Brauchen Methodiker Branchenwissen?

Große Diskussion: Muss ein Methodikberater etwas von der Branche verstehen, für die er seine Methodik nutzbar machen will?

Manche sagen: Nein. Was man nicht weiß, kann man sich herleiten. Und: der Kunde muss das Potenzial erkennen, wenn er die Methodik studiert.

Ich sage: Ja. Methoden müssen -ebenso -wie Technologien- erst nutzbar gemacht werden. Sie sind es nicht a-priori.

Begründung:
Das Nutzenpotenzial hat in jeder Branche, vielleicht bei jedem Kunden, ein anderes Profil. Man bringt -abstrakt gesprochen- das Nutzenprofil der Methodik mit dem Schwächenprofil der Kundenorganisation zusammen.

Beispiel Anforderungsmanagement:
Organisationen, die einfach drauflos entwickeln (a), können von der Einführung eines Anforderungsmanagement anders profitieren, als Organisationen, die zu lange an ihrem Lastenheft arbeiten (b).
(a) braucht ein Verständnis, warum Anforderungen überhaupt dokumentiert werden können: Damit man sie besprechen, priorisieren, klären - ja überhaupt Dritten zugänglich machen kann.
(b) braucht ein Verständnis dafür, dass es sinnvoller ist, unklare Anforderungen und stillschweigende Annahmen VOR dem Entwicklungsstart zu klären.

Inwiefern benötige ich hier Branchenwissen, um die Methodik nutzbar machen zu können?

Antwort:
Ich muss eintauchen in die Welt des Kunden und das spezifische Problem, an dem man den Hebel ansetzen kann, verstehen lernen. Dieses Problem kann typisch für die Branche sein, oder eine Gattung von Unternehmen in dieser Branche.

Dem Methodiker geht es da nicht anders als dem Technologen: Gibt es neue Durchbrüche in Basistechnologien, braucht man auch Branchenverständnis um die Chancen für eine Branche zu erkennen.

Bekanntes Beispiel: Die Mini-Festplatte von Intel, die für Apple das fehlende Puzzlestück für die Entwicklung des ersten iPod war. Intel wusste nicht, was Apple braucht. Und Apple wusste nicht, was die Forschungsergebnisse von Intel bedeuten. Das Potenzial wurde erst im gemeinsamen Gespräch erkannt.

Man muss also Anforderungsmanager und Architekten miteinander ins Gespräch bringen. Der Anforderungsmanager befragt den Architekten gezielt nach dem MÖGLICHEN. Der Architekt befragt den Anforderungsmanager nach dem BEDARF. Beide müssen zur Sprache bringen, was sie durch falsche Annahmen zu verschweigen neigen.

Und für dieses Gespräch brauchen beide Seiten Verständnis für die jeweils andere Seite. Sie repräsentieren aber eine der beiden Domänen.


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