Wer ein Buch veröffentlicht, hat immer auch den Traum, es mal beim Buchhändler in der Stadt ausliegen zu sehen. Der Buchladen, das ist eine Institution. Ein Eckpfeiler unserer Kultur. Buchladen, das heißt Ruhe, Bedachtsamkeit und ist eine Insel in der hektischen Welt. Selfpublishing ist dagegen ein Symbol unserer schnelllebig gewordenen Zeit. Es gibt sicher nicht wenige, für die Selfpublishing geradezu als Feind der Kultur gesehen wird. Ein Gegensatz, der stärker nicht sein könnte.
Selfpublishing ist schnell, kreativ und flexibel
Im Selfpublishing kostet es nicht viel Zeit, ein geschriebenes Buch zu veröffentlichen. Ein paar Klicks auf einer geeigneten Webplattform und schon kann das Buch bestellt werden. Dies bietet ganz neue Möglichkeiten. Es kann schnell reagiert werden und Raum für neue Ideen entsteht. Doch der Weg eines Buches in den klassischen Buchhandel ist steinig und lang. Jeder, der schon einmal über einen Verlag veröffentlicht hat, weiß, wie lange es dauern kann, bis ein Buch endlich erscheint. Und das hat viele Gründe.
Alles ist geregelt
Der Buchmarkt in Deutschland ist klar geregelt. Es gibt das Buchpreisbindungsgesetz, das einen Rahmen gibt. Rabattschlachten etc. sind damit ausgeschlossen. Unter diesem Dach konnten sich über Jahrzehnte gefestigte Strukturen entwickeln. Da ist beispielsweise der Börsenverein des deutschen Buchhandels, der genau darüber wacht, das alles schön ordentlich läuft. Und da sind die Handelswege, die sich fest etabliert haben. Allem voran, die Großhändler, die dafür sorgen, dass die Bücher den Weg in die Läden finden.
Barsortimenter, die Torwächter des Buchhandels
Neben organisatorischen Voraussetzungen, die ein Buch erfüllen muss, das im stationären Buchhandel erhältlich sein soll - ISBN, Eintrag im VLB -, sind die Barsortimenter die größte Hürde. Barsortimenter, das sind die Großhändler, die den Buchhandel beliefern. In Deutschland sind dies im Wesentlichen drei Firmen: Libri, KNV und
Umbreit. Jeder Buchhändler hat im Regelfall einen dieser drei Unternehmen als Lieferanten. Wenn also ein Kunde nach einem Buch fragt, dann schaut der Buchhändler in das Angebot seines Barsortimenters nach. Steht das Buch dort nicht, wird der Kunde auch schon mal gerne weggeschickt. Ein Buch, das im Barsortiment nicht auftaucht, ist also in weiten Teilen des Buchhandels nicht existent. Also muss man dafür sorgen, dass diese Firmen das eigene Buch in ihr Programm aufnehmen.
Barsortimenter kennen nur Verlage
Letztlich haben die Barsortimenter ein Interesse daran, ihren Kunden Bücher zu liefern, nach denen gefragt wird. Sie sperren sich daher nicht gegen Selfpublisher. Aber sie behandeln diese wie Verlage. Ich habe begonnen, bei den Barsortimentern anzufragen, ob sie mich und meine Bücher in ihr Programm aufnehmen möchten. Bei allen Dreien bekam ich die Antwort, ich möge ihnen zuvor mein Verlagsprogramm und ein Freiexemplar zur Ansicht senden. Dazu wurden mir gleich die Konditionen mitgeteilt und die sind nicht ohne. Der Rabatt beträgt bis zu 52,5%, dazu kommen im Regelfall 3% Skonto und kostenlose Lieferung. Alle Barsortimenter lassen sich umfangreiche Remissionsrechte zusichern. Teilweise können sie 100% der Lieferungen bis zu zwei Jahre zurücksenden und die Versandkosten muss der Verlag, also in diesem Falle ich, auch noch übernehmen. Dies sind natürlich sehr hohe Hürden für Selfpublisher. Aber sicherlich sind dies für kleinere Verlage auch schon Herausforderungen.
Sind diese Strukturen im Interesse der Kunden?
Es ist klar, dass diese Lieferkette zur Abschottung des Marktes im Sinne von großen Verlagen und den Beteiligten führt. Im Interesse der Kunden kann dies nicht sein. Selfpublishing ist mittlerweile etabliert und wird sich weiter ausweiten. Die Beteiligten im Buchmarkt, sei es der Börsenverein und die
MVB mit der unlogischen Vergabepraxis von ISBN oder die Barsortimenter mit ihrer zentralen Ausrichtung auf Verlage, tun gut daran, sich mehr darauf einzustellen. Nur so werden auch sie dauerhaft davon profitieren. Ich hoffe sehr, dass der
Selfpublisher-Verband hier etwas erreichen kann. Bei meinem Telefonat mit dem Börsenverein wurde ich jedenfalls schon mal an den Verband verwiesen.
Das Wagnis beginnt.
Nun, ich habe beschlossen, dieses Wagnis anzugehen. Die Kooperationsvereinbarungen mit zweien der Barsortimenter sind bereits unterzeichnet. Nun beschäftige ich mich damit, wie die Titelmeldungen aussehen und wie ich günstige Lieferwege schaffe. Immerhin weiß ich nun, was zu tun ist, wenn ich einen LKW mit Büchern bei Libri anliefern lassen möchte. Man weiß ja nie, oder?