Body-Art ist eine von der konzeptuellen Kunst abgeleitete Bewegung, die sich in den 60er Jahren fast gleichzeitig in Europa und den Vereinigten Staaten entwickelte. Kritische und neue Ideen der Konzeptkünstler, die als Reaktion auf die exzessive Kommerzialisierung der Kunst nach dem Beispiel von Duchamp eine neue Sichtweise des Autors und Betrachters erschaffen wollten, brachten die Body-Art hervor, die von der Annahme ausgeht, dass ein Kunstwerk nicht ausschließlich malerischen oder plastischen Charakters sein muss und verwandeln somit den Körper in das neue Material, Objekt und Medium des künstlerischen Ausdrucks.
Pioniere dieser Bewegung waren Künstler wie Michel Journiac in Frankreich, sowie Vito Acconci, Bruce Naumam, Chris Burden und Dennis Oppenheim in den Vereinigten Staaten. In Frankreich entwickelt sich die Body-Art vor allem in den 60er und 70er Jahren zu einer Art sozialer Kritik und Protestaktion, welche die Verkommenheit einer Welt der sozialen Kastration und Versklavung des Menschen aufzeigen will, vor allem nach dem Mai 1968. In den Vereinigten Staaten bezieht sich die Body-Art im Gegensatz zur europäischen Bewegung auf die minimalistische und konzeptuelle Kunst, wodurch die Entwicklung in den darauf folgenden Jahrzehnten dort einen anderen Weg einschlägt.
Im Europa der 80er Jahre wird die Body-Art mit den stark von Freud beeinflussten sadomasochistischen und masochistischen Trends in Verbindung gebracht. Auf diese Art und Weise wird der Körper sowohl für Kritikzwecke als auch schlicht und einfach zur Zurschaustellung „zum Medium und zum Bild“ von Themen wie Sport, Kosmetik, Sexualität, Genmanipulation, Vergnügen, Krankheit, dem Natürlichen und Künstlichen. Letzteres wird vor allem von den Vertretern der körperlichen Veränderung, sprich Piercings und Tatoos, dargestellt. Hierbei handelt es sich und eine urbane Ausdrucksform der westlichen Welt, inspiriert von verschiedenen Kulturen, die seit Urzeiten aus religiösen, spirituellen, gesellschaftlichen oder schlicht ästhetischen Gründen diese Praktiken pflegten. Dazu zählen zum Beispiel die Maori, Pascuenses (Einwohner der Osterinsel), Kelten, Cherokee, Japaner, Inka und Molle, die den Piercings und Tatoos je nach Kultur verschiedene Bedeutungen zuordneten. In der westlichen Welt gilt der verändernde Eingriff in den Körper sowie das Tatoo als Geschmackssache und ist teilweise mit den Praktiken einiger urbaner Subkulturen, sowie dem bereits erwähnten Masochismus oder Sadomasochismus verbunden. Und manchmal ist es auch schlicht und einfach die körperliche Ästhetik, die jeden Tag mehr Menschen auf der ganzen Welt für Piercings und Tatoos begeistert.
Kritisch betrachtet ist der Körper das Instrument einer Gesellschaft, die von der Industrie des Images, der Informatik und der Genetik dominiert wird. Dementsprechend beschäftigt sich die Body-Art seit Mitte der 90er Jahre mit der Problematik der Geschlechter und sexuellen Identität. In diesem Zusammenhang war eine der berühmtesten Ausstellungen die so genannte “Féminimasculin. Le sexe de L`art”, die in jenen Jahren in Paris zu sehen war.
Der unterteilte Körper ist heutzutage das Zentrum der Performances der Body-Art. Er repräsentiert eine Gesellschaft, in der Kopierrechte, neue gesellschaftliche Verwandtschafts- und sexuelle Identitätsformen zum Zentrum aktueller Debatten geworden sind.