Es ist ja gerade sehr en Vogue, Brot selbst zu backen und Brot im Topf zu backen und ich habe mich dabei gefragt, wieso ich das bisher nicht gemacht habe. Schon vor Jahren lief mir das Wasser im Mund zusammen als ich “Tartine Bread” gelesen hatte und schon da wurde das Backen im Topf empfohlen. Nun also habe ich meinen Le Creuset Schmortopf rausgeholt und habe es ebenfalls getan.
Auf der Suche nach dem passenden Rezept für ein selbstgebackenes Brot, stößt man unweigerlich auf Lutz Geißler, der ist so was wie der deutsche Messias ist, wenn es um Brotbacken geht. Nein, das ist keine Blasphemie, sondern Huldigung auf höchstem Niveau. Keiner backt das Brot so meisterlich und erklärt so einfach und nachvollziehbar, was es mit Teigführung & Co. auf sich hat, wie der gelernte Geologe.
Nach dem, verdientermaßen, Riesenerfolg seines Plötzblog, kam das Buch aus meiner Sicht folgerichtig. Im Ulmer Verlag erschienen, befasst sich “Das Brot Back Buch” mit allem notwendigen Wissen, um zu Hause, im heimischen Ofen, ein Brot werden zu lassen. Grund genug, sich dem näher zu widmen, nach mehreren wirklich gründlich misslungenen Versuchen, einen lebendigen Sauerteig zu fabrizieren. Ich werde schwach bei Leuten, die mit viel Inbrunst und Passion bei der Sache sind und Lutz Geißler ist es hundertprozentig. Wer sonst, sollte mir da helfen, meine Furcht vor dem Sauerteig zu überwinden!
Ich hab‘s gern, wenn was gleich funktioniert und wenn‘s das nicht tut, kann ich schnell das Interesse verlieren. Belohnungsaufschub war noch nie mein Ding. So nun, zum Brotbacken braucht es das und nach den ersten Seiten Lektüre war mir klar, Geduld ist eine Zier und die werde ich brauchen. Ich war bereit, auch für den Sauerteig.
Zugegeben, es erfordert schon ein bisschen Beschäftigung, gleich von Anfang an, alle Vorgänge zu durchdringen – davon darf man sich nicht entmutigen lassen. Und ja, man sollte auch nicht Übererfüller-mäßig denken, man müsste gleich die trefflichsten Baguettes formen – ich tat das – es ging schief…
Sinnvoll ist, sich langsam durchzuarbeiten und klein anzufangen – jeder Bäckermeister hat das auch getan. Hilfreich ist dabei die Einteilung in “Rezepte für den Anfang”, “Mit etwas Übung” und “Feines für Fortgeschrittene”. Das Buch geleitet einen sicher und professionell durch den Prozess des Brotbackens und man erfährt dabei eine Menge über sich selbst. Es macht einen Heidenspass, ein Nahrungsmittel von Anfang bis Ende der Herstellung zu beobachten und es ist ein wahrlich erhabenes Gefühl, ein fertiges Brot in den Händen zu halten.
Das Buch ist eine Empfehlung für alle, die sich in der Kunst des Brotbackens üben wollen, die Interesse daran haben, einer Sache auf den Grund zu gehen und die sich genau so für eine Sache begeistern können, wie Lutz Geißler es für sein Brot tut. Dazu gibt es überaus ansprechende Bilder, bei deren Anblick man die Kruste krachen hört und sich ein verführerischer Duft im olfaktorischen Gedächtnis ausbreitet.
Wie bereits erwähnt, man braucht keinen eigenen Steinbackofen – ein Schmortopf tut seine Arbeit. Ein Brot selbst backen und es im Topf zu backen ist kein Hexenwerk und kommt fast ganz ohne Zauberei aus. Fast deshalb, weil es einen schon verzaubert, wenn man den kräftig duftenden, knusprigen Brotlaib aus dem Ofen holt, anschneidet und die Scheibe nur mit etwas Butter und Salz genießt.