Die Geschichte der drei Blutsbrüder aus dem alten China kann man sich jetzt auch zuhause ansehen. ©2015 Pandastorm Pictures GmbH
Shen ist ein wahrhafter Ehrenmann, vielleicht weniger beruflich, dafür aber umso mehr im zwischenmenschlichen Bereich. Gerne geht er ins Freudenhaus. Dort hat er sogar eine eigene Herzensdame. Berühren oder gar mit ihr schlafen möchte er aber gar nicht, er bezahlt sie trotzdem – als einziger Freier – und wenn er jemals genug Geld gesammelt hat, dann will er sie freikaufen. Nun wird man als kaiserlicher Assasin, gerade zum Ende der Ming-Dynastie, nicht gerade steinreich. Glücklicherweise bekommen er und seine beiden Blutsbrüder, beide natürlich auch mit irgendwelchen eigenen Geheimnisschen und Geschichtchen ausgestattet, jetzt aber den Auftrag schlechthin. Der Eunuch Wei (meine Wikipedia-Kurzrecherche ergab: Das hat irgendwas mit Kastration zutun) soll vernichtet werden, sagt der kaiserliche Hof. Also dann: Messer gewetzt, Wei finden, Wei töten, belohnt werden, Frau freikaufen, glücklich sein – leichter gesagt, als getan...Denn leider werden unsere drei Hauptprotagonisten – die Namen kann man sich aufgrund deren unglaublicher Blässe leider nicht merken – Opfer in einer riesigen Verschwörung. Die Geheimpolizei mischt mit, es gibt Treue-Eide bis in den Tod, mörderische Neider, Rache, Missgunst und all das, was man schon tausend Mal in Filmen der Gattung „China im Jahre 1627“ gesehen hat. Vorm Ofen hervor lockt einen der Plot von „Brotherhood of Blades“, offizieller Beitrag des Filmfestes München, nun gerade nicht mehr. Auch wenn die Pressestimmen unisono auf dem BluRay-Cover von einer intensiven Unterhaltung der Oberklasse sprechen: Die Produzenten von „Mission Impossible II“ liefern mit „Brotherhood of Blades“ bloß ultraöde Stangenware.
"Schatz, auch wenn es regnet: Ich trage dich, wohin du willst!" ©2015 Pandastorm Pictures GmbH
Angefangen bei der Story, die zwar aufgrund der Stil-Sicherheit in der Optik und Inszenierung der einzelnen Kampfszenen rund 90 Minuten ganz passabel unterhält, bis hin zu den Charakteren reißt der Streifen des Regisseurs Lu Yangs nichtmal Bäumchen aus. Die Charaktere sind schnell in gut und böse zu unterscheiden, der eine der Guten hat ein dunkles Geheimnis, der nächste will befördert werden, schafft's aber nicht aufgrund seiner beiden Kollegas. Kein Ding, Blutsbrüder halten zusammen, gemeinsam über Stock und Stein. Da fällt mir gleich der Bibi &Tina-Titelsong wieder ein, indem es auch so schön heißt: „Sie jagen im Wind, sie reiten geschwind, weil sie Freunde sind.“ Hach. Nur dumm, dass es irgendwie zu keinem Zeitpunkt interessiert, wie die Geschichte für sie alle weitergeht. Die drei Freunde reiten quasi umsonst geschwind durch den Wind.Im Schlussdrittel geraten sie in arge Bedrängnis und da ergibt sich dann aus der vorherrschenden Austauschbarkeit unfassbare Langeweile. Es passiert etwas auf dem Bildschirm, das sieht auch immer noch gut aus, keine Frage, aber es lässt den Zuseher auf der Couch kalt. Das Gewand kann nichts mehr retten zu dem Zeitpunkt, es ist einfach alles schnurzpiepegal. Die Nasen auf der Leinwand turnen herum, es sprießt Blut in alle Himmelsrichtungen, es klirren die Schwerter.
Sieht ja schon gut aus, das Ganze. ©2015 Pandastorm Pictures GmbH
Eigentlich müsste sich ein purer Adrenalinkick im Körper breit machen. Leider ist dem nicht so.Und wie die Geschichte des Shen und seiner Perle ausgeht? Kein Kommentar. Aber ich empfehle ihm, es vielleicht mit Bibi & Tina-Liedern auszuprobieren. Dort gibt’s wundervolle Anmach-Tipps zum Nachmachen, wie ich gerade zufällig entdeckt habe. Kostprobe gefällig? „Für dich falle ich vom Pferd, saufe dein Badewasser leer. Komm, steig von deinem Ross, denn without you iam lost.“ DAS hätte im wilden China auch geklappt. Ganz bestimmt.
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BEWERTUNG: 5,0/10Titel: Brotherhood of Blades - Kaiserliche AssasinsFSK: ab 16Laufzeit: 112 MinutenGenre: ActionErscheinungsjahr: China 2014, auf DVD, Blu-Ray & VoD erhältlich seit 18.09.2015Regisseur: Lu YangDarsteller: u.a. Chen Chang, Yuan Nie, Yi Wei Zhou