Originaltitel: Citizenfour
DE, GB, USA | 2014 | 113 Min. | FSK: ab 0
Dokumentation
Regie: Laura Poitras
Drehbuch: Laura Poitras
Kinostart: 06.11.14
DVD/Blu-Ray VÖ: 08.05.15
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Praxis Films
Worum geht’s?
2013 erhält die politisch engagierte Dokumentarfilmerin Laura Poitras verschlüsselte E-Mails von einem Unbekannten, der sich Citizenfour nennt. Gemeinsam mit Journalist Glenn Greenwald von The Guardian trifft sie sich zum Interview mit dem Unbekannten, der sich als junger Mann namens Edward Snowden entpuppt. Snowden enthüllt globale, illegale Überwachungs- und Spionagetätigkeiten seines Arbeitgebers, der National Security Agency, aus dem einzigen Grund, die Öffentlichkeit zu informieren.
Wie ist der Film?
Nach „My Country, My Country“ und „The Oath“ landete Laura Poitras mit der Vollendung ihrer Post-9/11-Trilogie den großen Coup, Oscar für den besten Dokumentarfilm inklusive. Dieser Film lässt hautnah dabei sein, wenn in neutralen Hotelzimmern Geschichte geschrieben wird, quasi live – eine echte Seltenheit. Die Kritik und das überschaubare Publikum zeigen sich begeistert, in erster Linie wegen des brisanten Themas. Rein filmisch gesehen übt „Citizenfour“ elegante bis zähe Zurückhaltung.
Poitras genießt den Vorteil, Infos aus erster Hand zu haben, denn Edward Snowden höchstselbst ist ihr Protagonist – ein sympathischer, bescheidener junger Mann, wie sich herausstellt. Man erhält kleine Einblicke in die Gefühlswelt des Whistleblowers, der sein privates Glück für politische Aufklärung opferte. Darüber hinaus hat „Citizenfour“ leider nichts zu erzählen, was die Medien nicht schon ein Jahr zuvor breitgetreten haben. Die Regisseurin fasst zusammen, scheint kaum eine Haltung einzunehmen, spielt nur manchmal mit kleinen, menschelnden Details inmitten der Informationsflut. Ihre im Guerilla-Stil gefilmte, schnörkellos erzählte Dokumentation wirkt betont nüchtern und damit einerseits respektvoll, andererseits reichlich trocken.
Was Edward Snowden aufdeckte, ist nicht weniger als ein unglaublicher Skandal auf internationaler Ebene, in „Citizenfour“ mit unterschwelliger Beklemmung angedeutet. Laura Poitras, die ohnehin schon unter Beobachtung steht, beweist mit der Veröffentlichung dieses Films bemerkenswerten Mut. Ihr Whistleblower-Portrait ist eine ausführliche Einführung zu einem wichtigen Thema. Irgendwo tief drin sind Paranoia und Thriller-Elemente zu spüren, doch wer nicht schon im Vorfeld mit der Thematik warmgeworden war, wird von den eintönig und kühl präsentierten Fakten wohl eher zermürbt als gepackt. Es gibt Dokumentarfilme, die durch ihre Lebendigkeit begeistern, auch wenn das Publikum kein Vorwissen besitzt und Dokus gar nicht gewohnt ist. Der zu lang geratene „Citizenfour“ gehört leider nicht dazu.
Wertungen (ø 5.5) [?]
5.5 – Philipp Stroh
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