Bob Mould
„Sunshine Rock“
(Merge Records)
Wenn es wer böse meint, dann könnte er oder sie behaupten, mit zunehmendem Alter müsse man wohl mit seinen Kräften haushalten und Bob Mould, ehemals Hüsker Dü und Sugar, habe schon bei Cover und Titel seiner neuen Platte damit angefangen. Dummer Spruch, denn es gibt kaum etwas, das auf diesen Mann so wenig zutrifft wie das starre Klammern an Routinen um des Selbstzwecks willen. Mould ist sehr wohl jemand, der gern Neues ausprobiert, gerade erst ist er mit Sack und Pack von San Francisco nach Berlin gezogen, weil er die offene, spannende Atmosphäre der Stadt schätzt und ihre Brüche allemal interessanter findet als die eingetretenen Pfade daheim. Mit dem Altenteil muß man ihm auch nicht kommen, schon kurz nach dem Umzug hat er begonnen, am Nachfolger für „Patch The Sky“ zu arbeiten. Und das Recht, für dieses vierte Album, das gemeinsam mit Jon Wurster und Jason Narducy (eine der wenigen verlässlichen Konstanten in seinem Leben), einen eher optimistischen Titel zu wählen, wird man ihm wohl auch kaum absprechen wollen. Schließlich sind ihm in den letzten Jahren erst der Vater, später die Mutter abhanden gekommen, beides hat er auf seinen Platten verarbeitet, nun ging es wohl eher um Selbstzuspruch und Zuversicht.
Und, hier kommt der Bezug zur Verpackung des Albums, um seine Wertschätzung für die Single-Hits der 60er, also die der Beach Boys, Hollies, The Who, Beatles. Das zumindest erzählte er gerade in einem Interview mit Popmatters. Dort gab er auch einen kurzen Einblick in seine Motivation: „Ich hatte das, was ich vor zwanzig Jahren tat, ziemlich satt. Ich denke, das Wichtigste besteht jetzt darin, mit meinen Gedanken im Hier und Jetzt zu bleiben. Ich mache mir nicht wirklich viele Sorgen um Trends. Ich mache, was ich tue und ich denke, mehr braucht es nicht. Dabei bin ich mir meines Alters durchaus bewusst.“ Dieses Bewusstsein sorgt denn auch dafür, dass Mould weiß, wie weit er gehen kann, ohne anbiedernd und albern zu wirken. Dass er mit knapp sechzig noch immer rockt, daran gibt es keinerlei Zweifel, dass er es ohne Peinlichkeit tut, ist nicht selbstverständlich.
Die melancholische Note, die dabei mitschwingt, geht mehr als in Ordnung. Schon der krachige Titelsong endet mit den Zeilen: „The search to find a love that makes your life complete, life is but a dance inside the power plant, so when the lights go down and people fade away, there is no second chance”, das klingt tatsächlich eher nach Einkehr und Bestandswahrung. “What Do You Want Me To Do” hat bei allen vorwärtsbretternden Akkorden ebenfalls nachdenkliche Momente, thematisiert Mould hier doch Brüchigkeit von Beziehungen, die Flüchtigkeit spontaner Ausschweifungen und die Leere danach. Und auch die dritte Single „Lost Faith“ zeigt den stämmigen Graubart als verletztlichen, argwöhnischen Zeitgenossen, wenngleich im Video bewusst ironisch überzeichnet. Drei Ausschnitte, die belegen, dass es dann gar nicht so weit her ist mit der sorglosen Sommerfrische auf dem Album (der Rolling Stone hat dennoch 27 Sonnen auf 37 Minuten Spieldauer gezählt), bei sich selbst scheint er aber mehr und mehr. Und zeigt sich offen genug, um zwischen die bulligen Riffs auch weichere Passagen mit Streichern und Chören zu bauen. Bis zum nächsten Solo gilt dieses deshalb erst mal als sein bestes. https://bobmould.com/
08.03. Hamburg, Grünspan
09.03. Berlin, Columbia Theater
11.03. Düsseldorf, Zakk
„Sunshine Rock“
(Merge Records)
Wenn es wer böse meint, dann könnte er oder sie behaupten, mit zunehmendem Alter müsse man wohl mit seinen Kräften haushalten und Bob Mould, ehemals Hüsker Dü und Sugar, habe schon bei Cover und Titel seiner neuen Platte damit angefangen. Dummer Spruch, denn es gibt kaum etwas, das auf diesen Mann so wenig zutrifft wie das starre Klammern an Routinen um des Selbstzwecks willen. Mould ist sehr wohl jemand, der gern Neues ausprobiert, gerade erst ist er mit Sack und Pack von San Francisco nach Berlin gezogen, weil er die offene, spannende Atmosphäre der Stadt schätzt und ihre Brüche allemal interessanter findet als die eingetretenen Pfade daheim. Mit dem Altenteil muß man ihm auch nicht kommen, schon kurz nach dem Umzug hat er begonnen, am Nachfolger für „Patch The Sky“ zu arbeiten. Und das Recht, für dieses vierte Album, das gemeinsam mit Jon Wurster und Jason Narducy (eine der wenigen verlässlichen Konstanten in seinem Leben), einen eher optimistischen Titel zu wählen, wird man ihm wohl auch kaum absprechen wollen. Schließlich sind ihm in den letzten Jahren erst der Vater, später die Mutter abhanden gekommen, beides hat er auf seinen Platten verarbeitet, nun ging es wohl eher um Selbstzuspruch und Zuversicht.
Und, hier kommt der Bezug zur Verpackung des Albums, um seine Wertschätzung für die Single-Hits der 60er, also die der Beach Boys, Hollies, The Who, Beatles. Das zumindest erzählte er gerade in einem Interview mit Popmatters. Dort gab er auch einen kurzen Einblick in seine Motivation: „Ich hatte das, was ich vor zwanzig Jahren tat, ziemlich satt. Ich denke, das Wichtigste besteht jetzt darin, mit meinen Gedanken im Hier und Jetzt zu bleiben. Ich mache mir nicht wirklich viele Sorgen um Trends. Ich mache, was ich tue und ich denke, mehr braucht es nicht. Dabei bin ich mir meines Alters durchaus bewusst.“ Dieses Bewusstsein sorgt denn auch dafür, dass Mould weiß, wie weit er gehen kann, ohne anbiedernd und albern zu wirken. Dass er mit knapp sechzig noch immer rockt, daran gibt es keinerlei Zweifel, dass er es ohne Peinlichkeit tut, ist nicht selbstverständlich.
Die melancholische Note, die dabei mitschwingt, geht mehr als in Ordnung. Schon der krachige Titelsong endet mit den Zeilen: „The search to find a love that makes your life complete, life is but a dance inside the power plant, so when the lights go down and people fade away, there is no second chance”, das klingt tatsächlich eher nach Einkehr und Bestandswahrung. “What Do You Want Me To Do” hat bei allen vorwärtsbretternden Akkorden ebenfalls nachdenkliche Momente, thematisiert Mould hier doch Brüchigkeit von Beziehungen, die Flüchtigkeit spontaner Ausschweifungen und die Leere danach. Und auch die dritte Single „Lost Faith“ zeigt den stämmigen Graubart als verletztlichen, argwöhnischen Zeitgenossen, wenngleich im Video bewusst ironisch überzeichnet. Drei Ausschnitte, die belegen, dass es dann gar nicht so weit her ist mit der sorglosen Sommerfrische auf dem Album (der Rolling Stone hat dennoch 27 Sonnen auf 37 Minuten Spieldauer gezählt), bei sich selbst scheint er aber mehr und mehr. Und zeigt sich offen genug, um zwischen die bulligen Riffs auch weichere Passagen mit Streichern und Chören zu bauen. Bis zum nächsten Solo gilt dieses deshalb erst mal als sein bestes. https://bobmould.com/
08.03. Hamburg, Grünspan
09.03. Berlin, Columbia Theater
11.03. Düsseldorf, Zakk