Okay, von Anfang an gesagt: Eileen und ich haben beide noch nicht vor zu Heiraten, geschweige denn das der geeignete Kerl dazu in Sicht wäre. Aber wir wollten trotzdem mal einen komplett anderen Bereich der Mode beleuchten, den man hier bei uns sonst eher nicht so findet.
Ich bin also Freitags nachmittags nach Düsseldorf gefahren und war wieder meine obligatorische Viertelstunde zu früh. Aufgeregt wie sonst was, musste ich zur Beruhigung erstmal noch eine Zigarette rauchen, bei der sich Emanuel dann direkt mal angeschlossen hat, als er mich vor dem Laden entdeckte. Keine Viertelstunde vom Düsseldorfer Hauptbahnhof (Liebe Freunde, ich bin Bahn gefahren und ich kenn mich in Düsseldorf gar nicht aus!!) liegt Emanuels kleines aber total niedliches Eck-Atelier. Nach ein bisschen Smalltalk und dem Vergügen Emanuels Praktikantin und rechte Hand Melissa (Damenschneiderin und Absolventin des Studiums für Modedesign) kennen zulernen , starteten wir dann bei einem gemütlichen Sektchen mit dem Interview:Wie bist du darauf gekommen Modedesigner zu werden?
Eigentlich ist er gelernter Industriedesigner und hat in seiner Studiumszeit in Neuseeland (dazu später mehr!) auch viel gemodelt. Während dieser Zeit hat er auch seine Fashionaffinität entdeckt und durch einen Job bei dem er mit einem Fashionlabel zusammen gearbeitet hat, wurde diese Idee immer realer. Nachdem er einige andere Jobs angenommen hatte, fing er an, hauptsächlich für sich, Anzüge zu kreiieren. Vorallem schlichte Schnitte mit Farben zu verbinden. Was man auch jetzt immernoch in Emanuels Anzügen und Kleidern wiedererkennt. Nachdem dann auch die ersten Kumpels kamen und Anzüge von ihm wollten, entwickelte sich das wie eine Art Lauffeuer, was den Grundstein für sein heutiges Label praktisch gelegt hat.Was wolltest du als Kind werden?
Wer jetzt denkt (so wie ich) es kommt so etwas typisches wie Feuerwehr man oder Polizist, der hat sich geschnitten. Seine Antwort war Blumenverkäufer. Dabei war ihm schon sofort klar, dass es nicht der Beruf eines Floristen sein sollte, sondern Blumenverkäufer. Schlicht und einfach.Mit welchen Stoffen und Materialien arbeitest du am liebsten?
Vorallem mit Chiffon und Cashmere. Was auch genaue Gründe hat. Chiffon zum einen, weil er sich bewegt. Er fällt leicht, ist dynamisch und verändert sich dadurch. Cashmere zum anderen, weil er sich gut anfühlt, weich ist, aber auch eine sehr glatte Ästetik mit sich bringt. Dadurch sieht ein Kleid beispielsweise immer anders aus.Was sind deine liebsten Entwürfen, wenn du dich entscheiden müsstest?
Zu einen ein Anzug den er für einen gemeinsamen guten Freund von uns designt hat. Er ist beige, bis auf das Rever. Das ist nämlich pink. (Ein Bild davon kann ich euch leider nicht zeigen, ihr findet es aber auf Emanuels Facebook-Page, am Model selbst). Zu anderen eine kleines schwarzes, dessen Rock aus echten Straußenfedern besteht. (Bild kommt weiter unten.)
Woher nimmst du deine Inspiration?
Zum einen sucht er sich seine Inspiration aus verschiedenen Comics. Aufgrund der simpel gezeichneten Kleidung und der knalligen Farben. Zum anderen aber auch aus der Kunst, wie zum Beispiel Andy Warhol, aus der Musik oder auch generell aus dem Bereich der Pop Art.Warum hast du ausgerechnet in Neuseeland studiert?
Dadurch dass er Deutschland (salopp gesagt) überdrüssig geworden ist und zu dieser Zeit das Angebot von Rotary (eine Austauschorganisation) kam, ein Jahr im Ausland zu verbringen. Die Auswahl bestand aus Frankreich, Finnland und Neuseeland. Die Jungs und Mädels von euch, die ein bisschen Ahnung von Erkunde haben, wissen, dass Neuseeland am weitesten weg ist. Also gings ab nach Neuseeland. Mit vielen glücklichen Zufällen mag man dann sagen, wurde aus dem einen Jahr fast ganze Sieben. In denen er dort sein Abi gemacht hatte, Studieren konnte und die ersten Jobs annahm.Warum hast du als Mann speziell Brautkleider zu deiner Lebensaufgabe gemacht?
Selbstverwirklichung war das erste Wort was Emanuel dazu einfiel. Er wollte sich austoben. Grade bei Frauenmode und Hochzeiten. Für ihn ist eine Hochzeit der Tag, an dem man ehrlich man selbst sein kann und es vorallem auch sollte. Man sollte das zu einer Hochzeit anziehen, worauf man Bock hat und nicht was, was andere sagen, dass es zu einem passt. Es geht um Individualität und die kriegt man bezüglich Hochzeits- und Brautmode fast nirgendwo anders.Wo siehst du dich und dein Label in 2 und/oder 5 Jahren?
Innerhalb der nächsten zwei Jahre will sich Emanuel in Düsseldorf als Designer etablieren, da er der Meinung ist, dass Düsseldorf frische Jungdesigner braucht. Prinzipiell aus dem Grund, dass aus Düsseldorf alles nach Berlin geht, obwohl es in Düsseldorf so viel modisches Potenzial gibt. Dadurch öffnet sich eine Nische, die er hofft füllen zu können. Beziehungsweise, von der er weiß, dass er sie füllen kann, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Sein 5-Jahres Ziel ist das schon etwas höher gesteckt. Frei nach dem Motto "Ich will nicht nach Berlin!" (Viele freundliche Grüße an die Jungs von Kraftklub) möchte er lieber einen Shop in Amerika eröffnen und ist mit viel Mühe und Arbeit, die dahinter steckt, dabei den Schritt über den großen Teich zu wagen.Würdest du deine Mode gerne mal auf einer Show bei der Fashionweek in Berlin zeigen?
Das ist ein sehr schwieriges Unterfangen. Obwohl er in einem Sinne mit seiner Mode auf der Haute Couture Schiene fährt, ist diese aber nicht zu vergleichen mit den klassischen Haute Couture Schauen, die beispielsweise in Paris gezeigt werden. Deswegen ist es eher schwierig und kaum realisierbar, genau seine Mode mal auf der Fashionweek zu zeigen. Daher bleiben eher kleinere Runway Shows auf der "Trau Dich" Hochzeitsmesse beispielsweise im Oktober in Düsseldorf.
Wenn du deine Mode mit drei Worten beschreiben müsstest, wäre diese:
Stylisch, Grell und unberechenbar!Hast du Tipps für angehende Designer oder die, die es mal werden wollen?
"Glaub an dich, egal was andere sagen!" / "Bleib dir selbst treu!" / "Arbeite dir den Arsch ab, denn da führt kein Weg dran vorbei!"Ich hatte einen tollen,amüsanten Tag der mit viel Lachen und Schnacken verbunden war. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Emanuel und Melissa, die sich so viel Zeit für mich genommen haben. Ihr habt es geschafft, dass ich mich in zwei Brautkleider schieße. Es war ein Traum. Da fühlt man sich wirklich wie eine Prinzessin.
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