Palahniuk zu verfilmen ist schwer, seine Offenheit, seinen Schmuddel, seine Verlässlichkeit, auf jeder Seite mindestens drei prophetische Zitate zu bringen, die man sich im Großformat problemlos an die Wand kleben könnte. Palahniuks maschinengewehrschnell beschriebene Welt, ihren teuflischen Witz und ihre Alltäglichkeit, ihre Perversität, Widerlichkeit und Morbidität erlauben einen Blick in ganz persönliche, innere Wahrheiten einer jeden Bürgerschicht, die vor der Außenwelt sorgfältig abgeschlossen ist. Der Leinwandadaption "Choke" des Palahniuk-Romans "Der Simulant" fehlt in diesem Sinne weitgehend das, was "Fight Club" bewusstseinserweiternd machte, nämlich die Deutung eines Stoffes, das bildhafte Mehr, die Grenzüberschreitung. Eine arrangierte Vergewaltigung, ein mit pechschwarzem Pudding verschmierter Mund, Bier aus "Schneckenfallen", entblößte Brustfantasien und nicht zuletzt Palahniuk-übliche Albernheiten wie die "Heilige Vorhaut" haben es zwar in die verfilmte Geschichte eines zynischen Sexgierigen geschafft, der in Kneipen und Restaurants gern einen baldigen Erstickungstod vortäuscht. Aber solche Absurditäten sind die Ausnahme, und irgendwie wirkt "Choke" nie wahnsinnig genug, als dass er Palahniuk selbst das Wasser reichen könnte. Trotz eines spielfreudigen Sam Rockwell im Dauererregungszustand bettet der Film seine Psychosen in eine größtenteils kreuzbrave, glänzende Indie-Nerd-Dramödie ein, die gar kein unanständiges Paralleluniversum darzustellen bereit ist, sondern nur unsere Realität zerstreuter, ja langweiliger porträtiert. Es lebe der Orgasmus, wo auch immer.
5 | 10