Hallo zusammen!
Ich verfluche den Menschen, der sich ausgedacht hat, dass man für Geld arbeiten muss. Mein zweiwöchiger Heimaturlaub ist schon wieder vorbei und ich habe mich gefragt, was ich letztes Jahr eigentlich dort ganze drei Wochen getrieben habe. Letztes Jahr war ja so einiges etwas anders. Ich habe ca. 8 kg weniger gewogen (ja, ich habe zugenommen und ja, es ärgert mich), war extremst auf Partnersuche, war total verunsichert, was ich mit meinem Leben anfangen soll, wollte so sehr jemanden, von dem ich die fehlende Orientierung bekam. Es konnte nicht schnell genug gehen, ich wollte ja schließlich auch Kinder und bin nicht mehr die Jüngste. Es sind noch 151 Tage bis zu meinem 30. Geburtstag, ich habe mir einen Countdown eingerichtet. Aber das war nur Spaß, denn der eigentliche Countdown zeigt 30 Tage bis ich nach New York fliege. Wirklich.
Ich habe viel darüber nachgedacht, wo ich sein möchte. Ich habe fast wöchentlich überlegt, ob ich nicht doch zu meinen Eltern ziehen sollte. Nach diesem Urlaub bin ich mir sicher, ich will es nicht. Ich mag meine Familie. Auch wenn sie so ihre Macken haben und ich sekündlich die Augen verdrehen könnte. Mir wäre das alles zu klein, zu eng. Zu wenig Möglichkeiten, zu wenig Freiheit, zu viel Kontrolle, auch wenn sie es nicht zugeben würden. („Kontrollieren? Wir? Wir wollen doch nur wissen, wo du bist und wann du wiederkommst!“) Ich wüsste ja gar nicht, was ich dort machen sollte. Alte (Schul-)Freunde sind nicht mehr da oder haben ihre eigenen Leben aufgebaut. Die Jugend, die noch vor Ort ist, beschäftigt sich ganz gut und kommt klar, aber für mich mir wäre das zu wenig. Viele haben ihre Meinungen festbetoniert und können und/oder wollen nicht differenziert nachdenken. Jede Geschichte hat zwei Seiten, ich habe aber den Eindruck, als wäre die andere Seite einfach uninteressant oder unerheblich für deren Leben. Mir kommt dort alles etwas eingeschränkt vor. Ob das nun gewachsen oder künstlich herbeigeführt ist, sei mal dahingestellt. Ich habe aber gemerkt, dass ich mit meinen Ansichten und Meinungen an Grenzen komme. Dass ich den Diskurs nicht anregen kann, sondern abgewiegelt werde. „Das ist halt so!“, „Ich bin so!“, „Was interessiert MICH das?“. Das macht mich wütend und traurig. Aber es macht es für mich auch einfacher eine Entscheidung zu treffen. Ich finde es schade, dass es so ist. Erst vor ein paar Tagen durfte ich mir anhören, dass meine Arbeit keine Arbeit ist. Auf Kids aufzupassen ist keine Arbeit. Ich stehe ja nur rum und schaue zu. Als ich versuchte zu erklären, dass es nicht so ist und was meine Arbeit umfasst, hieß es, solange nichts passiere, stehe ich ja nur rum. Na ja, solange keiner im Schwimmbad ertrinkt, sitzt der Bademeister auch nur rum. Und was mich am meisten ärgert, ist dass meine Arbeit keine Arbeit ist, nur weil sie körperlich nicht so anstrengend ist wie die Arbeit meines Gesprächspartners. Es ist keine ehrliche Arbeit, ich muss mich nicht anstrengen, ich mach mich nicht dreckig. Und außerdem ist es ja eine Frechheit, dass ich mehr verdiene (fürs Rumstehen und Zuschauen) und dann nicht mal Vollzeit arbeite.. -.-
Schämst du dich nicht? Nicht mal ein bisschen?
Nö. Tu ich nicht. Es macht mich traurig, dass meine Arbeit abgewertet wird. Und weil wir uns in Deutschland und vor allem in meiner Familie sehr über die Arbeit definieren, fühle ich mich ungenügend. Wie kann ich nur zufrieden sein? Wie kann mir das reichen? Ich weiß, es ist keine Absicht. Sie wollen mich nicht verletzen, aber sie merken auch nicht, wenn sie es tun. Und wenn ich dann böse werde und gereizt reagiere, dann bin ich eine Furie und reagiere über. Ich verstehe es nicht. Ich beginne mich zu hinterfragen. Bin ich echt so schlimm? Warum fällt es mir so schwer, mich einzubringen? Wieso komme ich mit den Leute nicht klar? Liegt es an mir? Wie kann ich mehr erreichen? Was kann ich noch machen? A propos..
Die meiste Zeit weiß ich, dass es nicht an mir liegt. Dass es Menschen gibt, mit denen passt es einfach nicht. Dass es nicht schlimm ist. Dass ich stolz sein kann auf das, was ich erreicht habe und dass das ne ganze Menge ist. Die meiste Zeit, ja. Aber in den stillen Momenten, wenn mal wieder was nicht so gut gelaufen ist, wenn etwas nicht klappt, wenn er nicht antwortet, wenn sie nicht über meinen Witz lachen…
Ich weiß, mich sollte das nicht belasten. Ich sollte mich mit guten Gedanken beschäftigen, mit Menschen, die ich mag und die mich mögen, die mich motivieren. Ich sollte die Gedanken ziehen lassen und nach vorn schauen. Die meiste Zeit klappt das auch ziemlich gut. Oft denke ich mir: „Dann halt nicht..!“ Das klappt leider nicht immer. Und überhaupt finde ich es unheimlich schwer herauszufinden, was ich will. Und wenn ich es dann mal weiß, dann frage ich mich, warum ich genau das will. Und da wird es schwierig. Will ich es, weil ich es für mich will, weil es mir wichtig ist, weil ich ohne nicht könnte? Oder will ich es, weil ich einfach irgendwas will? Weil ich es fürs Ego will, weil ich nicht zulassen kann, es nicht zu haben? Und was genau ist da eigentlich der Unterschied? Das macht mich echt wahnsinnig. Manchmal erkenne ich auch, wenn mein Ego gekränkt wurde. Ich könnte es nach dieser Einsicht auch einfach gut sein lassen, aber wenn es mir direkt vor meiner Nase sitzt, dann wurmt es mich und ich kann es nicht lassen. Und am Ende passiert eh das, was ich schon erwartet habe und es enttäuscht mich. Es wäre schön, mal überrascht zu werden..
Insgesamt muss ich hier noch klarstellen, dass ich die zwei Wochen Urlaub sehr genossen habe. Für mich ist es immer wieder schön zu meinen Eltern zu kommen, Zeit mit ihnen und meinem Bruder zu verbringen, Verwandte und Freunde zu treffen und die Seele baumeln zu lassen. Es ist klasse, die Arbeit und Sorgen vergessen zu können. Es ist auch immer wieder toll, dass mein Dad mit mir viele Ausflüge macht und wir zusammen Thüringen erkunden. ♥ Das alles sind nur Eindrücke. Sie müssen nicht stimmen, ich kann mich auch täuschen. Es hat mich einfach beschäftigt. Und das wird es sicher auch noch ne Weile Am Ende wird alles gut. Und wenn nicht hier, dann eben woanders!
Ach, was soll ich noch sagen.. Sollte ich mich entspannen? Sollte ich nicht so viel nachdenken? Sollte ich Dinge passieren lassen? Geht es euch denn auch manchmal so? Bin ich verrückt? 😛
Hilfe!