Buchrezension – Amokspiel

Heute möchte ich euch gerne ein Buch eines meiner Lieblingsautoren vorstellen – Sebastian Fitzek! Ich habe bereits mehrere seiner Werke gelesen und dadurch für mich das Genre der Psychothriller entdeckt. In diesem Beitrag befasse ich mich mit Amokspiel und hier folgt vorab für euch der Klappentext:

„Dieser Tag soll ihr letzter sein. Die renommierte Kriminalpsychologin Ira Samin hat ihren Selbstmord sorgfältig vorbereitet. Zu schwer lastet der Tod ihrer ältesten Tochter auf ihrem Gewissen. Doch dann wird sie zu einem brutalen Geiseldrama in einem Radiosender gerufen. Ein Psychopath spielt ein makabres Spiel: Bei laufender Sendung ruft er wahllos Menschen an. Melden die sich am Telefon mit einer bestimmten Parole, wird eine Geisel freigelassen. Wenn nicht, wird eine erschossen. Der Mann droht, so lange weiterzuspielen, bis seine Verlobte zu ihm ins Studio kommt. Doch die ist seit Monaten tot. Ira beginnt mit einer aussichtslosen Verhandlung, bei dir ihr Millionen Menschen zuhören.“

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Amokspiel von Sebastian Fitzek ist im April 2007 im Knaur Verlag erschienen.

Der Geschichte wird in wechselnden Perspektiven erzählt, zum größten Teil aus Sicht der ehemaligen Kriminalpsychologin Ira Samin. Ira ist alkoholsüchtig und durch den Selbstmord ihrer ältesten Tochter Sara schwer gezeichnet. Sie fühlt sich selbst schuldig, da sie Sara nicht retten konnte und auch ihre zweite Tochter Katharina will nichts mehr mit ihr zu tun haben. Jeglichem Lebenswillen beraubt will Ira selbst den Freitod wählen, wird jedoch durch ihren ehemaligen Kollegen Götz in der Weise daran gehindert, dass er sie kurzerhand in Handschellen zum Tatort einer laufenden Geiselnahme bugsieren lässt wo sie als Verhandlungsführerin fungieren soll. Geiselnehmer ist der frühere Psychologe Jan May, der sich samt seiner Geiseln in dem Gebäude des Radiosenders 101.5 verschanzt hat und mit einem grausamen Spiel auf Sendung geht. Er sucht zu jeder vollen Stunde wahllos eine Nummer aus dem Telefonbuch heraus und ruft diese an. Wenn sich der Angerufene mit der richtigen Parole meldet wird eine Geisel freigelassen, wenn nicht wird eine erschossen. May kündigt an, dieses Spiel so lange fortzusetzen, bis seine verstorbene Verlobte Leoni Gregor zu ihm kommt. Er ist davon überzeugt, dass Leoni noch lebt.

Im Prolog der Handlung, welcher aus Mays Sicht geschildert wird, erfährt man, dass Leoni durch einen Autounfall ums Leben kam. Rätselhaft ist, dass May nur Sekunden bevor die Polizei ihm mitteilte, dass Leoni tot sei offenbar noch einen Anruf von seiner Verlobten erhielt. Die Verbindung war jedoch so schlecht, dass er so gut wie nichts der Worte am anderen Ende der Leitung verstand.

Während der Verhandlungen mit Ira offenbart der Geiselnehmer Stück für Stück seine Vermutungen, die gegen ein Ableben von Leoni sprechen. Nach einiger Zeit gerät Ira selbst in Zweifel an der Richtigkeit der Dokumente über Leonis Tod. Gleichzeitig erfährt der Leser, warum Ira überhaupt zu der Verhandlung geholt wurde. Götz hat herausgefunden, dass Iras zweitälteste Tochter Katharina, die sich nun Kitty nennt, bei besagtem Radiosender arbeitet und sich unter der Spüle der Senderküche neben den Räumlichkeiten in denen sich der Geiselnehmer samt Geiseln befindet versteckt hält. Dies offenbart Götz Ira in einem Gespräch unter vier Augen, da diese bei Bekanntwerden von Katharinas Involvierung ansonsten sofort durch die Leitung von der Verhandlung abgezogen werden würde. Nun geht es für Ira darum, das Leben ihrer ihr noch verbliebenen Tochter zu retten.

Nach der ersten durch Jan May abgehaltenen Spielrunde (genannt Cash Call) spitzt sich die Lage zu, denn May macht ernst und erschießt die erste Geisel. Damit nimmt der Handlungsverlauf dramatische Züge an. Immer mehr von Leonis Vergangenheit wird enthüllt und bald ist klar, dass hinter ihrer Identität sehr viel mehr steckte. So hatte sie offensichtlich große Geheimnisse, selbst vor ihrem Verlobten der unter Anderem ihre Wohnung nie betreten durfte, und wurde von Personen aus einer mafiaähnlichen Organisation bedroht und verfolgt.

Durch eine Unachtsamkeit wird Kittys Versteck doch noch entdeckt und Ira wird letzten Endes des Falles entzogen. Sie forscht jedoch auf eigene Faust weiter nach Leoni und trifft auf schier unglaubliche Dinge, denn vieles ist nicht wie es scheint.

Amokspiel ist ein spannungsgeladener Thriller in dem sich psychologische und actiongeladene Szenen abwechseln. Die Geschichte berichtet im Grunde von einem Wettkampf gegen die Zeit, der einem die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Fitzek versteht es zudem wie kein Zweiter die Dinge zu einer Wendung zu bringen, die vollkommen unvorhersehbar ist. Er lenkt den Leser völlig in die Irre um dann die Handlung in einer Art und Weise aufzulösen, wie man sie nicht für möglich gehalten hätte.

Fitzek hat in Ira Samin und Jan May sehr interessante Charaktere geschaffen. Von Iras Innenleben erfährt man extrem viel, da ein Großteil der Handlung aus ihrer Sicht erzählt wird. Man sieht in einen Menschen gezeichnet von Schuldgefühlen und Alkoholsucht hinein, der sich nur noch den Tod wünscht. Und Jan May, der eigentlich als kranker Geiselnehmer daherkommt, jedoch so viel gerissener, intelligenter und auch c h a r m a n t e r ist, als es zunächst vermuten lässt – er wirkt zu keiner Zeit wie der typische Psychopath, den man hinter einer solchen Aktion vermuten würde. Man ist hin und hergerissen zwischen den Aussagen der Polizei und denen des Geiselnehmers, man vermutet, dass mehr hinter Leonis Tod steckt, ist sich aber auch nicht sicher. Man sympathisiert mit Jan May und dann liefert er wieder einen Grund es nicht zu tun. Es ist schlichtweg ein Wechselbad der Gefühle, dass die Spannung im Buch nur noch steigert.

Amokspiel ist für mich eines der besseren Werke Fitzeks, aber nicht das Beste. Mein bisheriger Favorit ist und bleibt Der Seelenbrecher, bei dem mir wirklich jedes Haar zu Berge stand. Amokspiel reicht deswegen nicht heran, weil es etwas von Fitzeks typischem Vorgehen abschweift. In der Regel kreiert der Autor ein komplexes Handlungsgeflecht gewürzt mit einem geradezu beklemmenden Gruselfaktor und einem gänzlich überraschenden Ende. Das Ende ist wie zuvor geschildert auch hier gelungen, jedoch gleicht die Handlung hier eher einer Vorlage für einen TV Krimi und der Gänsehautfaktor fehlt leider. Der riesige Polizeieinsatz, Mafiabosse und korrupte Polizisten, all dies sind typische Spannungsträger eines Hollywoodactionthrillers. In diesem Punkt hat mir leider ein bisschen die Originalität gefehlt.

Zusammenfassend ist das Buch trotzdem eine große Empfehlung, da allein der hohe Spannungsfaktor und das überraschende Ende das Lesen allemal wert sind – nicht nur für Fitzek-Fans!


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