Wenn man Skateboarder in Nürnberg nach dem besten Filmer der Stadt befragt, kommt es wie aus einer Kehle: "Na der Ulsamer natürlich". Absolut richtig! Er ist so etwas wie das Skatevideo-Urgestein in der Frankenmetropole, deswegen aber noch lange nicht müde weiter eifrig Rollbrettfilme zu machen. Trotz seines Standes, hat er sich anderen Genres nicht verschlossen um so zu vollkommener Expertise zu gelangen. Gleichwohl passioniert wie professionell und ruhig, wie er nun mal ist, geht er die Dinge an und dies spiegelt sich auch in seinem Filmen wider. Was Skateboarding ihm gegeben und BWL-Studieren vermittelt hat, erzählt er uns hier....(incl. English version!)
DE
Hallo Christoph, erzähle doch denen, die dich noch nicht kennen, etwas über dich.
Ich heiße Christoph Ulsamer, bin 28 Jahre alt, wohne in Nürnberg und ich bin von Beruf Filmemacher.
Wie bist du zum Filmen gekommen?
Durch Skateboarding. Mit 12 oder 13. Zu der Zeit waren wir eine „Crew“ von 6-8 Kids die nichts außer Skateboarding im Kopf hatten. Ich habe also meine Freunde beim Skaten damals mit meiner Schulterkamera gefilmt - alles auf VHS Kassetten. Geschnitten habe ich das mit zwei Videorekordern und einem Videomischer. Wir waren alle ziemlich beeinflusst von amerikanischen Skatevideos und ich denke genau deswegen habe ich dann angefangen zu filmen. Zum Glück war das vor Vimeo & Youtube, sodass alle Beweise aus der Zeit nur auf Tape existieren. Aus den Videos entstand eine leichte Obsession. Ich schätze mal, dass ich so ca. 300 VHS Skate-Videos im Keller habe. Größtenteils waren das Erbstücke älterer Skater oder Schnäppchen aus dem örtlichen Skateshop. Das Ganze lief dann immer weiter, man machte Trips in andere Städte, lernte neue Leute kennen. Erweiterte auf diese Weise seinen persönlichen Radius. Auch im Sinne von Leuten, mit denen man los zog um zu skaten. In dem Alter wurden Klassenkameraden von Ihren Eltern noch zum Vereinssport gefahren und abgeholt. Da fühlte es sich natürlich super an, alleine durch Frankfurt, Stuttgart und andere Städte zu pushen und mit seinen Kumpels eine gute Zeit zu haben. Irgendwann entstand auf diese Weise auch die Verbindung zu Nürnberg. Über Jahre war ich dann regelmäßig mit den Like Wow Jungs unterwegs. Speziell mit Michael Zakel habe ich wohl mehr Stunden mit Filmen auf dem Skateboard verbracht, als mit jedem anderen. ‚Danke Homie!‘ Nach einigen Jahren in denen ich ausschließlich Skateboarding gefilmt habe, kamen dann andere Sachen hinzu - Kurzfilmprojekte, abstraktes Zeug und Musikvideos, sowas in der Richtung. Dann kamen über Kontakte die ersten kommerziellen Aufträge zustande, die es mir ermöglichten, weiter in mein Equipment zu investieren und mein Wissen über Kameratechnik zu erweitern. Seit ca. 2010 arbeite ich jetzt Vollzeit freiberuflich als Filmemacher. Hauptsächlich produziere ich zusammen mit meinem Geschäftspartner Stefan Koeppel Dokumentationen im Industriebereich, Imagefilme und Werbungen. Das schöne an dem Job ist die Möglichkeit viel zu reisen. Ob Produktionen auf den französischen Antillen oder im Norden Ontarios...man kommt an viele Orte die man als Tourist nicht besuchen würde.
EN
Hi Christoph, tell those people who didn´t know about you so far something about you.
My name is Christoph Ulsamer, I´m 28 years old, I live in Nuremberg and I´m a film maker.
How did you come to filming?
With skateboarding when I was 12 or 13 years old. At that time we were kind of a crew of 6-8 kids who only had skateboarding in mind. What I did back then, was to film my friends with my shoulder-mounted camera when skateboarding – on vhs cassettes of course. After that I cut the footage via two video recorders and a video mixer. We were all pretty much influenced by American skate videos and I guess that´s the reason why I started making my own films. Luckily, that was way before Vimeo & Youtube, so that all evidence from that period of time only exists on tape. These skate videos became kind of an obsession. I have a collection of 300 skate videos in my basement, I suggest. Most of them were gifts from older skateboarders or bargain buys from the local skate shop. And the whole thing just went on – trips to other cities, meeting new people. I expanded my horizon, especially when skateboarding, you know? At that age some of my class mates were brought to club sports and picked up again by their parents. Compared to that it felt very good to push with the skateboard through cities like Frankfurt or Stuttgart and to hang out with friends. At some point, there was the connection to Nuremberg. Over years I´ve been with the ‘Like Wow’ guys, specifically with Michael Zakel I´d spent more hours with shooting skate footage than with anybody else. ‘Thanks man!’ After a few years of shooting only skate flix other projects came in addition – short movies, abstract stuff and music videos, stuff like that. Then, via intermediary contacts I was taking part in some commercial projects which helped me invest in better equipment and to improve my technical camera skills. Since 2010, I´ve been working full time as a freelance film maker. Mainly, I produce documentaries in the industrial sector, image films and commercials with my business partner Stefan Koeppel. The best thing about this job is the possibility of travelling a lot. No matter if the French Antilles or the North of Ontario…you get to places you would never visit as a tourist.
DE
Wann und warum hast du dich dafür entschieden, Filmen zu deinem Beruf machen zu wollen?
Ich denke das war im letzten Jahr an der Uni. Aus meinem deutschen Sicherheitsdrang heraus habe ich erst einmal BWL studiert. Irgendwann war da natürlich der Punkt erreicht an dem man realisiert: OK, entweder Büro und Krawatte oder ich versuche mal mein Glück mit dem was ich liebe. Natürlich kam über Skateboarding auch schon während des Studiums immer wieder Geld rein, aber das war weit von einem realistischen Einkommen entfernt. Rückblickend hat mir das fachfremde Studium aber viel mit auf den Weg gegeben. Zum einen lernt man natürlich extrem viel über wirtschaftliches Handeln und Denken. Gerade bei Projektplanungen und Budgetierung ist das sehr sehr hilfreich. Zum anderen hört und sieht man viele Dinge, die als Negativbeispiele haften bleiben. Großkotzige ‚Schnöselkids‘, Professoren & Dozenten bei denen es zu oft schneit und so eine allgemeine Überheblichkeit. Ich will da niemanden zu nahe treten oder etwas unterstellen, aber ein wenig Tiefstapeln würde der „jungen Wirtschaftselite“ hierzulande nicht schaden. Als dann während des letzten Semesters die Aufträge mehr wurden war klar wohin die Reise gehen soll.
EN
When and why did you decide to be a professional film maker?
I think, it was during my last year at the university. Out of my typical German urge for safety I studied business administration. At some point I realized: OK, you either choose office and tie or you try your luck with what you really love doing. Of course, during my studies I earned a little money with producing skate videos but it was still to far away from a realistic income. Looking back, studying business administration gave me a lot to take along, nonetheless. On the one hand you learn much about economical behavior and thinking, which can be very very helpful when you have to plan and budget projects. Hence, on the other hand, I´d also seen a lot of negative examples which I personally couldn´t forget: snots who just talk large, Professors and lecturers who not only think they were A-class, they also dig A-class up their noses, if you know what I mean – in total there is a general arrogance. I don´t want to offend anyone or to impute something but it won´t hurt the ‘young economy´s elite’ to be a little more modest. Then, during my last semester of studying when orders for film productions increased it was clear where the road is going to take me.
Promo Like Wow 2012 from Like Wow on Vimeo.
DE
Welchen Stellenwert hat Skateboarding für dich?
Skateboarding war lange Jahre der Mittelpunkt meines Lebens. Ich habe dadurch viele Freunde und interessante Leute kennengelernt. Aus filmischer Sicht ist es wohl die ästhetisch vielseitigste Art sich fortzubewegen. Es gibt so viele unterschiedliche Stile, es lässt sich unglaublich viel über den Charakter einer Person erahnen wenn man ihm beim skateboarden zusieht. Leider ist es in letzter Zeit etwas weniger geworden, ebenso das Filmen von Skateboarding. Aber ich genieße es trotzdem jedes mal wenn ich mit Freunden unterwegs bin und einfach eine gute Zeit habe.
EN
Which status does skateboarding have for you?
For quite a long time, skateboarding was the center of my life. Thanks to skateboarding I´ve met a lot of friends and interesting people. From a film makers point of view it´s the most aesthetic and versatile way in means of transportation. There are so many different styles. One can tell so much about the character of a skateboard just by watching him skate. Unfortunately, I don´t have too much time for skateboarding, nor for shooting new skate footage. But I still enjoy it when I hang out with my friends – we just have a good time.
DE
Kannst du von deinem Beruf leben?
Dank der Aufträge aus der Industrie, Ja. Mit Skateboarding alleine wäre es mit Sicherheit auch möglich, aber wesentlich schwieriger.
EN
Can you live from your profession?
Thanks to my orders from the industry – yes, indeed. It would surely work out for me only with skateboarding, but it´d be way harder.
Im Nebel. from Ulsamer Filmworks on Vimeo.
DE
Was steht für dich beruflich in naher Zukunft an?
Aktuell steht ein ziemlich aufwendiger Kinospot für ein Frankfurter Unternehmen an, welcher hoffentlich im März Premiere haben wird. Da fängt jetzt gerade die Phase mit Castings, Location-Scouting etc. an...von daher bin ich gut beschäftigt. Daneben plane ich noch einen Trip nach Atlanta und Alabama, der hoffentlich im März zu Stande kommt. Das wird eine reine Skate-Sache. Zusätzlich steht in Kooperation mit meinem Kollegen Lars Tae-Zun Kempel eine Kurzfilmserie an, die wir hoffentlich im Frühjahr starten werden. Ansonsten versuche ich dieses Jahr wieder so viel wie möglich mit meiner Frau zu verreisen und neue Orte zu entdecken.
EN
What´s going to happen in the near future from a work-related perspective?
Momentarily, I´m working on a pretty lavishly produced cinema commercial for a company from Frankfurt. It´s going to be released in March, hopefully. Right now, they´ve started with the initial phase like castings, location scouting and so on…hence I´m pretty busy. Besides, I´m planning a trip to Atlanta and Alabama, which will most likely come about in March as well. This is going to be strictly skateboarding. Moreover, together with my colleague Lars Tae-Zun Kempel I will shoot a short movie series, with which we would like to begin in spring. Apart from that, I will try to travel together with my wife and explore new places as much as possible.
DE
Danke für das Interview.
Dank auch an dich und alles Gute für die Zukunft.
EN
Thank you for the interview.
The same to you and all the best for the future.
Kontakte:
koeppel-ulsamer.com | http://www.facebook.com/koulideas