Schon als ich das erste Mal vor einigen Wochen in Cannes war, schlich ich um den Salon herum. Leider waren zu jeder erdenklichen Tageszeit alle Plätze belegt, also klebte ich mit meiner Nase an der Fensterscheibe, des Ladens auf der anderen Seite. Dieser hatte nun aber zu meinem Unglück gerade Mittagspause, als ich etwas Zeit mitbrachte. Beim zweiten Mal klappte es glücklicherweise gleich mit beidem – mit einem Besuch im Tee Pavillon und im Geschäft.
Das kleine Restaurant lädt schon draußen mit seinen Sitzgelegenheiten auf der Einkaufsstraße zum Bleiben ein. Die vielen verschiedenen Teegläser, Kannen und Karaffen lassen auf eine lange Teekarte schließen. Die wenigen Plätze im Innern des Salons sind schnell vergeben. Hinter der Bar in einem bis zur Decke reichenden Regal sind die erlesenen Teesorten aus aller Welt in übergroßen Metalldosen dekodiert. Handgeschriebene kleine Kärtchen verweisen auf den Namen und die Herkunft des jeweiligen Tees. Freunde verschiedenster natürlicher Grünteesorten kommen hier ebenso wie Kenner ausgewählter Oolongraritäten auf ihre Kosten. Schwarz-, Kräuter- und Früchtetee gibt es in einer ebenso vielfältigen Auswahl wie aromatisierte Tees. Aber auch kalte hausgemachte Eistees, die in kleinen kristallenen Karaffen mit großzügig vielen Zitronenscheiben serviert werden, finden bei der Kundschaft großen Anklang. Frische, hausgemachte Säfte runden das Getränkeangebot ab. Ich hatte mich für einen in Perfektion zubereiteten heißen Matcha Genmaicha entschieden. Jeder Tee wird in einem für sich ganz eigenen Stil serviert. Mein Grüntee kam in einer gusseisernen Kanne; das Gläschen milchig matt glasiert erhielt einen ebenfalls gusseisernen Blattuntersetzer. Der Duft und Geschmack von geröstetem Reis lag in der Luft und passte hervorragend zum milden Matcha und seiner limonenartig hellen grünen Farbe. Wer nicht nur zum Teetrinken sondern auf eine kleine Mahlzeit ins ‘Volupté Thé d’exception’ kommt, kann sich zwischen gesunden Salaten, selbstgemachten Suppen, Sandwiches und viel mehr entscheiden. Es wundert nicht, dass einige Gäste nach ihrem Besuch direkt hinüber in das Teegeschäft gehen. Einfach nur zum Stöbern zwischen den vielen Teeaccessoires, dem Zubehör oder um sich über diverse Sorten von Tee zu informieren. Da die Zeit für mich nach dem langen Teegenuss zu knapp war, entschied ich mich für einen Besuch des Geschäftes am nächsten Tag; und da begrüßt man mich, als würde man mich schon lange kennen.Ich werde direkt mit einer Tasse frischem Jasmintee empfangen. Mit dem Becher widme ich mich staunend dem Teeregal, das die Hälfte der Wände des kleinen Ladens dekoriert. Der Besitzer kommt mit mir ins Schwatzen und hangelt die großen Dosen aus dem Regal. Ich solle schnuppern und ihm erzählen, was ich rieche. Zuerst Düfte aus Grüntee und provencalen Blüten und Kräutern, Mimose, Lavendel und Bergamotte.
Dann lässt er mich einzelne Blätter feinsten Oolongs und Grüntees knabbern, damit ich genau weiß, wovon er währenddessen spricht. Zu jedem gibt es eine einzelne Geschichte zur Herkunft, Brühzeit und zum Duft, Geschmack sowie Teeingehalt. Meinen Matcha Genmaicha, der mich am Vortag so fasziniert hat, lasse ich mir direkt als erstes abfüllen. Mit der hundert Jahre alten Waage und den passenden Messgewichten ist das Tütchen schnell fertig. Dazu gesellt sich ein pfeffriger Chai auf Schwarzteebasis und zwei milde Oolongs für den Abend. Diese solle ich nur in winzigen kleinen Tässchen zubereiten und ruhig fünf bis sechs Mal erneut übergießen. Er packt mir meine Tütchen und Dosen in eine Tasche; ich schaue noch einmal hier und da und der Besitzer wünscht mir einen schönen Aufenthalt während er mich bis zur Tür begleitet und mir meinen Einkauf überreicht.