Bonding während und nach der Schwangerschaft

Unter Bonding (engl. „Bindung“) wird die Entwicklung von Gefühlen zwischen den Eltern und ihrem Neugeborenen verstanden. Eine Gefühlsverbindung stellt sich bereits im Mutterleib ein, da das Ungeborene durch die Ausschüttung von mütterlichen Hormonen (wie Adrenalin, Oxytocin oder Endorphinen) die unterschiedlichsten Gefühle und Emotionen der Mutter kennenlernt. Hier wird der Grundstein für eine gute, postpartale Bindungsqualiät gelegt, welche meist in der Schwangerschaft mit Einsetzen der ersten Kindsbewegungen ihren Anfang nimmt.

Bonding während der Schwangerschaft

Ein Geburtsvorbereitungskurs kann den frühen Bindungsaufbau fördern. So können Wahrnehmungsübungen hilfreich sein, sein Kind zu spüren. Einen entscheidenden Einfluss übt auch die betreuende Hebamme aus, die den Eltern in Gesprächen vor der Geburt viele Ängste und Sorgen abnehmen und damit die Qualität der Bindung verbessern kann. Während der Geburt und in der Zeit danach sollte alles dafür getan werden, die Bindung zwischen Mutter und Kind bzw. Vater und Kind zu unterstützen. So können grelles Licht, Unruhe oder gar Hektik das Neugeborene verschrecken. Die Atmosphäre im Kreißsaal als auch im OP (bei Kaiserschnitt) trägt enorm zur Bindungsqualität bei. Mit Ruhe und einem Gefühl des sich Geborgenfühlens kann die meist schmerzhafte Geburt für die Frau und das Neugeborene zu einem (unvergessenen) Erlebnis werden.

Besonders die natürliche Geburt sowie die zunehmende Wehentätigkeit wirken sich positiv auf das Bonding aus. Wehen fördern die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin als auch von Endorphinen bei der Mutter, welche bei Einsatz von schmerzlindernden bzw. schmerzstillenden Medikamenten (z.B. bei einer PeriDuralAnästhesie) in geringerer Menge ausgeschüttet und damit auch in geringerer Dosis an das Kind abgegeben werden. Auch Väter entwickeln zu ihrem Kind ein tiefes Verbundenheitsgefühl, das sich durch Abnahme des Testosteronspiegels in den ersten Wochen nach der Geburt zeigt und so die Fürsorgebereitschaft stärkt.

Bonding nach der Geburt

Zur Unterstützung des frühzeitigen Bondings haben sich folgende Maßnahmen direkt nach der Geburt bewährt:

• Permanenter Hautkontakt zwischen Mutter / Vater und Kind bewirkt eine konstante Körpertemperatur des Kindes und entspannt den Säugling (Stressabbau)

• Erstes Anlegen an die Brust im Kreißsaal bewirkt einen konstanten Blutzuckerspiegel des Säuglings und steigert die Milchmenge

In Babyfreundlichen Krankenhäusern wird der Hautkontakt sogar für die ersten Stunden nach der Geburt praktiziert. Medizinische Maßnahmen wie Anschauen des Säuglings durch die Hebamme / einen Kinderarzt können auf der Brust der Mutter erfolgen oder sollten, wenn möglich, auf einen späteren Zeitpunkt verlegt werden. Eine Trennung von Mutter und Kind in den ersten Stunden nach der Geburt kann traumatisierend wirken und ist unbedingt zu vermeiden.


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