Bullen scheitern am Baby-Bollwerk

In der 71. Minute hätte es fast wieder geklappt wie damals im Winter vor acht Jahren gegen Feyernord Rotterdam. Tom Butzmann steht für einen Augenblick ganz allein am langen Pfosten, der Ball segelt herein, fällt direkt vor ihm auf den Rasen, jetzt drehen, schießen, das Spiel wäre entschieden und der Mann mit der 26 der Held gewesen. Aber dann verspringt das Leder, Nico Kanitz drängelt dazu, dribbelt nach innen, bleibt hängen und vorüber ist die letzte Großchance des gastgebenden Halleschen FC im Regionalligaspiel gegen Rasenball Leipzig.
Eine Begegnung Not gegen Elend haben die 2100 Zuschauer bis dahin im Halle-Neustädter Ausweichstadion der Hallenser gesehen. Der HFC in Besetzungsnot, der ehemalige Liga-Favorit aus Leipzig nach bisher enttäuschendem Saisonverlauf im spielerischen Elend. All die teuren Erstliga-Kicker bringen nichts zustande, oder doch jedenfalls nicht mehr als der HFC, der nach Jahren, in denen Spieler kamen und gingen, inzwischen mit drei, vier oder sogar fünf Kickern aus der eigenen Nachwuchsabteilung aufläuft.
Auch heute wieder. Nach dem Ausfall der gesamten Innenverteidigung hatte HFC-Trainer Sven Köhler umstellen müssen: Statt Mouaya und Klippel laufen der 19-jährige Tom Butzmann und Edelreservist Christian Kamalla gegen den hochbezahlten Sturm der Brausemannschaft auf. Beide haben erst ein paarmal in der zweiten Mannschaft zusammen gespielt, zuletzt gegen Sandersdorf. Ein Baby-Bollwerk, das von der Papierform her auf verlorenem Posten steht gegen die Profis aus der Messestadt. Es wird auch gleich eng, als Nico Frommer plötzlich im Rücken von Butzmann auftaucht und frei aufs Tor zuläuft. Dort aber steht ja immer noch Darko Horvat, der große alte Mann des mitteldeutschen Torwartgewerbes, der die Chance entschärft.
Es bleibt Butzmanns einziger Fehler im Spielverlauf. Als hätte ihn die Panne wachgemacht, steht der Nachwuchsmann die nächsten 85 Minuten wie eine Wand. Während Christian Kamalla gelegentlich Wackler bietet, die das bei herrlichem Sonnenschein eher unspiriert dahinlaufende Spiel dann und wann spannend machen, köpft und schlägt Butzmann die Bälle weg, als spiele er nicht sein erstes Regionalligaspiel von Beginn an. Vor allem in der ersten Halbzeit ist hin und wieder etwas zu tun, jedes Mal ist der Mann mit 26 in Rot und weiß schneller als RB-Stürmer Nico Frommer.
Der lässt allerdings auch wie alle seine Mitspieler alles vermissen, was ein selbsternannter Aufstiegskandidat eigentlich zeigen müsste. Bei RB fällt niemand positiv auf, alles ist Krampf, Foulspiel, Zufallsprodukt, die rechte Angriffsseite scheint völlig unbesetzt, das Mittelfeld eher auf Halten als auf Angriff programmiert. Halle dagegen zieht wenigstens gelegentlich an, Teixeira hat sogar die große Chance zur Führung, er trifft aber wie zuletzt Kollege Lekavski gegen Wilhelnshaven nur die Latte.
In der zweiten hälfte zieht sich RB dann noch ein wenig mehr zurück. Jetzt spielt eigentlich nur noch der HFC, die Führung liegt nach einer Großchance von Kanitz, der freistehend verzieht, in der Luft. Doch auch Lekavski schießt unbedrängt vorbei - es deutet sich ein Ausgang an, wie ihn die Statistik schon vermuten ließ: Zwei Mannschaften, die kaum Tore schießen, aber auch kaum welche zulassen, marschieren gemeinschaftlich auf ein torloses Unentschieden zu.
Zu verdanken hat der HFC das am Ende seinen Stürmern, die auch nach der Einwechslung von Angelo Hauk ihrem Ruf gerecht werden, einfach nicht treffen zu können. Und natürlich dem Baby-Bollwerk hinten, das auch dicht hält, nachdem RB-Trainer Oral den entnervten frommer vom Platz genommen hat, um mit dem letztjährigen Torschützenkönig Danien Frahn mehr Druck zu machen. Wie Frommer aber sieht auch Frahn keinen Stich gegen Tom Butzmann, der das Fußballspielen einst zwei Kilometer entfernt vom Neustädter Stadion beim FVS 67 erlernt hat. Der frühere Stürmer, vor ein paar Jahren erst zum Abwehrspieler umgeschult, steht immer richtig, er stopft die Löcher, er geht bei Ecken und Freistößen sogar mit nach vorn und hätte in jener 71. Minute sogar alles klar machen können. Immerhin - im Spiel gegen Feyernord Rotterdam, damals in der D-Jugend, reichte sein Treffer nicht zum Sieg, der FSV verlor mit 1:5. Heute reicht kein Treffer wenigstens zum Remis. Vater Butzmann, erster Trainer seines Sohnes, geht zufrieden nach Hause. Zufriedener jedenfalls als die restlichen Zuschauer, denen nun endgültig klar ist, dass ihre Mannschaften in dieser Saison nur gut genug fürs Mittelfeld der Tabelle sind.
Der HFC im PPQ-Archiv:
Geiselhaft bei der Fußball-RAF
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Abschied der Spartakiade-Kicker
Acht Minuten bis zur Ewigkeit
König, wer die Bauern schlägt
Klassenziel im Vorstadtexil
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