DAS BARF -BUCH wurde von Nadine Wolf geschrieben und ist im September diesen Jahres im Selbstverlag erschienen. Es umfasst 163 Seiten und ist broschiert erhältlich.
Grundlage für das Buch bildet der Blog Mashanga Burhani, auf dem Nadine Wolf seit 2009 über die Biologisch Artgerechte RohFütterung von Hunden schreibt. In dem Buch hat sie nun all ihr Wissen rund um BARF konzentriert und auf den Punkt gebracht. Angefangen beim Ursprung von BARF, über das Konzept, das dahinter steckt, Gründe, Risiken, Mythen, bis hin zu genauen Erläuterungen, wie BARF funktioniert und praktisch umgesetzt werden kann.
Die Ernährung von Hunden (und auch Katzen) nach dem BARF-Konzept wurde in Deutschland von der Tierheilpraktikerin Swanie Simon etabliert. Diese bietet mittlerweile eine Ausbildung zum Barfberater/in an, bei welcher Nadine Wolf als Dozentin tätig ist. Swanie Simon hat im Buch das Vorwort verfasst und sagt über das Buch u. a.:
“Mit ihrem Buch, Das BARF-Buch, ist es Nadine gelungen, nicht nur das BARF-Konzept in meinem Sinne wiederzugeben, sondern dort weiterzumachen, wo ich aufgehört habe.”
Der Inhalt
Das Buch ist aufgeteilt in 4 Themenbereiche: 1. Fakten, 2. Fütterung, 3. Hilfe und Tipps und 4. Rezepte.
Im ersten Teil zu den Fakten werden Ursprung, Idee und Konzept erläutert. Auf leicht verständliche Art erklärt Nadine Wolf noch einmal genau, was BARF überhaupt ist. Dabei wird auch noch einmal deutlich, dass BARF eben nicht einfach nur roh füttern bedeutet, sondern dass der Grundgedanke ein festes und logisches Konzept beinhaltet. Sie erklärt in groben Zügen den Aufbau der BARF-Rationen, nennt sowohl die Vor- als auch die Nachteile von BARF und erläutert die viel diskutierten Risiken der BARF-Fütterung. Sie geht auch auf die bei Hunden zugrundegelegten Bedarfswerte für Nährstoffe ein und erklärt, wie diese im Zusammenhang mit BARF gesehen werden können. Zum Schluss des ersten Themenbereichs äußert sie sich zu den sogenannten Barf-Mythen, den Vorurteilen die im Bezug auf BARF kursieren und für Unsicherheit bei Hundehaltern sorgen.
Im zweiten Teil wird es praktisch und es kommt Nadines Stärke (sie ist BWL-erin und vereint so eine sachliche Vorgehensweise mit praktischer Anwendbarkeit) richtig zum Vorschein …
Und hier steige ich aus der herkömmlichen Vorgehensweise einer Buchrezension aus …
Wer wissen will, was das Buch so alles beinhaltet, braucht nur einen Blick ins Inhaltsverzeichnis zu werfen und ist bestens informiert. Auch ein Blick in die Kundenrezensionen bei Amazon gibt schon eine Menge Aufschluss darüber, was im Buch zur Sprache kommt und wie es bei den Lesern bisher angekommen ist. Ich möchte das Buch lieber anders beleuchten und ein paar Fragen stellen und natürlich beantworten, die die Entscheidung für oder gegen einen Buchkauf für den einzelnen erleichtern können.
1. An wen richtet sich das Buch?
Hier liefert der Buchtitel natürlich eine eindeutige Richtung. Das Buch richtet sich an alle, die ihren Hund nach den Richtlinien der Biologisch Artgerechten Rohfütterung ernähren möchten. Und um erst gar keinen Zweifel über die Kompetenz der Autorin und den Inhalt des Buches aufkommen zu lassen, ist dies nun nicht einfach ein Buch über BARF, sondern es ist DAS Barfbuch. Wer ein Buch über Barf schreibt und ihm diesen Titel gibt, KANN natürlich nur aus der Barf-Szene rund um Swanie Simon kommen, die den Begriff Biologisch Artgerechte Rohfütterung in den 90er Jahren hier etablierte. Gleichzeitig steigt mit diesem Titel natürlich die Erwartung an das Buch und so auch die Gefahr, vom Buch enttäuscht zu werden.
2. Ist das Buch für Laien geeignet?
Diese Frage muss man mit einem klaren Jein beantworten. Wer sich noch nie mit dieser Fütterungsart beschäftigt hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von dem Buch überfordert sein. Es handelt sich hier um ein Fachbuch, das nicht bei null anfängt, sondern ein gewisses Knowhow rund um die Hundeernährung voraussetzt. Ob das so beabsichtigt war, kann ich nicht sagen. In der Regel ist es natürlich so, dass Hundehalter erst auf die Idee kommen, ihren Hund barfen zu wollen, wenn sie sich schon eine Weile mit dem Thema Hundeernährung befasst haben.
Nichtsdestotrotz werden viele Grundsätzlichkeiten wie z.B. die Nährstoffversorgung von Hunden, die Erklärungen der Futterkomponenten, oder auch diverse Besonderheiten beim Barfen sehr gut und recht ausführlich erklärt. Wenn man als absoluter Laie also bereit ist, sich tief in diese Materie einzuarbeiten, eventuell noch andere Wissensquellen zu nutzen, um das Bild “rund” zu machen, hat man hier einen umfangreichen Barfratgeber zur Hand.
3. Was sind die Stärken des Buches?
Nadine Wolf hat es mit Zahlen, was für das Barfen eher untypisch ist, das hat sie auch auf ihrem Blog schon deutlich unter Beweis gestellt. Und so ist es nicht mehr einfach nur mit der 2% Regel getan, die man im Bezug auf die Futtermengen beim Barfen kennt. Sie schlüsselt diese Zahlen weiter auf und ermöglicht es so, die Futtermengen noch individueller anpassen zu können. Was meiner Meinung nach allerdings fehlt, sind genauere Erklärungen zu den von ihr aufgeführten Zahlen, also z.B. woraus diese abgeleitet werden. So gibt sie an, dass ein Hund einer kleinen Rasse eine Futtermenge von ca. 4% des Körpergewichts braucht, während ein Hund einer mittelgroßen Rasse ca. 3% braucht. Mir (mit entsprechendem Hintergrundwissen) ist klar, wie sie darauf kommt. Es ist nämlich so, dass die Futtermenge nicht proportional zur Körpergröße steigt, sondern dass dabei die Körperoberfläche eine Rolle spielt. Ein Großteil der aufgenommenen Körperenergie geht über die Haut in Form von Wärme verloren. Und je kleiner der Körper ist, desto mehr dieser Energie geht verloren, weshalb kleine Hunde im Verhältnis gesehen mehr Energie (also Futter) benötigen, als große Hunde. Bei der herkömmlichen Berechnung von Futtermengen geht man deshalb nicht vom normalen Körpergewicht aus, sondern vom sogenannten metabolischen Körpergewicht (kg Körpergewicht^0,75). Ebenso verhält es sich bei den Zahlen, die sie für einzelne Aktivitätsgrade zugrunde legt. Woher z.B. der genannte Faktor 1,25 für einen Hund, der 2-3 Stunden Bewegung am Tag hat, kommt, wird nur im Ansatz erläutert.
Ganz toll finde ich die schrittweise Vorgehensweise bei der Erstellung eines Futterplans. Die einzelnen Schritte werden sehr gut erläutert und anhand von Beispielen noch einmal anschaulich dargestellt. Auch welche Futterzusätze eventuell benötigt werden und sogar wie die benötigten Mengen berechnet werden, wird detailliert erklärt. Mir persönlich gefällt dieser Teil richtig gut, weil es oft schwierig ist, anhand der vom Hersteller empfohlenen Mengenangaben zu entscheiden, wie viel Lebertran z.B. ergänzt werden sollte, um die Vitamin-D Versorgung zu decken, oder welche Ergänzungen überhaupt sinnvoll sind. Am Ende hat man einen ausgewogen zusammengestellten Barfplan für seinen individuellen Hund erstellt.
Super sind auch die im Buch immer wieder auftauchenden “Exkurse” zu verschiedenen Themen. so erklärt Nadine Wolf genau, was es beim Barfen mit Salmonellen und Parasiten auf sich hat, erläutert die Bedarfswerte für gebarfte Hunde und erklärt ausführlich, wie man die individuell benötigte Calciummenge für den Hund berechnet.
Auch die Erläuterungen zu den einzelnen, beim Barfen verwendeten Futterkomponenten sind sehr ausführlich. Man erfährt genau, welche beim Barfen Anwendung finden können, wie diese eingesetzt werden, wofür sie wichtig sind und was es besonderes zu beachten gibt.
Sie geht auf diverse Studien rund um die Hundeernährung ein und kann mit deren Hilfe z.B. untermauern, weshalb sich eine Ernährung nach Barf für einen Hund lebensverlängernd auswirken kann. Das Buch ist voll mit Fakten, die für einen Hundehalter, der sich ausführlich mit dem Thema Ernährung beschäftigen möchte, hilfreich sein können.
Im Anschluss an die Informationen zur Futterplanerstellung gibt es ausführliche Informationen dazu, wie eine Futterumstellung vorgenommen werden kann. Dies ist oft der Punkt, an dem viele Hundehalter besonders unsicher sind, weil sie nicht wissen, wie der Hund reagieren wird. Hier gibt Nadine Wolf eine klar aufgestellte Anleitung, die dem Hundehalter die nötige Sicherheit vermitteln kann.
Zum Schluss geht sie auf gängige Fragen ein, die im Bezug auf BARF häufig gestellt werden und stellt so sicher, dass beim Leser möglichst keine Fragen mehr offen bleiben. Der Rezeptteil am Ende liefert noch einmal ein paar praktische Anwendungsbeispiele und bietet dem Leser vor allem durch die optische Umsetzung eine Idee davon, wie er die Fütterung angehen kann.
4. Was sind die Schwachstellen?
Was in meinen Augen eine elementare Schwachstelle darstellt, ist ein fehlendes Stichwortverzeichnis im Anhang. Ich persönlich finde, dieses ist in fachlich orientierten Büchern quasi ein Pflichtteil. Ein solches Buch wird ja nicht einfach mal in einem Rutsch durchgelesen und dann weggelegt, sondern man möchte immer wieder Punkte nachlesen, Angaben überprüfen, etc. Ohne Strichwortverzeichnis ist dies eine quälende Angelegenheit, weil man sich immer wieder nach diesem und jenem Punkt “dusselig” sucht (wo hatte ich das jetzt bloß noch mal gelesen?).
Ein weiterer Punkt, der mir sofort ins Auge fiel, ist die Buchgestaltung. Das Buch ist vom Format her vergleichsweise klein, dafür aber auch in relativ kleiner Schriftgröße gedruckt, was das Lesen manchmal etwas anstrengend macht. Die Fülle an Informationen lässt einen am Ende dann aber über diesen Punkt großzügig hinweg sehen.
5. Ein Fazit?
DAS BARFBUCH ist auf jeden Fall ein kompetentes Nachschlagwerk, in dem so ziemlich alle Fragen zum Thema Barfen präzise und ausführlich erläutert werden. Verglichen mit der ursprünglichen Herangehensweise an das Thema durch Swanie Simon ist es fast schon ein bisschen zu “fachlich” und entbehrt so einer gewissen, ursprünglich durch Swanie Simon publizierten Leichtigkeit. Das mag aber nicht zuletzt daran liegen, dass das Thema Hundeernährung allgemein immer ernster und kontroverser diskutiert wird.
Wurde Barfen die ersten Jahre noch von vielen als Ausnahmeerscheinung belächelt, so kommen heute immer mehr Hundehalter auf die Idee, ihren Hund so zu ernähren, was natürlich zur Folge hat, dass der Gegenwind immer rauer wird. Dies wiederum fordert geradezu heraus, dass die Ernährung nach den Barf-Richtlinien nachvollziehbar, faktisch korrekt und rational dargelegt werden muss, was Nadine Wolf mit diesem Buch auf jeden Fall gelungen ist.
Wer sich also mit der Hundeernährung nach dem Barf-Konzept gründlich auseinander setzen möchte, ist mit diesem Buch bestens versorgt. Seine Absegnung durch Barf-Ikone Swanie Simon macht es natürlich um so wertvoller und hebt das Buch so von allen anderen Büchern, die sich aktuell auf dem Markt zu diesem Thema befinden, deutlich ab.
Wer ist die Autorin?
Wie oben auf dem Buchrücken zu lesen, wurde Nadine Wolf 1981 bei Leipzig geboren und wuchs auf einem Bauernhof auf. Sie studierte BWL und kam dann durch ihren kranken Hund zum Thema Hundeernährung. Hier noch ein paar weniger bekannte persönliche Infos zu Nadine:
- Ihr erster Hund hieß Rocky, war ein Cavalier-Mischling und zog bei ihr ein als sie 1 Jahr alt war. Da es in der DDR kein Fertigfutter gab, bekam Rocky Leberkäse und Tischreste zu fressen.
- Nach Rocky hatte sie einen Rottweiler namens Alex, eine Dogge namens Babe, einen Stafford namens Mausi, einen Pinscher namens Weda, einen Ridgeback, der Neo hieß und dem das Buch gewidmet ist.
- Als sie ca. 11 Jahre alt war, ist ihr Hund Rocky auf einen zugefrorenen See gerannt und ins Eis eingebrochen, sie ist hinterher gesprungen, hat ihn rausgeholt, den ganzen Weg nach Hause getragen und dann haben die beiden zusammen ein Bad genommen, um aufzutauen – ihre Mutter war entsetzt.
- Ihr Hund Alastair (Puppenmann) hat am gleichen Tag Geburtstag wie sie.
- Ihre Hunde dürfen mit im Bett schlafen und sie nutzt sie als Wärmequelle auf der Couch.
- Seit sie Krafttraining macht, kann sie ihren fast 40 kg Hund endlich allein auf den Tierarzt-Tisch heben.
- Sie fasst das Futterfleisch mit bloßen Händen an und findet den Geruch von grünem Pansen nicht ekelhaft – er stört sie nicht und sie ißt sogar, wenn die ganze Küche danach riecht.
- Wenn sie ohne ihre Hunde in den Urlaub fährt, fragt sie mehrfach am Tag bei ihrer Mutter nach, ob es den Hunden gut geht.
- Neben ihren sehr zeitintensiven Tätigkeiten als Ernährungsberaterin, Dozentin, Verlegerin, Autorin und Bloggerin geht sie 5-mal pro Woche zum Sport, dreht große Runden mit den Vierbeinern und kocht nebenbei noch sehr gern (was natürlich gut zu ihrem Faible für die Hundeernährung passt).
Ich danke Nadine Wolf herzlich dafür, dass sie mir ihr Buch zur Verfügung gestellt hat und für die Möglichkeit, das Buch hier vorzustellen. Alle im Artikel verwendeten Bilder sind Eigentum von Nadine Wolf und unterliegen ihrem Copyright.