Braunkohle-Tagebau bei Jänschwalde (Bild: GuenterHH)
Die Bedeutung der Braunkohle für die Stromversorgung nimmt in der Zukunft ab. Das stellt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer aktuellen Studie fest und rät davon ab, in neue Braunkohlekraftwerke zu investieren und neue Tagebaue zu erschließen. Diese Kraftwerke könnten in Zukunft kaum noch wirtschaftlich betrieben werden, von der Umweltverträglichkeit ganz zu schweigen. Dennoch werden Neubauten in allen drei Revieren, dem Rheinischen, Mitteldeutschen und Lausitzer Revier, erwogen.Die Bundesregierung betrachte die Braunkohle immer noch optimistisch, so das Institut. Ihr Energiekonzept gehe von einer nur langsam sinkenden Leistung der Braunkohlekraftwerke und einem Zubau neuer Kraftwerke mit Abscheidung des Kohlendioxids aus. Allerdings gehen Langfristszenarien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit bereits davon aus, dass die Braunkohle bis zum Jahr 2040 weitgehend und bis 2050 vollständig aus dem Energiemix verschwindet.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Betreiber von Braunkohlekraftwerken werden sich immer weiter verschlechtern, so das DIW. Einerseits würden die Volllaststunden immer mehr abnehmen, von über 7000 Stunden im Jahr 2010 über 6000 im Jahr 2020 auf etwa 4000 Stunden im Jahr 2030. Andererseits würden die Preise für Kohlendioxidemissionen immer höher werden; aber nur mit dauerhaft niedrigen Kohlendioxidpreisen könnten sie rentabel bleiben.
Das DIW bezweifelt auch, dass neue Kraftwerke den Energiebedarf decken können. Besonders im Süden Deutschland werde es in den nächsten Jahren zu einem Erzeugungsdefizit kommen, weil dort besonders viele Atomkraftwerke stillgelegt werden. Dagegen weisen das Mitteldeutsche und das Lausitzer Revier deutliche Erzeugungsüberschüsse auf. Ein Energietransport aus diesen Regionen in den Süden sei aber wegen des zu schwachen Netzausbaus nur schlecht möglich.
Bis vor kurzem sei die Möglichkeit diskutiert worden, die Kosten für die Kohlendioxidemissionen durch die Abscheidung und unterirdische Speicherung des Abgases (CCTS) niedrig zu halten. Bis 2011 habe man mit einer raschen Durchsetzung der CCTS-Technologien gerechnet, so das DIW. Doch mit Absage vieler Pilotprojekte in den meisten EU-Staaten sei es unwahrscheinlich geworden, dass diese Technologie auf absehbare Zeit eine relevante Rolle in der Energiewirtschaft spielen könne.
Unter diesen Voraussetzungen sei es auch nicht sinnvoll, neue Tagebaue zu erschließen. In allen drei Revieren würden die genehmigten Abbaumengen ausreichen, die Kraftwerke problemlos bis zum Jahr 2045 zu beliefern.