chaos im kessel. für schwaben only

“Chaos im Kessel” ist ein Roman, der mich zuerst schwer irritiert, dann immer öfter zum Lachen gebracht hat: fürs schicke Stuttgart ungewohnt, ist Melanie C. Fritz’ Hauptdarsteller Otto massiv drogenabhängig und vorerst auch obdachlos. Seine Freundin bezirzt ihn mit Zahnlücke, er ist Dauergast bei der Sozialberatung und auch Kommissar “Seggl” Seggemann hat den Otto ziemlich auf dem Kieker. In Ottos Clique wird gekifft und gekokst und die meisten wetten, dass Otto es nicht schaftt, auf Ansage seiner Holden endlich clean zu bleiben. Und weil ich den ersten Roman über Otto und seine Freunde nicht gelesen habe, entnehme ich dem Klappendeckel, dass der ziemlich fertige und durchgeknallte Antiheld immer wieder unfreiwillig in Kriminalfälle verwickelt ist. Ständiger Begleiter ist übrigens ein namenloser und treu ergebener Stafford Terrier, mit dem Otto eines Morgens auf einem Haufen Bauschutt aufwacht. chaos

Soviel zur Story, die vor allem von Ottos kleinen und größeren Alltagsdramen lebt und lange wenig rasant, aber nach einer kurzen Gewöhnungsphase zunehmend unterhaltsam dahinplätschert. Der Leser begleitet Otto zum Fußballspiel, auf WG-Zimmer-Suche, zur Physiotherapie und erlebt während seiner persönlich verordneten Entziehungskur ungeschönt alle Zusammenbrüche, komatösen Zustände, sagenhafte Halluzinationen, unappetitlichen Rülpser und Erbrecher mit. Zugegeben: für einen Unterhaltungsroman befremdlich, alles in allem aber auch ganz schön anders und nicht zuletzt deshalb fesselnd.

Der eigentliche Clou an der Geschichte aber ist: alle Figuren schwätzed allerbroideschdes Schwäbisch und nur so funktioniert der Roman, denn die Pointen sind derb und furztrocken und die dahinter steckende Logig typisch für Menschen, die zwischen Ludwigsburg und Reutlingen leben. Schlechte Nachrichten also für Leser, die bereits mit Honoratiorenschwäbisch Schwierigkeiten haben, aber gut, dass die Autorin hier keine Kompromisse gemacht hat, denn sonst wäre “Chaos im Kessel” einfach eine oft ziemlich geschmacklose Reality-Soap in Buchform.

Wo auch immer die Autorin ihre Einblicke her hat (und diese Frage stellte sich mir angesichts ungewohnt drastischer Schilderungen öfters): mit “Chaos im Kessel” zeichnet Melanie C. Fritz ein ziemlich mögliches, ungeschöntes und zum Schreien witziges Bild Stuttgarter Subkultur, die zwischen Breuninger und Daimlerstern gerne übersehen wird.

Melanie C. Fritz “Chaos im Kessel”, 256 Seiten, kartoniert, 12 Euro 90, Silberburg-Verlag



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