Bücher im Februar

Bücher im FebruarEs ist eine Weile her, dass ich hier reingeschaut habe. Die letzten zwei Wochen hat sich wieder mal einiges getan in meinem Leben (im absolut besten Sinne) und ich war emotional und geistig so okkupiert, dass ich es einfach nicht fertig gebracht habe, auch nur ein einziges Wort zu schreiben. Es gibt also einiges nachzuholen und zu berichten. Zum Beispiel, dass ich endlich mein Lesetief überwunden habe.Nachdem ich mich im Dezember wie jedes Jahr durch meine Harry Potter Bücher geschmökert hatte, erschien mir danach jedes andere Buch irgendwie uninteressant. Es war auch nicht gerade hilfreich, dass ich ein paar wirklich blöde Bücher erwischt habe, die ich schon nach den ersten Kapiteln wieder weggelegt habe - was ich beim Kindle übrigens sehr viel sorgloser mache, als bei "richtigen" Büchern. Diesen Monat habe ich es endlich geschafft, mein Lesetief zu überwinden! Langsam aber bestimmt habe ich mich an neue Bücher herangetastet und obwohl immer noch Enttäuschungen dabei waren, fällt es mir wieder leichter, mich auf die Geschichten einzulassen.
Over the Top 3 / 5 Sterne
Als ich mit Grippe zwei Wochen lang die Couch gehütet habe, habe ich Queer Eye für mich entdeckt und im Schnelldurchlauf alle Staffeln auf Netflix angeschaut. Und weil die Serie mein Interesse an LGBTQ+ Themen geweckt hat, habe ich danach noch die Biographie von Jonathan van Ness gelesen. Eigentlich finde ich es ja albern, wenn Leute im zarten Alter von 32 Jahren Biographien veröffentlichen aber wow: This girl has a story to tell! Von den ungezählten Verweisen auf Eiskunstlauf und Kunstturnen auf praktisch jeder Seite mal abgesehen, hat mich dieses Buch wirklich berührt. Man bekommt beim Lesen ein sehr gutes Gefühl dafür, wie schwierig es sein muss, in einer amerikanischen Kleinstadt aufzuwachsen, wenn man nicht der dort gesellschaftlich akzeptierten Norm entspricht. Überraschung: Jonathan van Ness kann wirklich schreiben (ich gehe davon aus, dass er selbst in die Tasten gehauen hat). Der Ton ist so persönlich und locker, als würde einem der eigene Mitbewohner nachts um zwei bei einem Glas Wein seine Geschichte erzählen. Immer wieder bin ich beim Lesen auch auf Aussagen gestossen, die mich so beeindruckt haben, dass ich sie mir angestrichen habe. ("Shame loves secrets, it thrives with them."," All I had to lose was the moment, and a moment is something that we should never let go to waste.") Es ist definitiv schwere Kost, keine Gute-Laune-Lektüre. Trotzdem habe ich das Buch genossen - bis auf die Eiskunstlauf - / Kunstturn-Obsession. Deswegen nur gibt es Punktabzug.
Know my name 5 / 5 Sterne
Auch auf die Gefahr hin, dass es unoriginell ist, von Chanel Millers Buch begeistert zu sein: Ich war begeistert. Auch dieses Buch ist thematisch klar auf der finsteren Seite, das sollte euch aber nicht abhalten. Chanel Miller wurde 2015 auf dem Campus der Stanford University von einem Studenten sexuell missbraucht. Im darauf folgenden Jahr wurde er zu einer lächerlich geringen Strafe verurteilt. In Know my name enthüllt Chanel Miller - die während des Prozesses nur als Emily Doe bekannt war - ihre Identität und erzählt ihre Geschichte. Es ist herzzerreissend zu lesen, welche Auswirkungen der Missbrauch auf ihr Leben und das ihrer Familie und Freunde hat. Es ist schockierend zu lesen, wie sie permanent für die Wahrheit kämpfen muss. Wie schwer es ihr gemacht wird, ihre Würde und Integrität zu behalten. Und es ist auch zutiefst beunruhigend, sich  klarzumachen, wie oft wir im Alltag mit sexuellem Missbrauch und Diskriminierung konfrontiert und wie stark diese Vorfälle bagatellisiert werden. Nicht nur, aber besonders vor diesem Hintergrund ist Chanel Millers Geschichte in meinen Augen eines der wichtigsten Bücher unserer Zeit. Ich habe es zuerst auf dem Kindle gelesen, aber das physische Buch zusätzlich gekauft, um Kommentare und Anmerkungen zu machen. Und weil es eben wortwörtlich in jedes Bücherregal gehört.
Such a fun age 0 / 5 Sterne
Oh mein Gott, dieses Buch hat mich masslos aufgeregt und ich musste es nach einem Drittel als ultimativen Fail abhaken, bevor ich meinen Kindle in die Ecke pfeffere. Ich verstehe den Hype darum wirklich nicht.  Wer keine Lust auf eine Schimpftirade hat, kann jetzt aufhören zu lesen.
Erzählt wird vorgeblich die Geschichte von Emira, einer afroamerkanischen Frau in ihren Zwanzigern, die nach ihrem Uniabschluss nicht so recht weiss, was sie mit ihrem Leben anfangen soll und deswegen erstmal einen Job als Babysitterin bei Alix animmt (der Name alleine zeigt schon, wie besonders diese Figur sein soll). Diese Alix ist eine Art Pseudobloggerin und eigentlich geht es in der Geschichte nur um sie. Sie wurde dadurch bekannt, dass sie bewegende Briefe an Unternehmen geschrieben hat, damit die ihr Gratisprodukte schicken. Irgendwie ist aus diesem Schmarotzertum dann eine Frauenbewegung entstanden, mit dem fragwürdigen Highlight, dass sie bei einer Podiumsdiskussion ihr Kind absichtlich nicht rechtzeitig gefütter hat, um es später publicity-wirksam während einer Talkrunde auf der Bühne stillen zu können. Als dieser sympathische Charakter auf Drängen ihres Mannes aus New York - bekanntermassen ja der einzige Ort, an dem es sich noch zu leben lohnt - nach Philadelphia (?) ziehen muss, stürzt sie in eine Krise, wird pummelig und versteigt sich in einen Hass auf die gewöhnlichen Vorstadt-Mamis, die alle einfach nur nett zu ihr sein wollen. Der einzig wichtige Moment und das schlagende Verkaufsargument des Buches: Eines Abends wird Emira  - wir erinnern uns an sie - während einem Babysitter-Einsatz in einem Supermarkt von der Security angehalten und beschuldigt, das weisse Kind in ihrer Obhut gekidnappt zu haben. Der Vorfall - um den sich ja laut Klappentext die ganze Geschichte dreht - bleibt völlig ohne Konsequenzen, scheint allen egal zu sein und nicht mal auf Emira einen nachhaltigen Eindruck zu machen. Das einzige, was er auslöst ist, dass diese Alix irgendwie total besessen von ihrer Babysitterin wird, die sie bis dahin nicht die Bohne interessiert hat. Sie fängt plötzlich an, in Emiras Leben rumzuschnüffeln, liest heimlich die Nachrichten auf ihrem Handy und versucht sie abzufüllen, um ihr Geheimnisse zu entlocken.... - und da habe ich dann aufgehört zu lesen, weil ich es nicht mehr ertragen habe. 
Der Ansatz des Buches - Rassismus und die Diskussion darüber - ist eigentlich wirklich gut. Aber die Umsetzung ist einfach nur tragisch. Die Figuren sind allesamt solche Stereoptypen, dass es beleidigend ist. Die erfolgreiche, weisse Frau, die die ganze Zeit mit ihrem Laptop ins Cafés abhängt und die afroamerikanische Babysitterin, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegt, nur ans Feiern denkt und trotz Uniabschluss einen Slang drauf hat, von dem ich mir sicher bin, dass ihn die Autorin in irgendeiner Fernsehserie aufgeschnappt hat und sich dachte: "So reden die also". (Obwohl sie ja selbst afroamerikanisch ist und es besser wissen müsste. Also häh?) Mies, mies, ganz, ganz mies. Das Buch ist nicht nur ein Missdienst an der afroamerikanischen Community sondern auch an allen Frauen. Rassismus wird nicht ernst genommen und bleibt völlig ohne Konsequenzen für die Geschichte (kommt uns das bekannt vor?). Frauen werden abwechselnd als überfordert, ambitionslos, hysterisch und manipulativ gezeichnet. Die Autorin schenkt ihren Figuren kein Leben, sondern missbraucht sie lediglich als Träger, auf die sie rassistische und diskriminierende Klischees projiziert. Sind das harte Worte? Ja. Und ich meine jedes einzelne davon. Ich weiss nicht, welcher erzählerische Kniff hinter diesem Buch stecken soll. Ich habe ihn nicht erkannt.
Micdrop. Katrin out. Ich mache mir jetzt mal einen Kamillentee, um mich wieder zu beruhigen.

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