Vor drei Wochen stand bei uns im Schweizer Mittelland der Löwenzahn in voller Blüte. Jeder unverbaute Winkel leuchtete gelb.
Vor zwei Wochen leuchtete es bereits weniger gelb, dafür machte die Pflanze jetzt ihrem Spitznamen „Pusteblume“ alle Ehre.
Vor einer Woche waren die meisten „Fallschirmchen“ weggeflogen, nur noch vereinzelt leuchtete das Gelb aus dem satten Grün.
Letzen Donnerstag begegnete ich im Garten einer letzten „Pusteblume“.
Heute in der Abenddämmerung begegnete ich einem kleinen Jungen, der ganz offensichtlich auf der Suche nach etwas Bestimmtem war. Auf meine Frage, was er denn suche, antwortete er mit einem Anflug von Verzweiflung: „Ich brauche eine Löwenzahnblüte. Morgen soll ich eine in die Schule bringen.“ Natürlich fand er nichts.
Morgen wird der Junge mit leeren Händen in der Schule aufkreuzen. Er wird vermutlich nicht der Einzige sein.
Ich möchte ja nicht behaupten, es sei gänzlich unmöglich, in diesen Tagen irgendwo im Schweizer Mittelland einen blühenden Löwenzahn aufzutreiben, aber ihre Hauptblütezeit hat die Pflanze für dieses Jahr eindeutig hinter sich. Höchste Zeit also, die Kinder dazu aufzufordern, ein Exemplar in die Schule mitzubringen.
(In Elternkreisen hält sich ja auch hartnäckig das Gerücht, an manchen Schulen werde das Thema „Laubbäume bestimmen“ mit Vorliebe von Dezember bis Februar behandelt.)