Auf in unbekannte Gewässer! Habt ihr den Capitol Reef Nationalpark bereits besucht? Wenn nicht, dann sollte er schleunigst auf eure Liste. Der wohl unbekannteste der „Mighty 5“ in Utah ist bisher noch der dort am wenigsten besuchte Nationalpark – dabei kann er es durchaus mit seinen berühmten Nachbarn aufnehmen. Ich zeige euch die Capitol Reef National Park Sehenswürdigkeiten, die wir an 1 Tag besucht und welche Wanderungen wir unternommen haben.
Der Capitol Reef Nationalpark ist bekannt für die Waterpocket Fold – eine 160 km lange Erdfalte
In dem 1971 gegründeten Nationalpark befindet sich die Waterpocket Fold – eine gigantische geologische Felsformation. Genauer gesagt handelt es sich hierbei um eine ca. 160 km lange Erdfalte, die ihr bei der Durchfahrt kaum übersehen könnt. Diese hat sich vor Millionen von Jahren durch tektonische Verschiebungen der Erdplatten gebildet. Ehrlich, hätte ich es aber ohne Infos „nur“ für eine weitere riesig große lange tiefrote Felsenkette gehalten.
Aber auch sonst überrascht der Capitol Reef National Park mit seiner Vielfältigkeit: Felsen und Sandsteinformationen in allen erdenklichen Farben, Schattierungen und Formen – weiß, gelb, tiefrot, purpur, schwarz, grau…
…weshalb ihm die ersten Natives wohl den passenden Namen „Land of the Sleeping Rainbow“ gaben.
Wir fahren ungefähr 2 Stunden von MOab aus und erreichen den Park am Osteingang von Hanksville kommend am frühen Nachmittag gegen 13 Uhr.
Nicht nur wunderschön anzusehen auf einer Fahrt durch den Nationalpark, sondern auch wandertechnisch hat der Park einige abwechslungsreiche und tolle Trails zu bieten. Ob zu Steinbrücken, hochragenden Säulen, durch Canyons, entlang des Fremont Rivers, der durch den Park fließt oder hoch hinaus auf den Rim der Waterpocket Fold – hier ist für jeden etwas dabei!
Die Sonne scheint und wir beschließen direkt einen ersten Trail zu laufen.
Capital Reef National Park Sehenswürdigkeiten
Hickman Bridge Trail
Die Wanderung beginnt mit einem Aufstieg über Treppen. Oben angekommen hat man schon einen fantastischen Ausblick auf den Park, den Capital Dome und die unten liegende Straße. Aber es müssen noch ein paar weitere Höhenmeter bewältigt werden, insgesamt 120 m. Was für eine Idylle! Auch wenn ich etwas aus der Puste bin, begeistert mich die Landschaft um uns herum völlig! Interessant finde ich vor allem die vielen runden, schwarzen Steine, die den Weg zieren.. Lavagestein, wie sich herausstellt. Kurzzeitig überkommt mich das Gefühl in einer „Herr der Ringe“ – Kulisse zu stehen…
Schließlich geht es weiter auf und ab, durch Sand und über Slickrock. Bis wir das Ziel schon aus der Ferne erkennen können. An der 40 m hohen steinernen Brücke angekommen, führt der Trail schließlich in einem kleinen Loop unten drunter durch und auf dem zurückgelegten Weg zurück. Insgesamt ein leichter und schöner Trail und mit ca. 3 km gut in einer Stunde machbar. Dieser Trail gehört außerdem zu den populärsten Capital Reef National Park Sehenswürdigkeiten.
Fruita
Nach dem Trail beschließen wir erstmal zum Visitor Center zu fahren, wo wir uns nach weiteren möglichen Wanderungen für den nächsten Tag erkundigen wollen. Am Besucherzentrum sind wir nun bereits inmitten von Fruita, dem historischen Distrikt inmitten des Capitol Reef National Parks.
The Castle-Felsformation am Visito Center
Historisches Schulhaus in Fruita
Einst von einer kleinen Gruppe mormonischer Siedler im Jahre 1880 gegründet, lebten diese hier bis ca. 1960. Heute kann man neben dem historischen Schulhaus, weitere Gebäude besichtigen, die am Campground des National Parks liegen. Besonders die Scheune ist eins der beliebtesten Fotomotive im Park.
Ich kann mich kaum satt sehen: Diese unglaublichen Farben! Das Blau des Himmels – und das Licht! Der Capitol Reef National Park gibt wirklich alles!
…the light seeems to flow or shine out of the rock rather than to be reflected from it. -Clarence Dutton, geogolist and early explorer of Capitol Reef NP, 1880’s
Die Scheune ist ein beliebtes Fotomotiv im Capital Reef NP (dieses Foto ist nicht bearbeitet – das Licht und die Farben waren tatsächlich genau so)
Im Giffordhouse solltet ihr unbedingt für eine Kaffeepause vorbei schauen – die frischgebackenen Kuchen sollen sensationell gut sein. Leider blieb uns eine Kostprobe verwehrt, da es bei unserem Besuch geschlossen ist. Zwischen Juli und Oktober könnt ihr auf den angrenzenden Obstplantagen Obst pflücken für den kleinen Hunger zwischendurch (Kirschen, Äpfel,…) Für ihre Obstgärten war die Siedlung der Mormonen übrigens besonders bekannt.
Scenic Drive
Zu den Capitol Reef National Park Sehenswürdigkeiten, die man nicht verpassen sollte, gehört auf jeden Fall der gebührenpflichtige Scenic Drive. Dieser beginnt hinter der Scheune und man muss am Eingang 15 $ an einer Self-Pay-Station noch einmal extra zahlen (pro Auto). Diese Strasse führt euch durch einen Teil des Parks, den ihr nicht verpassen solltet. Entlang der Waterfold Pocket schlängelt sich die Panoramastraße durch das Gebiet – grandiose Aussichten inklusive.
Von der Strasse aus kommt ihr zu einigen weiteren Trails des Parks, wie z.b. zum Grand Wash Trail. Wir sind ein Stück den Grand Wash Trail hinein gelaufen, der insgesamt 4 km lang ist und durch einen Canyon führt (bei schlechtem Wetter Flash Flood Gefahr).
Einfahrt zum Grand Wash Trail und Cassidy Arch
Grand Wash Trail
Von diesem Trail geht es außerdem zum Cassidy Arch, ein Natursteinbogen. Der 2,8 km lange Trail führt dabei auf eine Klippe oberhalb des Bogens. Zuerst muss man allerdings einen Höhenunterschied von 350 m überwinden. Diese Wanderung hätte uns ebenfalls sehr interessiert, und wir merken: Der Capitol Reef hat mehr interessante Trails zu bieten als gedacht!
Dabei ist hier noch nicht mal das abseits gelegene Cathedral Valley erwähnt, dass für besonders Abenteuerlustige eine 93 km lange Rundtour auf Dirt-Roads bietet und daher auch nur mit einem Wagen mit hoher Bodenfreiheit befahren werden darf. Außerdem sollte man sich auf alle Eventualitäten vorbereiten, denn im Cathedral Valley ist man mitten in der Wildnis und Abgeschiedenheit der Wüste Utah’s. Allein die Felsformationen mit so klangvollen Namen wie „Temple of the sun“ und „Temple of the moon“ wecken in mir eine Faszination für diesen Ort, dass ich ihn unbedingt eines Tages besuchen muss.
Erfahrungsberichte findet ihr z.b. hier:
- Capitol Reef NP Cathedral Valley Loop / Reisewütig.com
- Abenteuer im Cathedral Valley / Phototravellers
- Cathedral Valley / Westernlady
Als wir das Ende des Scenic Drive’s erreichen, von wo aus der Capitol Gorge Trail startet, drehen wir um und fahren in Richtung Torrey, wo wir heute abend übernachten werden.
Scenic Drive im Capitol Reef NP
Goosenecks Overlook / Sunset Point
Auf dem Rückweg halten wir noch am Chimney Rock, der im goldenen Abendlicht in tiefstem Rot förmlich zu glühen scheint.
Zum Schluss stoppen wir am sehenswerten Gooseneck Point mit Blick in eine tiefe Schlucht und die Flusschleife des Fremont Rivers(bei uns leider bereits komplett im Schatten). Zum Sunset Point ist der Weg schon etwas weiter, aber einfach zu wandern. Es ist nun fast 18 Uhr abends und die Sonne geht langsam unter und verleiht dem Park eine magische Atmosphäre.
Chimney Rock im Abendlicht
Goosenecks Overlook
Blick vom Sunset Point
Wir verlassen den Capitol Reef und fahren zu unserer Unterkunft, dem Capitol Reef Resort. Sehr schön direkt am Eingang des Parks gelegen. Abends könnt ihr hier am Lagerfeuer sitzen oder wer auf der Suche nach einer besonderen Übernachtung ist, in einem der schicken Tipi-Zekte oder Contestega Wagons übernachten(nur in der Hauptsaison). Wir hatten eins der typischen DZ, die ich auch sehr empfehlen kann. Insgesamt einfach eine schöne Anlage, von der ich es nicht mal geschafft habe ein Bild zu machen.
Die Suche nach einem Ort zum Abendessen gestaltet sich dagegen etwas schwieriger, da vieles wegen der Nebensaison nicht geöffnet hat. Wir kehren schließlich im Patio a spaghetti Western Café ein, direkt gegenüber des Resorts. Dementsprechend viel los war in der kleinen Bar(im Sommer allerdings mehr Platz durch die Außenterrasse). Dafür mega nette Mitarbeiter, gutes Bier und ich hatte mehr das Gefühl das es ein Ort für die Locals zu sein schien, was mir ebenfalls gut gefiel. Die Burger sind zu empfehlen, meine Pasta war jetzt nicht der Hit. Empfehlenswert sind außerdem die Pizzen.
Unterkunft: Capitol Reef Resort
Chimney Rock Trail
Wir haben doch eine Weile gebraucht uns zu entscheiden welchen längeren Trail wir am nächsten Vormittag angehen wollen: Den Rim Overlook? Der Cassidy Arch? Oder der Chimney Rock? Letzteres ist es schließlich geworden. Soviel schon mal vorab – für mich ist es das Highlight während unseres Besuchs im Capital Reef National Park. Der Trail ist ein ca. 5 km langer Rundweg, für den ihr ungefähr 2-2,5 Stunden einplanen könnt, je nachdem wie viele Stops und Pausen ihr einlegt.
-4 Grad sind es heute morgen, aber die Sonne scheint vom Himmel, so dass es sich glücklicherweise ganz angenehmn anfühlt. Vom Parkplatz aus geht es relativ bald serpentinenartig steil bergauf.
Bereits nach 20 Minuten, oben auf dem Rim angekommen, erwarten euch spektakuläre Ausblicke auf den Chimney Rock und vor allem auf den gesamten Park. Es ist atemberaubend schön und ich kann mich nur schwer von der imposanten Landschaft los reißen! Leider bläst heute so ein heftiger und kalter Wind, dass man nicht lange innehalten und das einmalige Panorama genießen kann.
Entlang des Rims könnt ihr bis zum Besucherzentrum blicken, auch solltet ihr an den Mommy Cliffs unbedingt ein Stück auf eine, ich nenne es mal „Landzunge“ gehen – von dort bekommt ihr den Chimney Rock in dieser Perspektive aufs Bild.
Übrigens ist der Trail auch für Höhenängstliche machbar – es geht nirgends steil ab, außer am Rim natürlich. Aber der Trail führt oben auf der Ebene in genügend Abstand zur Kante lang. Es ist also euch selbst überlassen wie nah ihr euch an das Ende der Klippen wagt.
Vom Rim aus führt der Weg schließlich wieder bergab und in einem großen Bogen zurück zum Ausgangspunkt. Wir sind allein auf weiter Flur und genießen die Wanderung im Sonnenschein entlang der verschiedenen Gesteinsformationen- und schichten. Und vom Wind nichts mehr zu spüren, es wird sogar ganz angenehm warm.
Am Parkplatz angekommen, verabschieden wir uns nun vom wundervoll farbenfrohen und beeindruckenden Capitol Reef National Park. Ein bisschen Bedauern schwingt mit, dass wir doch nur den 1 Tag hier eingeplant haben, aber nun geht es über den Scenic Byway 12 zum Bryce Canyon National Park – auf den ich mich ebenfalls schon sehr freue!
Zu diesem Artikel geht es hier entlang: Bryce Canyon im Winter – einfach zauberhaft
Mein Fazit: Der Capitol Reef Nationalpark ist ein faszinierender Park, den ich auf jeden Fall wieder besuchen möchte!
Wie schaut es bei euch aus: Rückt der Capitol Reef auch auf eure Liste? Oder wart ihr gar schon einmal dort? Ich freue mich über eure Kommentare.