweltschutzes, der keineswegs die Umwelt schützt, sondern die Interessen der Geschäftemacher im kapitalistischen System.
Man kann es drehen und wenden wie mal will: Wenn man weltweit immer mehr Menschen mit immer mehr Energie versorgen muss, weil ohne Wachstum im Kapitalismus nun mal gar nichts geht, kann das nur auf Kosten der Umwelt geschehen. Dass man dadurch die Wachstumsgrundlage von allem irreversibel zerstört, ist dem Kapitalismus schon immer schnurz gewesen – bislang ist es ja irgendwie “gut” gegangen, zumindest in unserem Teil der Welt. Wo anders sieht es leider schon ganz anders aus: Zerstörte Landschaften, Wüsten, riesige Müllhalden, austrocknete Seen, versiegte Flüsse, abschmelzende Gletscher – wer Augen im Kopf hat, kann die Folgen einer auf Wachstum und Ausbeutung beruhenden Wirtschaftsweise auf der ganzen Welt bereits deutlich sehen. Und es ändert sich nichts, wenn man einfach das Label “grün” auf ein paar Bereiche dieses kranken Systems klebt und ansonsten einfach weiter macht wie bisher.
Ein Rapsfeld in der Uckermark. Sieht hübsch aus, trägt aber zur Verödung der Landschaft bei.
Die verheerenden Auswirkungen der Agrosprit und Biogas-Erzeugung bei uns vor der Haustür sind bereits durchaus spürbar, etwa in der Uckermark. In anderen Regionen ist der Raubbau an der Landschaft noch sehr viel dramatischer, etwa wenn in Indonesien letzte zusammenhängende Regenwälder für Palmöl-Plantagen gerodet oder afrikanische Savannen umzäunt und mit Jatropha-Bäumen bepflanzt werden. Selbst die angeblich so saubere Wasserkraft zerstört Landschaften.
Nur zwei Beispiele: Durch das Belo-Monte-Staudammprojekt in Brasilien werden voraussichtlich 100 Fischarten aussterben, Regenwaldflächen zerstört und mehr als 30.000 Menschen zwangsumgesiedelt werden. In Mesopotamien (Irak), das als Wiege unserer Kultur gilt, soll der Ilisu-Staudamm am Tigris die antike Stadt Hasankeyf überfluten. Dabei weiß man doch eigentlich schon seit dem Bau des Assuan-Staudams am Nil, das der Eingriff in Flusslandschaften neben den in Kauf genommen Nachteilen nicht unbedingt die erwarteten Vorteile bringt: Zwar wurden die Hochwässer des Nil durch den riesigen Damm reguliert, dafür lieferten die Turbinen wegen des schlammigen Wassers weniger Strom als erwartet. Dafür mussten die Bauern nach dem Bau Kunstdünger verwenden, der vorher nicht benötigt wurde, weil die Überschwemmungen fruchtbare Sedimente zurückließen. Außerdem versalzt der Boden, weil das Nilhochwasser das Salz nicht mehr auswäscht.
Der in Wien lebende Umweltschützer Ulrich Eichelmann hat einen Film über die Verbrechen gemacht, die im Namen des Klimaschutzes begangen werden. Climate Crimes wurde gestern in Hamburg erstmals gezeigt. Der Film wird am 29. Januar in Berlin um 20 Uhr im Kino Hackesche Höfe zu sehen sein