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„Sin City“ fuhr 2005 wie ein Presslufthammer durch die Kinosäle. Erstaunte, ob der exzessiven Gewaltdarstellung, der „Film Noir“-Anleihen und dem zur Schau gestellten Chauvinismus. Kaschierte seine Mängel mit einem aufsehenerregenden Stil, der auch die schlimmsten Gewaltspitzen zum Kunstwerk vollendete. Der Film war neu, frisch und brachte in schickem Schwarz/Weiß frischen Wind unter die Comicverfilmungen. Jetzt, neun Jahre später, ist das Werk von Robert Rodriguez Kult. Was macht also der findige Pseudo-B-Movie-Regisseur, der schon lange keinen Hit mehr abgeliefert hat?
Richtig, ein Sequel. Einen Film, den keiner wirklich gebraucht und auch nicht verlangt hat, denn der Erstling steht für sich und ist in seiner Machart trotz Versuche („The Spirit“) unerreicht. Die kreativen Köpfe dahinter, Rodriguez und Comicautor Frank Miller, setzen sich erneut zusammen und heraus kam „Sin City 2 – A Dame To Kill For“.
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Sang und klanglos untergegangen an den amerikanischen Kinokassen und trotz Staraufgebots vernichtende Kritiken, lassen arge Zweifel aufkommen, ob Teil drei noch tatsächlich stattfinden wird. Dabei ist die Fortsetzung gar nicht so übel, wie allerorts verlautet. Es stimmt schon, dass sich die stilisierte Optik langsam abnutzt. Was vor neun Jahren noch für offene Münder sorgte, lockt nun kaum einen mehr hinterm Ofen hervor. Doch macht das Treiben der Bewohner Sin Citys immer noch Spaß, schließlich kehrt sich in dieser Stadt das Schlechteste zuoberst und umgekehrt. Zwischen der bestenfalls kruden Weltsicht Frank Millers begegnen sich Huren und Mörder, Verräter und Schaumschläger. Eine weiße Weste besitzt niemand, das einzige Gesetz ist der Tod und selbst der ist nicht (immer) von Dauer. Der Zuschauer begegnet alten Bekannten wieder, was auch für den höchsten Spaßanteil sorgt. Der geheime Star des Erstling, Mickey Rourke alias Marv, bekommt deutlich mehr Screentime geschenkt und ist der einzige Darsteller, der in allen drei abgeschlossenen Geschichten vorkommt. Er ist es auch, der durch zynische und bitterböse Kommentare den Zuschauer bei der Stange hält. Die Neuzugänge sind allenfalls blass. Weder der fehlbesetzte Josh Brolin als Dwight kann besonders glänzen, noch Joseph Gordon Levitt, der mit der schwächsten Einzelstory und dummen Monologen zu kämpfen hat. Gerade Brolin verliert im Vergleich zu Clive Owen – der dessen Rolle in Teil 1 spielte – gehörig. Sogar Fehler in der Kontinuität der Geschichte um Dwight werden von Rodriguez und Miller in Kauf genommen. Glücklicherweise ist der wichtigste Neuling in den Straßen Sin Citys ein Volltreffer. Sobald Eva Green die Leinwand ausfüllt, beherrscht sie das Geschehen. Äußerst freizügig spielt sie mit den Männern, lässt sie wie Puppen tanzen und gibt sich vollkommen hin. Rodriguez dankt es ihr mit denkwürdigen Impressionen, die sich in die Netzhaut des männlichen Publikums einbrennen dürften.
So ist „Sin City 2 – A Dame To Kill For“ ein zwar unnötiges, doch solides Sequel geworden. Selten reicht er an den Erstling heran, was wahrscheinlich am geringeren Budget und der falschen Auswahl an Cast-Mitgliedern und Geschichten im umfangreichen „Sin City“-Kosmos liegt. Der Mangel an Timing und Ausgewogenheit ist verwunderlich, doch hat der kurze Ausflug in den Sündenpfuhl überwiegend Spaß gemacht. Ein weiteres Mal muss allerdings nicht mehr sein.
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BEWERTUNG: 06/10Titel: Sin City 2 - A Dame To Kill ForFSK: ab 18 freigegebenLaufzeit: 102 MinutenErscheinungsjahr: 2014Genre: Action, ThrillerRegisseur: Robert RodriguezAutor: Robert Rodriguez, Frank Miller, William MonahanDarsteller: Eva Green, Mickey Rourke, Joseph Gordon-Levitt, Dennis Haysbert, Josh Brolin, Jessica Alba, Rosario Dawsen, Juno Temple, Jamie Chung, Ray Liotta, Jeremy Piven, Lady Gaga, Jamie King, Michael Madsen