Blues Caravan 2011: Cassie Taylor-Samantha Fish-Denis Palatin-Dani Wilde
Es ist Ende Januar. Wie mittlerweile üblich zieht sie wieder durch die Lande: Die Blues Karawane, initiiert von Ruf Records. Heute macht sie ihren alljährlichen Stopp in der Bonner Harmonie.Blues Caravan 2011 besteht aus Samantha Fish, Cassie Taylor und Dani Wilde. Der einzige Mann auf der Bühne ist der französische Drummer Denis Palatin.
Das diesjährige Motto lautet «Girls With Guitars». So ist es dann auch: Frau Fish und Frau Wilde bedienen die Sechsaiter, während Frau Taylor den Bass spielt. Außerdem teilen sich die drei Damen die Gesangsparts, mal sind sie in der Rolle der Lead-, dann wieder in der Backgroundsängerin. Ums gleich vorweg zu sagen: Auch das aktuelle Konzept des Blues Caravan geht auf. Mit dem Stones- Klassiker «Bitch» gibt es gleich zu Beginn des Konzerts eins auf die berühmte Zwölf. Die musikalische Marschrichtung ist klar: Gradliniger, moderner, elektrischer Blues(rock). Dani Wilde habe ich schon auf der Blues Caravan- Tour 2009 erlebt. Festzustellen ist eine Weiterentwicklung im Gitarrenspiel, aber auch gesanglich. Mit ihrem Gesang auf den beiden von ihr vorliegenden CDs habe ich bzw. haben meine Ohren so meine/ihre Probleme bei bestimmten höheren Frequenzen. Live klingt das Ganze für mich und meine Ohren dann doch schon um einiges verträglicher. Gesanglich für meine Lauscher unbedenklich sind die beiden anderen Ladys. Beachtlich finde ich, wie cool und professionell die Drei sich trotz ihrer jungen Jahre (Samantha Fish feiert heute ihren 22. Geburtstag) auf der Bühne zu Werke gehen. Vor allem Frau Fish’s Gitarrenarbeit lässt mich staunen. Facettenreiches und sauberes Spiel. Samantha ist bereits mit vielen Wassern gewaschen, längst noch nicht mit allen, in der Altersklasse verständlich. Da ist noch eine Menge Platz nach oben, den sie allerdings sehr schnell ausfüllen wird. Ähnliches habe ich vor zwei Jahren bei Joanne Shaw Taylor prognostiziert. Ihr derzeitiger Erfolg vor allen in den USA gibt mir Recht. Cassie Taylor ist „A Bluesman’s Daughter“ und zwar die von Otis Taylor. Auch sie konnte ich schon vor einigen Jahren live sehen, damals eben mit ihrem Vater und dessen Band. Auch bei Cassie ist eine Weiterentwicklung zu attestieren. Ihre Stimme hat eine ziemliche Bandbreite und beim Bassspiel ist sie mittlerweile weit über das Stadium des Grundtonzupfens (so noch mein Eindruck vor ein paar Jahren) hinausgewachsen. Über Denis Palatin brauche ich nicht viel zu sagen. Er ist der Schlagzeuger, den ich in den letzten Jahren am häufigsten – und das in den verschiedensten Formationen – erleben konnte, meist im kongenialen Zusammenspiel mit Roger Inniss, den nicht nur ich vermisse, obwohl Cassie ihre Sache gut macht. Denis ist Garant für druckvolles, präzises Schlagwerk und somit immer eine sehr gute Wahl Das Konzept des Konzerts sieht vor, dass alle drei Künstlerinnen mit eigenen Titeln gefeatured werden. So kann es sein, dass das Quartett zeitweilig zum Trio schrumpft. Aber auch als Powertrio weiß jede der möglichen Kombinationen zu überzeugen. Wir hören Titel von der aktuellen CD «Girls With Guitars», die übrigens in Berlin von Mike Zito produziert wurde: «Wait A Minute», «Are You Ready», «Mr. Loving Man», «Leaving Chicago» oder das durch Steve Miller bekannt gewordene «Jet Airliner. Die Titel „sitzen“. Die Bonner Harmonie ist sehr gut gefüllt, die Resonanz im Publikum auf die Darbietungen auf der Bühne ist teilweise überschwänglich. Von den Leuten in meinem direkten Umfeld höre ich nur positive Kritik. Und die ist dann auch durchaus berechtigt. So ist der Ruf nach Zugabe dann auch unvermeidbar. Und diese folgt dann auch und zwar mit dem ACDC—Titel «Highway To Hell». Hut ab vor dieser gelungen Interpretation. Den runden Abschluss findet das Ganze mit einer „unplugged“ Version des Beatles- Klassikers «With A Little Help From My Friends». Feiner Chorgesang und feine Solostimmen, begleitet durch Dani Wilde’s Akustikgitarre. Fazit: Die Karawane zieht weiter. Wo immer sie auch Halt macht, sollte man sich die Gelegenheit auf gute zwei Stunden bester Unterhaltung nicht nehmen lassen. Text & Fotos © 2011 Tony Mentzel |