Cherry Glazerr
„Stuffed And Ready“
(Secretly Canadian)
Irgendwie ist es schwer vorstellbar, dass Cherry Glazerr ins Vorprogramm der Breeders und der Pixies geschafft haben. Und zwar nicht, weil sie den Vergleich scheuen müßten – nein: Wer um Himmels Willen läßt sich denn von einer Band supporten, die einem mühelos innerhalb einer knappen Stunde die komplette Gefolgschaft abspenstig machen könnte? Gut, spätestens mit diesem, ihrem dritten Album muß sich die Formation um Sängerin Clementine Creevy solche Gedanken wohl nicht mehr machen, denn die neue Platte so fabelhaft geraten, dass von nun an nur noch Headlining-Shows auf dem Programm stehen dürften. So doppeldeutig wie Titel und Cover der Platte, so bissig legt das Trio los. Und wenn jetzt wieder irgendsoein Scherzbold daherkommt und sich beschwert, dass man doch für mühsam erspartes Geld mehr als knapp fünfunddreißig Minuten Musik verlangen könne, möchte man gleich noch einmal Kuchen nachordern und ihm hernach mit einem riesengroßen Stück den neunmalklugen Mund stopfen. Cherry Glazerr brillieren mit ihren Dreiminütern und es ist natürlich eine große und seltene Kunst, eine Platte so kurz und hochspannend zu halten, der alte Hinweis „all killer, no filler“ passt hier perfekt.
Gleich Song Nummer zwei „Daddi“ haut den vermeintlichen Vormachtsmännern und Beziehungsdominatoren so kräftig eins vor den Ranzen, dass sie sich die folgende halbe Stunde davon nicht mehr erholen: „Don’t hold my hand, don’t be my man … smoking makes me taste like filth to keep you away!“ Und klänge das Ganze nicht so bitter, würde man also hinter solchen Zeilen nicht ein paar wenig erfreuliche Erfahrungen vermuten müssen – lauter Beifall wäre angebracht. Aber Creevy ist keine, die kleinbei gibt, Stücke wie „Juicy Socks“, „Isolation“ und „Wasted Nun“ kommen mit dem selben Furor daher, mal geht es um die Last des Fremdbildes und gesellschaftlicher Konventionen, später singt sie von Selbstekel, Missbrauch und fehlender Würde („Special lady with her issues, you can sue me if I kiss you, I'm a wasted girl, I'm a wasted girl, I'm a wasted nun and I don't have fun”) und die Gitarren kreischen die Anklage dazu. Das tun sie übrigens die ganze Zeit und zwar mit einer Schärfe und Präzision, die man eben von den beiden eingangs genannten Bands kennt und liebt. Beruhigend zu wissen, dass die Nachfolge endgültig geregelt ist.
10.04. Hamburg, Molotow
15.04. Berlin, Musik und Frieden
16.04. Köln, Blue Shell
„Stuffed And Ready“
(Secretly Canadian)
Irgendwie ist es schwer vorstellbar, dass Cherry Glazerr ins Vorprogramm der Breeders und der Pixies geschafft haben. Und zwar nicht, weil sie den Vergleich scheuen müßten – nein: Wer um Himmels Willen läßt sich denn von einer Band supporten, die einem mühelos innerhalb einer knappen Stunde die komplette Gefolgschaft abspenstig machen könnte? Gut, spätestens mit diesem, ihrem dritten Album muß sich die Formation um Sängerin Clementine Creevy solche Gedanken wohl nicht mehr machen, denn die neue Platte so fabelhaft geraten, dass von nun an nur noch Headlining-Shows auf dem Programm stehen dürften. So doppeldeutig wie Titel und Cover der Platte, so bissig legt das Trio los. Und wenn jetzt wieder irgendsoein Scherzbold daherkommt und sich beschwert, dass man doch für mühsam erspartes Geld mehr als knapp fünfunddreißig Minuten Musik verlangen könne, möchte man gleich noch einmal Kuchen nachordern und ihm hernach mit einem riesengroßen Stück den neunmalklugen Mund stopfen. Cherry Glazerr brillieren mit ihren Dreiminütern und es ist natürlich eine große und seltene Kunst, eine Platte so kurz und hochspannend zu halten, der alte Hinweis „all killer, no filler“ passt hier perfekt.
Gleich Song Nummer zwei „Daddi“ haut den vermeintlichen Vormachtsmännern und Beziehungsdominatoren so kräftig eins vor den Ranzen, dass sie sich die folgende halbe Stunde davon nicht mehr erholen: „Don’t hold my hand, don’t be my man … smoking makes me taste like filth to keep you away!“ Und klänge das Ganze nicht so bitter, würde man also hinter solchen Zeilen nicht ein paar wenig erfreuliche Erfahrungen vermuten müssen – lauter Beifall wäre angebracht. Aber Creevy ist keine, die kleinbei gibt, Stücke wie „Juicy Socks“, „Isolation“ und „Wasted Nun“ kommen mit dem selben Furor daher, mal geht es um die Last des Fremdbildes und gesellschaftlicher Konventionen, später singt sie von Selbstekel, Missbrauch und fehlender Würde („Special lady with her issues, you can sue me if I kiss you, I'm a wasted girl, I'm a wasted girl, I'm a wasted nun and I don't have fun”) und die Gitarren kreischen die Anklage dazu. Das tun sie übrigens die ganze Zeit und zwar mit einer Schärfe und Präzision, die man eben von den beiden eingangs genannten Bands kennt und liebt. Beruhigend zu wissen, dass die Nachfolge endgültig geregelt ist.
10.04. Hamburg, Molotow
15.04. Berlin, Musik und Frieden
16.04. Köln, Blue Shell