Bombay

Mittlerweile besitze ich endlich einen Internetstick, der mich dank seiner atemberaubenden Geschwindigkeit ins gefühlte Modem-Zeitalter zurückkatapultiert, mir aber dennoch ermöglicht nun endlich mal die vergangenen Tage und Ereignisse zusammenzufassen und hochzuladen.

Meinen Geburtstag habe ich in Bombay verbracht, Mumbai ist zwar die offiziell neue korrekte Bezeichnung, doch ähnlich wie die Abschaffung des Kastensystems noch lange nicht bei der Bevölkerung angekommen.

Nach Bombay gelangt man von Pune aus relativ einfach für indische Verhältnisse. Stündlich fahren Luxury Busse ausserhalb von Pune ab, die die 120 km lange Strecke durch die Gebirgskette zwischen den Städten mit ,für diese Straßenverhältnisse, halsbrecherischer Geschwindigkeit in 3-4 Stunden fahren. Doch glücklicherweise verliert man in Indien durch den pro-Suizid Gefährdeten Strassenverkehr schnell das Gefühl für brenzlige Situationen, weswegen man auch die Zeit sehr gut nutzen kann um in den Liegesitzen zu schlafen.
Tickets für diese Busse kaufen ist nicht kompliziert, schwerer ist es eher sie nicht zu kaufen, da die Mittelsmänner der einzelnen Busunternehmen sobald man am Bahnhof ankommt auf einen einstürmen und auch gerne mal in die noch fahrende Rikscha springen um ihre „Good Price“-Tickets loszuwerden.
Ein Ticket kostet mit geschicktem Verhandeln übrigens 200 INR.

In Bombay angekommen verbrachten ich und Jana den ersten Abend damit ein günstiges Hostel zu finden, da wir aufgrund einer  morgendlichen, stundenlangen „schnellen“ Geburtstagsfeier relativ spät losfahren konnten und so bei unserer Ankunft schon alle zentral gelegenen Hostels ausgebucht waren.
Zwar gab es noch jede Menge freie Hostels, die meisten hatten jedoch keine Erlaubnis Ausländern ohne gültige C-Form ein Zimmer zu vermieten. Anscheinend sind die zuständigen Behörden auch sehr radikal bei Verstößen seitens der Hotels gegen diese Auflagen, denn wirklich niemand ließ uns auf eine Ausnahme hoffen, was mir hier in Indien so das erste Mal passiert ist.
Für alle Leute die also mal nach Bombay fahren wollen: Fahrt früh los oder reserviert frühzeitig!

Nach stundenlangen Taxifahrten durch Bombay, nachdem wir des Öfteren von verschiedenen Leuten mehrmals zum selben Hotel gefahren wurden, fanden wir jedoch schließlich ein relativ Preiswertes Doppelzimmer für 700 INR die Nacht, was weit weg vom Stadtzentrum lag.
Wie wir bei unserem späteren Nachtspaziergang herausfanden lag es zwar direkt mitten im Rotlichtviertel, was aber nicht weiter schlimm war, da das Zimmer relativ sauber und ordentlich war.

Wie schnell man sich hier an die Lebensumstände gewöhnt fand ich am nächsten Morgen heraus, als ich feststellte, dass ich den vorhandenen Duschkopf am Abend vorher komplett übersehen und mich stattdessen mit dem Eimer geduscht hatte.

Nach der Besichtigung des Indian Gateways direkt am Meer, das für jeden Touristen mit stundenlangem Abwimmeln von Verkäufern die einem entweder Postkarten, Bilder von einem selbst und dem Gateway, sowie Trommeln, Riesige Luftballons oder auch gerne mal etwas Haschisch verkaufen wollen, verbunden ist, liefen wir noch ein wenig in der mit ca. 30!!! Millionen Einwohnern zu den größten Städten der Welt gehörenden Metropole herum. D.h. die anderen liefen herum, ich und Jana organisierten uns ein Busticket zurück nach Pune, was sich leider nicht als ganz so einfach wie auf der Hinfahrt erwies.
Die Bilder werden übrigens direkt vor Ort mithilfe von tragbaren Druckern ausgedruckt, d.h. mit an Autobatterien angeschlossenen normalen Druckern, die jeder der Verkäufer dort mit sich herum trägt.

Was mir auch noch extremer als an andern Orten, an denen ich bisher  in Indien war auffiel, ist das Fotografier-Verhalten von Indern, die es anscheinend superinteressant finden die Goras (Weiße) tausendfach zu fotografieren. Das ging dann so weit, dass, als ein Inder mich fragte ob er ein Bild von mir und ihm machen dürfte, fragen ist allerdings ungewöhnlich, er ohne zu zögern den von mir scherzhaft genannten Preis von 50 INR bezahlte.

Abends waren wir vom deutschen Konsulat anlässlich des 3.Oktobers zum Essen ins 5-Sterne Hotel „Taj Mahal“ eingeladen, was direkt neben dem Indian Gateway liegt. Das Taj Mahal ist das protzigste Hotel was ich jemals von innen gesehen habe. Dicke Teppichböden, blitzende Marmorskulpturen, riesige Kronleuchter und mit Blattgold verzierte Decken konnten trotzdem nichts anderes als Wut auf solche Dekadenz und Zweifel am menschlichen Verstand erzeugen.
Jeden dem es nicht so geht, obwohl er nur eine halbstündige Autofahrt von den größten Slums Asiens entfernt ist, die ein dreistöckiges Labyrinth aus Wellblech und Armut sind, kann man eigentlich nur bemitleiden.

 



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