Heute war ein großer Tag! Ein großer Explorer-Tag, da möchte ich mich fast in Dora umbenennen (Ist Dora, the Explorer eigentlich schon in Deutschlands Kinderwelt angekommen??)
Wie geplant, habe ich meine Füße heute in die Hand genommen und mal ordentlich durchgewalkt. nun weiß ich auch warum man das so nennt, denn nun liege ich im Bett und habe Schwierigkeiten, trotz unendlicher Müdigkeit einzuschlafen, so sehr schmerzen meine Füße.
Mein Frühstück in einem kleinen, offenen und recht gut versteckten Restaurant hier um die Ecke, auf das ich zwar lange warten musste (das ist etwas was ich schon dazu gelernt habe, Arbeitsmentalität ist hier ein wenig anders als im ehrgeizigen, konsumorientierten Westen), aber aus das sich das Warten gelohnt hat, bestand in einem Tomaten-Omelette und einem Joghurt-Müsli mit Früchten. Sehr lecker und Ananas und Melone sind hier zu Lande so süß, dass selbst ich den Joghurtgeschmack ohne Zucker (!!) ertragen kann Ich frage mich schon seit Tagen, wie ich nach einem Jahr in Australien und nun Monaten in Südostasien, jemals wieder mit dem deutschen Obst glücklich werden kann :-/
Nun ging es also auf die Jagd nach den Tempeln! Irgendwo hatte ich gelesen, dass Chiang Mai über 300 Tempel beherbergt (ich habe nicht nach gezählt, aber es kommt ungefähr hin) und ich hatte am Tag zuvor ja schon zwei fester ins Auge geschlossen und zwei wurden im Rough Guide besonders empfohlen (mit den Worten, wenn man schon keine Tempel sieht, dann zumindest diese!) und es stellte sich als die perfekte Mischung heraus. In den ersten beiden selbst Gewählten, war ich fast alleine, die beiden letzteren waren leider recht gefüllt mit Touristen und ständig rollten neue Minibusse an, die Nachschub brachten. Trotzdem verlief es sich auf dem Tempelgelände recht gut, sodass es nicht zu anstrengend wurde.
Der erste Tempel auf den ich gestoßen bin, war auch der perfekte Tempel für den ersten Eindruck. Relativ dezent mit den Folgenden verglichen und in einem kleinen Park mit weiteren Statuen und kleineren Gebäuden. Nun bin ich auch schon geübt in der Etikette eines Tempels: nie mit Schuhen betreten, Schultern und Beine bedeckt (hier kam meine neue Thai-Hose wieder hervorragend zum Einsatz) und niemals mit den Füßen in Richtung des Buddhas hinsetzen. Sind Mönche anwesend, sollte man als Frau gebührend Abstand halten, sie niemals direkt ansprechen oder ihnen direkt etwas reichen.
Stille Tempellandschaft
Buddha Skulpturen
Anschließend landete ich in der Nähe in einem Teakholz-Tempel, wunderschön in seiner dunklen Erscheinung. Mittlerweile stelle ich fest, dass das Innere der Tempel meist ähnlich aufgebaut ist: eine oder mehrere kleine goldene Buddha-Statuen versammeln sich um einen massiv großen und goldenen Buddha, stehend oder sitzend wirkt er meist sehr beeindruckend. An den Wänden ringsherum wird in Bildern von Siddhartas Leben erzählt, von der Entdeckung der Armut ausserhalb seiner Königsmauern, seinen Lehren und Meditationen bis hin zur Erleuchtung und dem Eintritt ins Nirvana.
Teak-Holz-Tempel
Glockenschlag
In diesem Tempel wurden gerade überall hängende Opferbande aufgehängt, bestückt mit Botschaften, 20 Baht Scheinen und wie es aussah, den Orten denen die Spenden zukommen sollen.
Dazu konnte man vor dem Eingang Schalen mit gelben Blumen und kleinen Fähnchen, ebenfalls beschriftet, erstehen.
Nun erreichte ich, schon mit etwas platten Füßen, am Ende der Thanon Ratchdamnoen, eine der Hauptstraßen, den empfohlenen Wat Phra Singh. Chiang Mai ist übrigens die erste Stadt in der ich mich nur am ersten Tag verlaufen habe. Dank des relativ kleinen Stadtkerns von etwa 2km², der noch von einer alten Stadtmauer umgeben und von einem Wassergraben umringt ist, findet man in den wenigen parallel laufenden Straßen leicht seinen Bestimmungsort.
Hier war von aussen schon deutlich mehr Gold zu erkennen und er überbot die beiden kleineren, vorangegangenen Tempeln in Prunk und Größe. Im Inneren findet man die alte Lanna Architektur und auch die Skulpturen sind nach Lanna Art, der des alten Hill-Tribes. Auf dem Markt findet man davon auch viel Handwerkskunst, Kleidung und Stoffe.
Buddha im Tulpenbeet
Mönchskulpturen
Sehr verwirrend fand ich die Mönchsskulpturen. Vor dem ersten blieb ich eine ganze Weile stehen und starrte ihn eine halbe Ewigkeit an, weil ich einfach nicht feststellen konnte, ob er wirklich unecht ist (wenn er echt gewesen wäre, hätten sie mich völlig zu Recht wegen Distanzlosigkeit und Unhöflichkeit rauswerfen können). Zum Glück ging das auch anderen so
Ausserhalb des Tempels gab es wieder einen kleinen Parkrundgang mit Weisheiten, die immer wieder an Bäumen befestigt auftauchten.
Danach war ich eigentlich bereit aufzugeben, aber dummerweise führte mich mein Heimweg genau am letzten Tempel auf meiner Liste vorbei und so konnte ich nicht widerstehen und ignorierte meine schmerzenden Füße. Allerdings war dieser Besuch dann schon auffällig kurz und knapp
Im Guesthouse angekommen, hatte ich fest vor den Tag nun entspannt und faul ausklingen zu lassen und auch das anstehende Couchsurfer-Treffen am Abend hätte mich mit Sicherheit nicht wieder aus meinem Stuhl geholt, wenn da nicht eine Nachricht von Sarah auf mich gewartet hätte. Sie war mittlerweile auch in Chiang Mai und schlug vor zum nicht weit entfernten Handwerks-Festival in einem der Handwerkskunst-Dörfer zu fahren. Für Sehenswürdigkeiten und vor allem Festivals immer zu haben, schnappte ich mir meinen Explorer-Rucksack auf’s Neue und ging zum verabredeten Treffpunkt am Tha Pae Tor, einem der Eingänge in den Stadtkern. Damit war dies auch das erste Mal, dass ich den Stadtkern verließ, seit ich in Chiang Mai angekommen bin.
Leider mussten wir von netten Tuk Tuk Fahrern hören, dass es a) viel zu spät für das Handwerksdorf wäre und alle Geschäfte schon geschlossen sein würden und b) das das Festival erst am Wochenende stattfindet. Sarah ist allerdings auf einem Trek über zwei Tage, sodass diese Option dann auch ausfallen würde. Das Beste aus der Lage machend, entschieden wir uns dafür die Night Markets zu besuchen. Gleiche Gesellschaft, andere Stadt
Jen, meine Lieblings-Melbournerin hatte mir über facebook schon geschrieben, dass die in Chiang Mai besonders schön sein sollen und voll mir leckeren Köstlichkeiten (sie kennt mich halt Zu meiner Verteidigung: sie hat immer kräftig mit mir geschlemmt!)
Also liefen wir knappe 10 Minuten durch die neue Stadt und entdeckten hier auch Handwerksläden mit wunderschönen Stoffen, Schmuckstücken und Schals in allen Farben des Regenbogens.
Regenbogenfarben
Schließlich landeten wir auf dem Night Bazaar, der zwar bunt und schillernd mit Hunderten von Lichtern war, aber doch irgendwie immer das Gleiche bot. Bedruckte T-Shirts, gefälschte Kleidung, gefälschte Uhren, gefälschte Schuhe, gefälschter Schmuck…
Nach gut zwei Stunden verschwamm dann alles vor den Augen und wir kehrten auf der Suche nach leckeren Thai-Food in ein kleines unscheinbares Restaurant ganz am Ende der Marktstraße ein. Wirklich viele Essensstände oder kulinarische Leckereien hatten wir nämlich nicht entdecken können, abgesehen von zwei Rotii-Ständen, mit kleinen verschieden gefüllte Fladen ähnlich wie Crêpes.
So gab es nun ein klassisches Khao Soi für Sarah (eine dicke und würzige Curry-Cocosnuss-Suppe) und eine vegetarische Nudelsuppe für mich. Gesättigt und die Füße wieder etwas entspannter machten wir uns auf den Rückweg zum Tor, an dem das Couchsurfing-Metting stattfinden sollte. Wir würden dann von dort aus weiter in eine Bar umziehen, obwohl wir beide noch nicht sicher waren, ob wir wirklich Lust auf einen so ausgedehnten Abend hatten.
Schnell fanden wir andere wartende Couchsurfer, darunter ein weitere Amerikaner (der sich vorstellte mit den Worten „I’m from New Jersey, the armpit of the USA“ ), ein Londoner, Ian, der mir einige Tipps zu Laos und Vietnam gab und mir etwas die Beklemmung vor Laos nahm, indem er sie als die freundlichsten Menschen in ganz Südostasien beschrieb (und er reist seit über 25 Jahren immer wieder hier herum, er ist Frührentner und nutzt das kräftig aus) und ein Franzose, Jaques, mit dem ich mir schon in Bangkok mal geschrieben hatte, aber bei dem es irgendwie nicht zu einem Treffen gekommen war. Er hat in etwa die gleiche Reiseroute vor wie ich, also werden wir uns wohl auch immer mal wieder begegnen
Nach einer gemütlichen halben Stunde beschloss die Gruppe dann in die nächste Bar umzuziehen und Sarah, Jaques (der sich uns anschloss) und ich zogen noch einmal in Richtung Markt los. Sarah war eingefallen, dass sie noch Wandersocken brauchte (oder irgendwelche Socken im Generellen, denn die nimmt man ja bei unserer Sommer-reiseroute nciht mit ) und wir hatten den Tipp bekommen, hinter dem Night Bazaar noch etwas weiter zu laufen, dahinter wäre der eigentliche Night Market. Gesagt, getan und nach einer etwas gruseligen Seitengasse, landeten wir tatsächlich in einer tollen Marktstraße voll mit den versprochenen Essensständen und einigen hübschen Blumenständen. Hier waren wir nun die einzigen Westerner, die Beschriftungen von Kleidungs- und Essensständen ausschließlich in für uns unleserlichem Thai und das Essen mehr als authentisch. Herrlich
So kam Sarah dann noch zu ihren Socken, ich zu einem Cocos-Custard-ähnlichem Nachtisch in das ich mich hätte reinknien können und Jaques zu zwei Tüten mit frischem Obst. Vielleicht hätte ich mir da mal ein Beispiel nehmen sollen
Coconut-Desert
...in Arbeit
Um Mitternacht lande ich nun endlich in meinem Bett, mit schmerzenden Füßen, aber nach einem tollen Tag voller schöner Eindrücke! Ja, Chiang Mai ist absolut einen Besuch wert!