DER STUMME TOD
von Volker Kutscher
Kiepenheuer & Witsch 2009
Seitenzahl: 541
Zum Thema Stummfilm gibt es zahlreiche Sekundärliteatur.
Die lassen wir mal hübsch beiseite.
Was ich heute empfehlen möchte, ist schlicht ein Krimi. Einer, der im Filmmillieu und im Berlin des Jahres 1929 spielt.
Es war das Jahr, in dem der Tonfilm dem Stummfilm das Wasser abgrub. Diese Thematik wird im Buch zwar eher oberflächlich abgehandelt, die Atmosphäre jener Zeit ist aber hervorragend herausgearbeitet.
Im März des Jahres 1929 sterben nacheinander drei Stummfilmschauspielerinnen. Eine wird von einem Scheinwerfer erschlagen, die anderen beiden findet man tot und ohne Stimmbänder in stillgelegten Lichtspielhäusern.
Kommissar Gereon Rath macht sich auf die Suche nach dem/den Mördern; dabei erhält der Leser Einblick in die Arbeit der damaligen preussischen Polizei und ins Leben der von politischen Umwälzungen gebeutelten Grossstadt. Das allein würde die Lektüre von Kutschers Roman schon rechtfertigten, zumal es hervorragend recherchiert und lebendig beschrieben ist. Doch auch die Ränkespiele der Filmproduzenten sind plausibel dargestellt – und die Figurenzeichnung ist wirklich bemerkenswert.
Gereon Rath und seine Vorgesetzten sind nicht nur facettenreich und äusserst plastisch gezeichnet, sie wachsen einem mit ihren Macken und Unzulänglichkeiten regelrecht ans Herz.
Der stumme Tod ist kein schneller Krimi, es geht da eher gemächlich zu und her. Doch genau darin liegt für mich den Reiz des Buches (und seines Vorgängers Der nasse Fisch): Da nimmt sich einer Zeit für genaue Millieuschilderung und stimmige Charakterzeichnung.
Ein toller Fund, den ich nicht nur Stummfilmfeunden empfehlen kann!
Erhältlich bei amazon.de; in der Schweiz etwas günstiger bei ex libris.