Chöd – daheim im Geisterschloss

Chöd – daheim im Geisterschloss

Wenn du dich entscheidest, zu Hause zu praktizieren, sag zuerst allen Familienmitgliedern, dass du Chöd praktizieren wirst. Praktiziere das Chöd einen Tag lang, und verlange von jedem einzelnen von ihnen, ihr Schlimmster zu sein und dir alles Mögliche an den Kopf zu werfen, harte Worte, sei böse, versuche das Äußerste zu tun. Du sagst ihnen – ich werde sie überwinden. Dann übst du Chöd. Das wird dir gelingen.

Wenn du dich dann daran gewöhnt hast, ist der nächste Schritt ein Chöd-Retreat zu Hause für sieben Tage. Wiederum ersuche deine Familienmitglieder, dir den Gefallen zu tun, dir auf die Nerven zu gehen, und du übst, dich von diesen Dingen nicht ablenken zu lassen. Wenn du diese beiden Prüfungen bestanden hast, dann kannst du auf den Friedhof gehen und mit wirklichen Devas oder Geister oder Dämonen zu üben. Deine Familienmitglieder können auch Dämonen sein, so dass du nicht nach draußen gehen musst. Sie können zu Hause Dämonen sein, und wenn du dich an deine dämonischen Familienmitglieder gewöhnt hast, kannst du hinausgehen und anderen Dämonen gegenübertreten. Wenn du den Zorn an seiner Stelle überwindest, dann wirst du Mitgefühl erzeugen.

Der eigene Körper ist etwas, das man ablegt, aber wenn man eine Art morbider Anhaftung an sein physisches Wesen hat, dann hinterlässt und prägt das, und führt zu einer zyklischen Existenz. Der Körper ist so etwas wie ein Wechsel der Kleidung. Jetzt hast du diesen Körper, wenn du von uns gehst, wirfst du ihn weg, aber der Geist hört nicht auf, er geht weiter. Wenn du dann deinen Geist trainieren kannst, diese Ideen zu verstehen, wirst du weniger an den Körper gebunden sein. Wenn du weniger Anhaftung an den Körper hast, wenn du auf Friedhöfe gehst, an furchterregende Orte, um Chöd zu praktizieren, dann gibt es keine Art von Besorgnis, es gibt keine Furcht. Wenn du diese Befürchtungen und Ängste nicht hast, dann gäbe es auch keine Trugbilder.

Das eigene physische Wesen, der Körper, ist eine wunderbare Sache, aber leider durchläuft er all diese Prozesse: zuerst die Geburt, dann das Altern, die Krankheit und schließlich den Tod. Dem müssen wir uns alle stellen. Dann, obwohl eine wunderbare Sache nicht etwas Letztes ist, verändert sie sich und muss verworfen werden, ob es uns gefällt oder nicht. Deshalb sagen wir immer wieder, dass wir unseren Geist schulen sollten, alles zu bündeln, dem eigenen Geist die ganze Bedeutung beizumessen und dem eigenen physischen Körper weniger Anhaftung und weniger Bedeutung beizumessen. Es ist wie beim Autofahren, es ist glänzend und neu, und mit den Jahren rostet und verrottet es, und schließlich will man es nicht mehr, man will es wegwerfen. Der eigene Körper ist dem Altern, der Krankheit und dem Tod unterworfen. Es macht also keinen Sinn, sich an etwas zu klammern, das nicht von Dauer sein wird. Es ist viel besser, sich auf etwas zu konzentrieren, das immer da ist, nämlich den Geist.

Aus den Belehrungen zu Chöd, von Garchen Rinpoche. Übersetzt vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus, 2020). Möge es nützlich sein!


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