Inhalt: Die Studentin Emely freut sich über alle Maßen, als ihre beste Freundin Alex sich in Berlin zu ihr gesellt, um dort ebenfalls ein Studium aufzunehmen. Zu schön waren die Erinnerungen an die vergangene gemeinsame Zeit, und so können es die Mädchen kaum erwarten, endlich wieder viel Zeit miteinander zu verbringen. Der Haken an der Sache: Alex’ Bruder Elyas, zu dem sie erst einmal ziehen muss. Er und Emely haben eine kurze, aber intensive Vergangenheit, die wieder an die Oberfläche drängt, sobald sich die beiden zum ersten Mal nach einigen Jahren wiedersehen. Schnell wird klar, dass hier noch nichts wirklich abgeschlossen ist. Doch können sie sich eine Chance geben, oder sind die Verletzungen zu tief, die sie sich einst zufügten?
Amhranai meint: Kirschroter Sommer und seine Fortsetzung, Türkisgrüner Winter, sind zwei schöne Bücher für einen verregneten Sommer- oder Herbsttag, die durch einen fiesen Cliffhanger in der Mitte der Geschichte voneinander getrennt sind. Als ich “Kirschroter Sommer” zu lesen begann, erwartete ich eine klischeebehaftete Wiederbegegnung eines ehemaligen Liebespaares, das schnell wieder zusammenfindet und die schönen Zeiten der Vergangenheit wieder aufleben lässt. Ganz so ist es jedoch nicht: stattdessen erlebt man aus Emelys Perspektive die ungeheure Wut und Abneigung, die sie gegenüber Elyas spürt, ohne dass man gleich versteht, warum dies so ist. Erst mit dem Fortschreiten des Romans, und der Entfaltung der aktuellen Geschichte, werden dem Leser kleine Happen der Vergangenheit serviert, die es ihm erlauben, zu verstehen, was da eigentlich passiert.
Jemanden, der einem vor einer Reihe von Jahren (in der Geschichte sind es etwa 6 oder 7, meine ich) das Herz gebrochen hat, wiederzubegegnen, ist kein Zuckerschlecken, das versteht sich von selbst. Somit ist auch nachvollziehbar, wie Emely sich gegenüber Elyas verhält. Dass dieser aber konsequent dagegenhält und sie mit schamloser Flirterei in seinen Bann zu ziehen versucht, schien mir erst einmal überzogen. Das Verhalten der beiden zueinander wirkt insgesamt doch ein wenig kindisch, so dass ich einige Abschnitte wohlwollend übersprungen habe. Ansonsten hätte ich wohl vom fassungslosen Kopfschütteln noch Nackenschmerzen bekommen.
Hat man sich erst einmal mit Bartschs Schreibstil angefreundet, entspinnt sich nichtsdestotrotz noch eine nette Geschichte, die durch die eingestreuten Rückblenden auch immer mehr an Tiefe gewinnt. Der Ausgang eines Nebengeschehens, das einen großen Teil von Emelys Aufmerksamkeit fesselt, ist von Beginn an so schmerzhaft offensichtlich, dass ich Emelys Naivität nicht fassen konnte, sorgt aber für nette Unterhaltung. Insgesamt ein leicht zu lesendes, angenehmes Ferienbuch, das man nicht kaufen sollte, ohne den zweiten Teil parat zu haben – der Cliffhanger ist aus Lesersicht wirklich ungünstig platziert. ;)