Dem Leben und Werk der Architektin Hannah Schreckenbach widmete sich bereits im Sommer 2012 ein Clayblog-Beitrag. Seinerzeit besuchte ich die damals 79-jährige Magdeburgerin, um im Rahmen meiner Social Media Tätigkeit für Claytec ein Portrait über sie zu schreiben. Anlass für meinen Bericht war ihre herausragende Rolle in der Wiederbelebung des Bauens mit Lehm, die sie unter anderem als Gründungsmitglied des Dachverbands Lehm (DVL) mit großem persönlichem Einsatz über Jahrzehnte vorangebracht hat. Bis heute ist Hannah Schreckenbach aktiv in die Öffentlichkeitsarbeit des DVL eingebunden. Jetzt hat sie eine bemerkenswerte Homepage online gestellt, bei deren Erstellung ich sie unterstützen durfte.
Fundgrube (nicht nur) für Afrika-Freunde: Homepage schreckenbach.info
Als im Spätsommer 2014 mein Telefon klingelte war eine gute Bekannte dran und kam ohne Umschweife auf den Punkt: “Herr Mai, Sie müssen mir helfen!”. Hannah Schreckenbach berichtete von Plänen, die sie schon länger in der Schublade hatte und nun endlich umsetzen wollte, denn: “Ich bin jetzt 81, wer weiß, wieviel Zeit mir noch bleibt.” Sie erzählte mir von zahllosen Aufzeichnungen, Skizzen, Reiseberichten und Dokumenten, die sie im Laufe ihrer langjährigen Afrika-Aufenthalte und im Rahmen vieler Dienstreisen und Projekte in aller Welt angehäuft hatte.
Ein Highlight der Schreckenbach-Homepage: zahlreiche handgezeichnete Illustrationen
Diesen reichhaltigen Wissens- und Erfahrungsschatz wolle sie der Nachwelt in Form einer Webseite erhalten. Über ihren Wunsch sie dabei zu unterstützen musste ich nicht lange nachdenken, war ich doch schon bei unserer ersten Begegnung überaus beeindruckt gewesen von der Fülle ihrer geschilderten Erlebnisse in Afrika und anderswo. Was mir außerdem gut in Erinnerung geblieben war: wie oft wir gemeinsam lachten wenn Hannah zwischendurch die ein oder andere Anekdote über den typisch-lakonischen Humor der Ghanaer zum Besten gab. Der schien in manchen Punkten dem spezifischen Humor der einstigen DDR-Bewohner gar nicht unähnlich, war doch hier wie dort der Mangel und dessen augenzwinkernde Bewältigung humoristischer Dreh- und Angelpunkt.
Autobiografisch: “Ein Haus für die Ziegen des Präsidenten”
Seit Anfang 2014 ist die Seite nun unter der Domain schreckenbach.info zu erreichen. Hannah Schreckenbach ist nach wie vor fleißig dabei, die Inhalte zu komplettieren, noch ist reichlich Material vorhanden. Dass es bei aller Fülle hier und da noch Lücken gibt, stört sie nicht weiter. Es sei halt “work in progress” und außerdem “habe ich damit etwas Sinnvolles zu tun”, sagt sie. Eine etwas kokette Bemerkung, wenn man bedenkt, dass sie nach wie vor im DVL aktiv ist, Tagungen besucht und ein Buch schreibt – mithin ein Pensum absolviert, für das manch 20 Jahre jüngerer Mensch mit anerkennendem Schulterklopfen bedacht würde.
Aktive Bloggerin mit 81 Jahren: Hannah Schreckenbach
Die Fülle des auf der Seite dokumentierten Materials ist enorm, deshalb von mir drei Tipps zum Einstieg: Ein Highlight ist sicherlich das eben fertiggestellte und exklusiv auf der Schreckenbach-Homepage veröffentlichte autobiografische Buch ”Ein Haus für die Ziegen des Präsidenten”. Garniert mit zahllosen Illustrationen, Fotos und Zeitdokumenten entführt das Werk den Leser in das Gahna der 1960er und -70er-Jahre. Da ich ein großer Fan von Hannah Schreckenbachs Arbeiten mit dem Zeichenstift bin, darf auch ein Beispiel-Link zum Thema Illustrationen nicht fehlen: In der Bildergalerie über die “Mammy Lorry Slogans” spielt der oben erwähnte Ghana-typische Humor eine besondere Rolle. Zuletzt noch der Hinweis, dass wir in Hannah Schreckenbach wohl eine der ältesten aktiven Bloggerinnen der Republik haben. Im “Hannahblog” teilt sie ihre oft expliziten und pointierten Ansichten zu Tagespolitik, Privatem und Alltäglichem.