Mit einem Jahr Verzögerung trifft der zweite Akt von Broken Age ein und versucht eines der meist diskutierten Kapitel der jüngeren Videospielgeschichte abzuschließen. Das Spiel, dass den Kickstarter-Hype in der Branche eingeläutet hat, findet nun ein wohlverdientes Finale.
Der erste Akt war schon im letzten Jahr ein gutes Argument für den Fortbestand des Adventure-Genres, auch wenn er nicht unbedingt bei allen Adventure-Fans positiven Zuspruch gefunden hat. Zu einfache Puzzles, zu wenige Gegenstände – da hielt schon der eine oder andere Gamergate-Fetischist unter Zornestränen seine Geldbörse hin, um den (selbstbestimmten) Eintrittspreis zurückzuverlangen. Doch zu früh erbost, denn genau wie von Tim Schafer persönlich versprochen liefert der zweite Akt genau das, wonach Adventure-Freunde sich so sehr sehnen: Zahlreiche komplexe, ineinander verwobene und manchmal obskure Rätsel-Abfolgen.
Die Story knüpft nahtlos an den ersten Akt an und spart nicht mit unmittelbaren Lost-artigen Plot-Wendungen, die mit den Erwartungen des Spielers auf spielerische Weise aufräumen und zweifellos erkennen lassen, dass Broken Age ein durchdachtes Meisterwerk ist. Tatsächlich ist der Hinweis, den ersten Akt zuvor noch einmal zu spielen, nicht nur leeres Marketing-Sprech der Entwickler: Der erste Akt ist vollgestopft mit Elementen, die eigentlich erst für den zweiten Akt konzipiert waren.
Man versteht sehr schnell, dass Tim Schafer Broken Age von Anfang an als ein ganzes Spiel geplant hat und die Aufteilung wirklich nicht mehr als ein notwendiges Übel war. Der zweite Akt glänzt vor fein durchdachtem Humor und gerade die Tatsache, dass man die selben Umgebungen und Charaktere noch einmal mit völlig neuen Augen zu sehen bekommt, verleiht dem ganzen Ablauf einen unbestreitbaren Charme.
Die stattliche Anzahl an Rätsel ist es dann auch die dafür sorgt, dass der zweite Akt sicher doppelt so lange “wirkt” und das Endergebnis einen zufriedenstellenden Umfang vorweisen kann. Lediglich das Finale schafft es nicht den aufgebauten Erwartungen gerecht zu werden, was einen durchaus bitteren Nachgeschmack hinterlassen kann und das Gesamtwerk etwas trübt. Ein generisches Ende, das es gerade mal schafft, die notwendigsten Charaktere zu einem lieblosen Abschluss zu führen – Da ist man vom Schaffer denkwürdiger Videospielabschlüsse wie jenem von Full Throttle sicherlich Besseres gewohnt.
Doch Broken Age ist in seiner Gesamtheit betrachtet mehr als nur ein Spiel: Als Projekt ist es Teil einer unvergleichbaren Dokumentar-Reihe, die den Entwicklungsprozess des Spiels von der ersten bis zur letzten Minute akribisch festhält und einen unvergleichbaren Einblick in seine Entstehung zulässt:
So entsteht ein Bild, dass das fertige Spiel um ein vielfaches durch faszinierende Hintergrundinformationen bereichert, wodurch aus Broken Age trotz dem etwas unglücklichen Abschluss ein Pflichttitel für jeden Fan von Videospielen wird. Und ein weiterer unvergesslicher Adventure-Klassiker ist es dank eines gut durchdachten und liebevoll umgesetzten Szenarios ebenfalls.
Plattform: PC (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): KA,
Release: 29.04.2015, www.brokenagegame.com