Bücher über die Höhle von Lascaux

Wolfgang Krisai: Bücher über Lascaux. Tuschestift, Buntstift, 2014.Während unserer Reise nach Südwestfrankreich im August 2014 besuchten wir im Périgord natürlich steinzeitlich bemalte Höhlen, vor allem die berühmteste: Lascaux II. Das ist die 1:1-Kopie des Hauptraums der originalen Höhle, die in nur 200 Meter Entfernung von der Kopie liegt, aber seit 1963 nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Wie es sich gehört, ist diesem Touristenmagneten ein Souvenirshop angegliedert, wo man auch viele interessante Bücher kaufen kann.

Ich kaufte gleich drei und habe sie jetzt gelesen:

Bande dessinée von Félix & Bigotto

Zunächst das (oder: die?) Bande dessinée von Félix & Bigotto über die Entdeckung der Höhle im Jahr 1940 durch vier Burschen: „Le secrest des bois de Lascaux“. Dieses BD ist durch zahlreiche Fotos und Informationstexte ergänzt, sodass man nicht nur die Geschehnisse rund um die Entdeckung lebendig vor Augen geführt bekommt, sondern vertieftes Wissen erwirbt.

Die vier Burschen im Alter von ca. 16 Jahren streunten damals im Wald bei Montignac herum – und plötzlich verschwand der Hund Robot, der einem der Jungen gehörte, in einem Loch. Als sie ihn wieder herausholten, bemerkten sie, dass das Loch ein Höhleneingang war. Am nächsten Tag erschienen die jungen Entdecker wieder, mit Lampen und Werkzeugen ausgerüstet, um in die Höhle einzudringen. Vielleicht handelte es sich ja um den Ausgang des legendären Geheimgangs des Schlosses von Montignac?

Als die Burschen in der Höhle waren, stellte sich schnell heraus, dass sie hier wesentlich Interessanteres als einen mittelalterlichen Geheimgang entdeckt hatten: die Wände der Höhle waren über und über mit imposanten Tierbildern bedeckt.

Die vier verständigten bald ihren ehemaligen Lehrer, der sich die Höhle ansah und seinerseits erkannte, dass es sich hier vermutlich um prähistorische Bilder handelte. Er verständigte den damaligen französischen Papst der Paläontologie, Abbé Breuil, der herbeieilte und angesichts der künstlerischen Wunderwerke den berühmten Vergleich äußerte: die Höhle von Lascaux sei die Sixtinische Kapelle der Urgeschichte.

Man erfährt aus diesem Buch auch, wie es mit der Erforschung und touristischen Nutzung der Höhle bis heute, ja, bis in die Zukunft weitergeht: Was zunächst als improvisierter Führungsbetrieb begann, wurde bald zur größten Attraktion der weiteren Umgebung, sodass unglaubliche Menschenmassen die Höhle stürmten. Sie litt darunter so stark, dass sie geschlossen werden musste. 1983 wurde die Kopie Lascaux II eröffnet. Lascaux III ist eine Wanderausstellung, die um die Welt tourt. Lascaux IV befindet sich derzeit im Bau: eine vollständige Nachbildung der Höhle am Fuß des Hügels, eingebettet in ein riesiges Zentrum, wo der Besucher alles über die Höhle erfahren wird.

Buch Nummer 2: Brigitte und Gilles Delluc: „Die Höhle von Lascaux“.

Das ist so ein typischer Bildband, wie man ihn über alle Sehenswürdigkeiten von Rang kaufen kann – schien mir. Mit schönen Fotos und belanglosem Text. Irrtum. Der Text erwies sich als überaus erhellend und interessant. Und zahlreiche Fotos zeigen die Bilder der Höhle in allen Details.

Buch Nummer 3: “Lascaux”

Ein wunderschön illustriertes Jugendbuch von Marylène Patou-Mathis (Text) und Christian Jégou (Illustrationen) mit dem Titel „Lascaux“. Ich habe es wegen der ausgezeichneten Aquarelle und Zeichnungen gekauft, die darin enthalten sind und die mehr Fläche als der Text füllen. In jedes einzelne der Bilder könnte man sich lange verlieren, so detailreich und perfekt gezeichnet sind sie. Ein Beispiel kann man auf dem Blog des Zeichners sehen (Link unten). Der Text vereint inhaltlich sozusagen die beiden vorhergehenden Bücher: einerseits wird die Geschichte der Entdeckung der Höhle erzählt und beschrieben, was die Entdecker beim Eindringen in die Höhle nach und nach gesehen haben, andererseits gibt es dazwischen eingestreut umfassende Informationen über das Leben und die Kunst der Cro-Magnon-Menschen der damaligen Zeit.

Apropos Cro-Magnon-Mensch:

Schon der Führer in der Höhle betonte und die Autoren der Bücher bestätigen es: Diese Menschen waren genauso wie wir, nur ohne den inzwischen angesammelten kulturellen Hintergrund. Man darf sie sich also nicht als bessere Affen mit unterentwickelten geistigen Kapazitäten vorstellen, sondern als voll entwickelte Expemplare der Gattung homo sapiens sapiens. Dafür spricht besonders, dass sie offenbar nahe daran waren, eine Schrift zu erfinden, denn in der ganzen Höhle gibt es unzählige Zeichen von zum Teil komplexer Form, zum Teil aber auch ganz einfache, die ganz sicher eine klare Bedeutung hatten. Die Zeichen finden sich sogar auf einigen in der Höhle entdeckten Gebrauchsgegenständen wie zum Beispiel Lampen. Sie sind also Beschriftungen, die vielleicht eine Art Signatur des Künstlers darstellen. Die Künstler waren übrigens höchstwahrscheinlich Männer, denn nur sie kannten die Tiere von ihren Jagdausflügen so gut, dass sie sie dermaßen lebendig darstellen konnten.

Thierry Félix (Scénario), Philippe Bigotto (Dessin): Le secret des bois de Lascaux. Dolmen-Editions, Sarlat, 2012. 42 Seiten.

Brigitte und Gilles Delluc: Die Höhle von Lascaux. Deutsche Ausgabe. Éditions Sud Ouest, o. O., 2008. 77 Seiten.

Marylène Patou-Mathis (Text), Christian Jégou (Illustrationen): „Lascaux“. Groupe Fleurus, o. O., 2008. 79 Seiten.

Christian Jégous Bild.

Bild oben: Wolfgang Krisai: Bücher über Lascaux. Tuschestift, Buntstift, 2014.


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