Seit ich erkannt habe, dass es vieles bereits gab und gibt, scannt das Hirn bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach Gleichnissen. So auch gestern.
~
Sie reden und reden, derweil mir Bilder aus dem ukrainischen Fernsehprogramm erscheinen. Aus einem Film, worin die Kamera zwei Männer zeigt, auf einer Parkbank sitzend. Einer von beiden ist mit Taschenrechner und Notizbuch bewaffnet, der andere mit einer Tageszeitung. Beide stellen fest, dass der Rohölpreis weltweit heftig gestiegen und sie vermuten eine Tendenz zum weiteren Anstieg.
“Wenn also der Ölpreis bei 80 Dollar je Barrel liegt müssten wir es für 68 Dollar kaufen können, zuzüglich 2 Dollar für Transneft, 0,5 Dollar Lagerkosten, 0,5 Ladung ab Noworossijsk, dann zuzüglich noch die Miete für den Tanker …”
Also: der Mann mit der Zeitung trägt vor, der andere tippt emsig in seinen Taschenrechner, rechnet wild und macht sich dabei eifrig Notizen
“…kämen wir CIF Rotterdam zwar auch auf 80 Dollar pro Barrel Ausgangswert, doch da der Rohölpreis inzwischen weiter steigen wird, hätten wir beide exakt um diese Differenz Gewinn gemacht. Das wären dann – tipp-tipp-tipp – knapp 16 Millionen Dollar je Tanker …”
Die Kamera zoomt bei diesen Worten zurück und erfasst die Nachbarbank, auf der Biertrinker hocken …
… die just in diesem Augenblick aufstehen, um die Bank zu verlassen.
Die Trinker werden prompt von einem der Rohölhändler angesprochen:
“…’tschuldigung, brauchen Sie die leeren Flaschen noch?”
Gleichzeitig zoomt die Kamera weiter zurück und der TV-Zuschauer erkennt: Die beiden Neftjaniki sind eigentlich Pfandflaschensammler, bzw. Flaschenpfandhändler. Solche, die sich regelmäßig aufgrund zu erwartenden Beute neben Trinkern positionieren.
Was im Übrigen nicht unbedingt lustig sein muss, relativiere ich hiermit. Vom Flaschensammler zum Milliardär kann eine ukrainische Karriere durchaus verlaufen. So etwas war zu gewissen Zeiten sogar typisch. Dmytro Firtasch aus Czernowitz – zum Beispiel – begann seine Kariere als Feuerwehrmann, der in seiner Freizeit, einfach nur um zu leben, Tomaten aus des Opas Garten auf dem Czernowitzer Basar verkaufte, bis er irgendwann auf die Idee kam, mit Gas zu handeln. Und es sich nun sogar leisten kann, eine Gasprinzessin gefangen zu halten*.
Zurück zum Thema. Während die übrigen Brainstormer also noch überlegten, wie sie die zahlreichen Millionen (oder Milliarden) Euro, die man bekommt, wenn man ein Institut gründet, anzulegen wären, googelte ich inzwischen nach dem Beweis meiner Vermutung dass diese Idee nicht neu ist, nehme eine Nadel und pieke sie in den Luftballon.
“Google findet ungefähr 1.800.000 Ergebnisse in 0,29 Sekunden”
Oft ist es auch noch so, dass ein platzender Ballon lustige Kurven dreht bevor er schlaff zu Boden fällt. Was wiederum viel-viel lustiger ist, als der eigentliche Knall.
“Wenn das wirklich so ist, sollten wir zusehen, dass wir das alles koordinieren. … dass wir das alles unter Kontrolle kriegen.”
Nun sehe ich plötzlich den Elefanten, auf dessen Rücken – im Zuge einer Auseinandersetzung mit einem Ameisenvolk – eine der Ameisen geriet, die nun aus sicherer Deckung angefeuert wird.
“Würg ihn, Erwin! – Würg ihn!”
OMG – bin ich nicht wieder zu sarkastisch? Oder kann man das so lassen?
————-
* Das andere Bild: (Rebecca Harms|Werner Schulz) = (Super Mario|Bruder Luigi) fahren in die Ukraine um die Prinzessin zu befreien. Als ich die beiden auf Spiegel online mit ihrem politischen Plakat – “Lasst alle politischen Gefangenen frei” – sah, liefen in meinem Hirn automatisch die Nintendo-Töne ab, die von Super Mario Bros.