Böses, böses Cholesterin
Ich weiß nicht, ob ihr diese Erfahrung auch kennt. Aber jedes Mal, wenn mein Arzt ein Blutbild von mir sehen wollte, gab es zusammen mit dem Befund den gleichen Stress: Meine Cholesterinwerte waren immer zu hoch! Und das ganz unabhängig davon, welcher Ernährungslehre ich gerade nachging. Ich konnte mich gerade in einer vegetarischen Phase befinden, Diät machen, Unmengen an Schokolade gegessen haben oder gerade von einem zünftigen Grillabend gekommen sein – ich hatte und habe immer zu viel Cholesterin im Blut.
Das führte natürlich zu eindringlichen Ermahnungen von ärztlicher Seite und einmal wurde ich ich sogar zu einer Ernährungsberaterin geschickt, die mich nach einem mehrstündigen Input mit der Empfehlung, es doch mal mit Margarine zu versuchen, entließ.
Heute weiß ich, dass diese hohen Werte genetisch bedingt sind, außerdem ist auch das HDL, also das „gute Cholesterin“ mannigfaltig in meinem Blut zu finden.
Was ist überhaupt Cholesterin?
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz, die für viele wichtigen Aufgaben im Körper benötigt wird. Es hilft bei der Fettverdauung genauso, wie beim Zellstoffwechsel und der Bildung von Vitamin D und dem Hormonhaushalt. Einen Großteil des benötigten Cholesterins wird vom Körper selbst hergestellt, nicht benötigtes Cholesterin wird hingegen von dem HDL-Cholesterin wieder entsorgt.
Cholesterin und die große Lüge
Im Jahr 1908 verfütterte der russische Wissenschaftler Alexander Ignatowski einen leckeren Brei aus menschlichem Gehirn und rohem Ei an Kaninchen. Als er diese Tiere später sezierte, stellte er große Mengen an Cholesterinablagerungen in deren Blutgefäßen fest.
Auf dieser Grundlage startete in den USA während der 1950er Jahren der heute sehr umstrittene Wissenschaftler Ancel Keys eine großangelegte Kampagne zum Thema Cholesterin. Dabei rechnete und interpretierte er Untersuchungen aus ein paar handverlesenen Ländern so lange herum, bis das Ergebnis endlich zu seiner Theorie passte: Das böse, böse Cholesterin, welches in tierischen Produkten, wie Butter, Milch, Speck und Ei reichlich enthalten ist, muss sich für Krankheiten wie Arteriosklerose, Herzkreislauf-Erkrankungen und Übergewicht verantworten.
Etwaige Gegenstimmen wurden bis hin zum Rufmord niedergebügelt, denn Keys hatte mächtige Partner in der Pharmaindustrie genauso, wie in der Lebensmittelindustrie, allen voran der Konzern Coca Cola. Und ruckzuck kamen in den frühen 1960er Jahren die ersten fettreduzierten Nahrungsmittel auf den Markt. Und heute werden wir überschwemmt mit überteuerten Light-Produkten, die zwar ungesunde Zusatzstoffen beinhalten, dafür aber den Cholesterinspiegel senken sollen und angeblich gut für die schlanke Linie sein sollen. In Deutschland hatte die Anti-Cholesterin-Bewegung ein Sprachrohr namens Volker Pudel, der uns mit einer „Pfundskur“ und der Zählerei von Fettaugen traktierte und dabei allen Ernstes behauptete, dass jemand, der abnehmen möchte, so viele Gummibärchen essen dürfte, wie er wollte.
Es galt die Regel: Kohlenhydrate wie Zucker sind gut, Fett ist böse.
Natürlich haben wir alle diese Theorien geglaubt. Wir haben nicht nur Margarine gekauft, sondern sogar fettreduzierte Margarine; wir haben den Jogurt in der Light-Version erstanden und den Marktleiter vom Supermarkt gedrängt, endlich Milch mit einem Fettgehalt von 0,8% ins Sortiment aufzunehmen.
Und was hat es geholfen? Gar nichts! Die Menschen in den Industriestaaten werden trotz fettarmen und cholesterinarmer Putensalami immer dicker. Und trotz Cola Light & Co steigen die Fälle von Diabetes Typ 2.
Oder kennt ihr jemand, der dank einer Light-Ernährung und den ganzen „Du-darfst“-Produkten wesentlich an Gewicht verloren hat?
Ich nicht. Mich eingeschlossen.
Die Kombination macht es
Heute ist erwiesen, dass die Kombination zwischen leeren Kohlenhydraten (wie Zucker) und Fetten und hier besonders die Transfette, die in den meisten Fertigprodukten (Kekse, Blätterteig, Pommes, Tiefkühlpizza) enthalten sind, schadet. Dazu kommt der eklatante Bewegungsmangel in unserer heutigen Zeit. Die Lösung wäre also: auf’s Auto verzichten und selber kochen, aber ich weiß selbst, dass das manchmal gar nicht so einfach ist.
Ich bin mir sicher, dass man allen Light-Produkten dieser Erde abschwören kann, weil es sich hier um hoch-denaturierte Lebensmittel handelt.
Ich glaube auch, dass ein Apfel einem Glas Saft immer vorzuziehen ist und das man nicht täglich Bratkartoffeln essen muss.
Aber wenn, dann sollten sie knusprig braun im Fett ausgebacken werden.