Neben dem spirituellen Aspekt gibt es in der Lehre des Buddha auch noch einen weltlichen. Auch wenn im Buddhadharma immer wieder davon gesprochen wird, das Streben nach den acht weltlichen Dharmas wie Gewinn, Verlust, Verehrung, Verachtung, Lob, Tadel, Glück und Unglück aufzugeben, spricht Buddha von zwei Arten des Überflusses und zwei Arten des Glücks.
Überfluss
Die zwei Arten des Überflusses sind eine Fülle an materiellen Dingen und ein Überfluss an Tugend oder Wissen. Die zwei Arten des Glücks sind das von den materiellen Dingen abhängige Glück und das von den materiellen unabhängige Glück, das spirituelle Glück. Man sieht, dass die Lehre des Buddha nicht einfach ein Abwenden vom Weltlichen ist, sondern auch davon handelt, wie man geschickt mit den weltlichen Dingen umgeht. Ein geschickter Umgang mit weltlichen Dingen dient nicht zur Selbstbestätigung, sondern ist dazu gedacht, förderliche Bedingungen auf dem Pfad bereitzustellen und zu mehren.
Persönliche Übung – Wunsch und Anwendung
Für die persönliche Übung ergeben sich drei Gebiete des verdienstvollen Wirkens: 1) Freigiebigkeit, Moral und geistige Entwicklung. In buddhistischen Ländern gibt es darüber hinaus noch sieben weitere Aspekte: 1) Verehrung; 2) Dienen; 3) Verdienstübertragung; 4) sich am Verdienst anderer erfreuen; 5) die Lehre darlegen; 6) der Lehre lauschen; und 7) Wiedergutmachung bzw. die rechte Sicht wieder herstellen.
Dabei ergeben sich für Laien – also jene Praktizierenden, die keine monastischen Gelübde halten – folgende vier Tugenden: 1) Aufrichtigkeit; 2) Selbstdisziplin; 3) Enthaltung; und 4) Freigiebigkeit. Mittels dieser vier Tugenden lässt sich auch ein Zusammenleben einigermaßen konstruktiv gestalten. Wendet man zusätzlich dazu noch die vier Aspekte des wünschenden Bodhicitta – liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut – an, dann verwandelt man den Ort, an dem man sich befindet in eine Stätte, an der selbst Gott Brahma verweilen möchte.
Durch die Praxis der überweltlichen Tugenden – der Paramitas – manifestiert man das Streben nach Befreiung. Freigiebigkeit besteht aus den drei Arten des Gebens: 1) das Geben von materiellen Dingen; 2) Schutz gewähren; und 3) den Dharma geben. Ethische Disziplin ist 1) das Aufgeben von negativen Handlungen; 2) das Ansammeln von positiven Handlungen; und 3) das Wirken zum Wohle der fühlenden Wesen. Duldsamkeit zeichnet sich auch durch drei Aspekte aus: 1) das unerschütterliche Verweilen angesichts von Leid, 2) dem Leiden frohgemut zu begegnen bzw. das Annehmen von Leid und 3) das Streben nach einem wahren Wissen der Realität bzw. Gewissheit über den Dharma zu erlangen und dies alles dient dem Beseitigen von Ärger und Gram. Freudvolles Streben ist 1) ein Eifer gleich einer Rüstung; 2) ein Eifer in der Ausführung der heilsamen Taten; und 3) ein Eifer zum Wohle der anderen. Pflegt man die dreifache Sammlung wie beispielsweise die neun Arten des geistigen Ruhens oder die Konzentration, welche ausgezeichnete Eigenschaften entstehen lässt etc., verwandeln wir uns in ein reines Gefäß, das die drei Arten der Weisheit (Hören, Nachdenken, Meditation) enthält.
Lebensweise
Im Vyagghapajja-Sutra lehrt der Buddha, wie auch Laien inmitten des Weltlichen ein glückliches Leben führen können. Der Laie Dighajanu bittet den Buddha dabei um eine Lehre, die zum Wohl und Heil gereiche, sowohl diesseits wie auch jenseits. Buddha Shakyamuni rät dann zu Fleiß, Wachsamkeit, edlem Umgang und einer maßvollen Lebensweise.
Wenn jemand in der Arbeit für den Lebensunterhalt tüchtig und nicht nachlässig ist und versteht, mit den richtigen Mitteln zu handeln und auch anzuordnen, dann bezeichnet der Buddha das als Bewährung im Fleiß. Die durch Fleiß und Strebsamkeit erworbenen Güter wurden rechtschaffen angesammelt und nun müssen diese auch bewacht und behütet werden, damit Fürsten und Räuber sie nicht fortnehmen oder sie nicht der Zerstörung durch die Elemente anheimfallen oder gar von Erbschleichern ergaunert werden. Dies bezeichnet der Buddha als Wachsamkeit. Menschen, deren Charakter von Vertrauen, Sittlichkeit, Freigiebigkeit und Weisheit gekennzeichnet ist, sollte man aufsuchen und so einen edlen Umgang pflegen. Was ist nun kein edler Umgang? Buddha nennt dabei jene, die das Leben zerstören, die stehlen, einen unrechten Wandel in den Sinneslüsten betreiben, lügen und Rauschmittel konsumieren.
Vier Dinge sollte man meiden: 1) Ausschweifungen; 2) Trunksucht; 3) Spielsucht; und 4) schlechte Gesellschaft. Diese vier werden auch als die „vier Abflüsse“ bezeichnet. Buddha Shakyamuni gibt als Beispiel dazu einen Teich, der vier Zuflüsse und vier Abflüsse hat. Wenn man die vier Zuflüsse verstopft, aber die vier Abflüsse weit öffnet und die Wolken einen Regen spenden, so wird eine Abnahme des Wassers darin stattfinden. Aus diesem Grund rät der Buddha dem Laien Dighajanu in der Lehrrede über die Grundlagen der Wohlfahrt, diese aufzugeben. Genauso rät er dem Dighajanu, einer üppigen Lebensweise zu entsagen, bei der die Ausgaben höher als die Einnahmen sind. Gleichermaßen aber lehrt er auch, wenn man bei großem Einkommen eine dürftige Lebensweise führt, dass man wie ein Hungergeist sterben wird. Buddha rät daher ein maßvolles Leben zu pflegen, bei der man die Einnahmen und Ausgaben kennt und die Lebensweise demgemäß einrichtet.
Auch der rechte Lebenserwerb ist natürlich hilfreich. D.h. man nimmt Abstand der Ausübung der fünf verwerflichen Berufe wie dem Handel mit Waffen, Lebewesen, Fleisch, Rauschmittel und Giften. Daher sind die Berufe des Schlächters, Fleischhauers, Fischers und/oder Söldners für eine segensreiche Dharma-Praxis kaum zuträglich.
Knausrigkeit
Im Macchariya Sutra beschreibt Buddha fünf Arten der Missgunst, die man aufgeben sollte und zwar hinsichtlich 1) der Wohnstätte; 2) der Unterstützer; 3) des Gewinns; 4) des Ansehens; und 5) des Wissens bzw. der geistigen Fähigkeiten. Wenn man diese fünf Arten aufgibt, dann „ist das heilige Leben erfüllt“. Das bedeutet, dass man ohne diese aufzugeben, nicht in der ersten Versenkungsstufe verweilen kann.
Vermögensverwaltung
Abschließend beschreibt Buddha auch noch zehn Arten, wie Menschen mit ihrem Besitz umgehen. Er beginnt mit jenen, die auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen streben. Diese vollbringen in gar keiner Weise gute Taten, da sie das Vermögen nicht mit anderen teilen und machen sich und andere durch Erwerb und Besitz unglücklich. Dann gibt es jene, zwar genauso ungesetzlich und gewaltsam streben, aber zumindest für sich selbst ein kleines Glück daraus schöpfen, obwohl sie es nicht mit anderen teilen. Dann gibt es die Robin Hoods unter den drei Unglücklichen, die zwar auch ungesetzlich und gewaltsam handeln, aber das Vermögen mit anderen teilen und so gute Werke tun. Buddha nennt dann drei weitere Kategorien, in denen Menschen sowohl gesetzlich als auch ungesetzlich, gewaltsam als auch gewaltlos handeln. Einige davon teilen ihr Vermögen mit anderen, andere wiederum nicht. Je nachdem schaffen sie so gute Werke oder eben nicht. Und abschließend nennt der Buddha vier Arten des gesetzlichen und gewaltlosen Erwerbs. Jedoch nur jene, die dabei sich selbst und andere glücklich machen, es mit anderen teilen und gute Werke tun, kommen auch in einen Genuss des Vermögens. Sie hängen nicht an ihrem Besitz, verwenden diesen nicht zur Selbstbestätigung und erkennen sogar die mit Besitz verbundenen Gefahren. Aber sie verfügen auch über die nötige Einsicht in den vergänglichen Nutzen des Vermögens und erlangen deshalb geistige Freiheit dabei.