Bloggen und Bergsport während der Corona-Krise

Wie wir die Corona-Krise erleben, ob wir die Berge vermissen und wie wir uns gerade fit halten.

Berghasen ist schon längst keine Plattform mehr, auf der Vroni und ich im Mittelpunkt stehen wollen. Vielmehr ist es in den letzten Jahren ein Informationsportal für Bergsportler geworden, auf dem sich jeder seriös über Touren informieren und sich Trainingstipps von zwei Sportwissenschaftlerinnen holen kann. Trotzdem scheint es viele von euch zu interessieren, wie wir persönlich durch die Corona-Krise gehen. Einige fühlen sich wohl auch hintergangen, weil wir nicht transparent genug offengelegt haben, welche Einschränkungen wir in Kauf nehmen und wie wir gerade Sport betreiben.

Gerne geben wir deshalb einen kurzen Überblick, wie wir die vergangenen Wochen verbracht haben. Erzählen, was wir vermissen, ob wir noch auf den Berg gehen und was gerade unsere größte Leidenschaft ist.

Plötzlich Freiheitsentzug

Die ersten zwei Wochen waren für uns tatsächlich mit starken Einschränkungen verbunden. Wir haben das Wochenende vor Gültigkeit der Restriktionen in Flachau verbracht. Dort haben wir das schöne Wetter genutzt und eine Skitour aufs Schilchegg und Liebeseck unternommen und zwei Mal in einem Restaurant gegessen.

Nachdem bekannt wurde, dass Flachau am folgenden Dienstag unter Quarantäne gestellt werden würde, weil sich beim Aprés-Ski mehrere Personen mit dem Corona-Virus infiziert hatten, haben wir uns für zwei Wochen in freiwillige Selbstisolation begeben.

Nicht, weil wir beim Aprés-Ski gewesen wären oder Symptome bemerkt hätten, sondern weil es von der Gemeinde und lokalen Ärzten empfohlen wurde. Uns ging es primär darum, auf Nummer sicher zu gehen und unsere Familien und andere Personen zu schützen. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt wissen, ob man das Virus trotz Ausbleiben von Symptomen nicht doch in sich trägt.

Unsere Partner haben am Montag noch letzte wichtige Einkäufe getätigt und danach haben wir für zwei Wochen jeglichen Kontakt zu Menschen vermieden und die Tage vorwiegend zuhause verbracht.

Wertvolle Inhalt in Zeiten der Corona-Krise

Vroni in Bayern, ich in Österreich. Die Grenze geschlossen. Nicht klar, wann wir uns wiedersehen werden. Die Unsicherheit über die kommenden Wochen oder gar Monate hat uns wie viele andere zunächst sehr beunruhigt.

Nach zwei, drei Tagen konnten wir uns aber gut auf die neue Situation einstellen. Wir haben die Lage als Chance gesehen, Dinge zu erledigen, zu denen wir sonst nicht gekommen wären. Haben das Haus, den Garten und den Balkon herausgeputzt und uns zunehmend auf uns selbst besinnt. Hatten Zeit, uns in Bücher und Studien einzulesen, Brot und Kuchen zu backen und an unseren körperlichen Schwächen zu arbeiten – Stabitraining yeah! Außerdem war Zeit, ein paar unliebsame Aufgaben abzuarbeiten, die wir zu lange aufgeschoben hatten: Masterarbeit, Buchhaltung oder Sozialversicherungs-Zeug.

Vroni und ich haben uns zusammen überlegt, welche Inhalte wir in den nächsten Wochen auf Berghasen veröffentlichen wollen. Beiträge direkt vom Berg kamen für uns in nächster Zeit sowieso nicht infrage. Auch wenn es im Land Salzburg nie direkt untersagt war, Outdoor-Sport zu betreiben, hielten wir es unter den gegebenen Umständen sehr unpassend, Tourenempfehlungen abzugeben. Diese Einstellung haben wir auch jetzt noch.

Deshalb haben wir unter unseren 60.000 Instagram-Followern Mitte März eine Umfrage gemacht, was die Leser auf unserem Account während der Corona-Krise sehen wollen.

Die Top drei Wünsche:

  1. Trainingseinheiten für daheim
  2. Ausdauertraining unter den gegebenen Einschränkungen
  3. Vorbereitung auf die Berg-, Trail-, Kletter- und Bike-Saison

Es hat uns riesig gefreut, dass unsere Leser solche Inhalte schätzen und wir haben gleich begonnen, uns Trainingseinheiten für spezifische Zielgruppen zu überlegen. Die Videos könnt ihr euch auf Instagram oder Facebook ansehen. Einen Artikel mit Kraftübungen für Wanderer gibt es auch hier!

Corona-Krise BergsportHome-Workouts waren zu Beginn der Krise sehr gefragt. Wir hoffen, unsere Einheiten haben euch gefallen!

Ja, wir verlassen unser Haus

An keiner Stelle jedoch haben wir ein Statement abgegeben, dass wir das Haus nicht mehr verlassen. Dennoch scheint bei einigen Lesern dieser Eindruck entstanden zu sein, wie verärgerte Nachrichten oder Kommentare nach unseren ersten Radtouren vermuten lassen.

Social-Media repräsentiert immer nur einen Bruchteil der Wirklichkeit. Deshalb ist die Darstellung auf Social-Media niemals DIE Wirklichkeit. Nur weil wir aktuell vermehrt Beiträge wie Trainingseinheiten für daheim veröffentlichen – die explizit gewünscht waren – heißt das nicht, dass wir selbst tagelang in der Plank-Position auf der Trainingsmatte verharren oder einen Ausfallschritt nach dem anderen machen.

Es war im Großteil Österreichs und in Bayern immer erlaubt, das Haus zu verlassen und Aktivitäten an der frischen Luft zu betreiben. Dazu zählen sämtliche Sportarten, bei denen man in keinen Kontakt mit anderen Menschen kommt (außer mit denen, mit denen man zusammenwohnt). Auch Skitouren, Trailrunning, Klettern oder Wandern waren nie explizit verboten. Die Bergrettung und der Alpenverein haben aber von Risikosportarten abgeraten, um Einsätze und Verletzungen möglichst zu vermeiden.

Aus Respekt vor den Menschen, die tatsächlich in Quarantäne waren und weil wir niemanden ermutigen wollten, jetzt in die Berge zu gehen, haben wir unsere Kommunikation diesbezüglich sehr zurückhaltend gestaltet. Und uns abseits der informativen Beiträge hinsichtlich Training etwas aus den sozialen Medien zurückgezogen. Klar, die ersten Insta-Challenges waren noch witzig. Irgendwann wird es aber einfach mühsam und es hilft nur noch: Home-Button und raus.

Corona-Krise BergsportUnterwegs am neuen Lieblingssportgerät für den Sommer.

Neue Leidenschaft: Auf dem Rennrad durch die Krise

Ich habe zum Glück eine Rolle fürs Rennrad zuhause und konnte während unserer Isolation in meiner Wohnung radeln. Für mich extrem wichtig, weil wir uns zu diesem Zeitpunkt noch aktiv für den Ötztaler Radmarathon vorbereitet haben. Der wurde jetzt leider auch abgesagt und eines unserer schönsten Ziele im Sommer ist somit dem Virus zum Opfer gefallen.

Die ersten Ausdauereinheiten an der frischen Luft haben wir auch mit dem Rennrad absolviert. Ab und zu sind wir auch laufen gegangen. Vroni bestimmt öfter als ich. Während dieser Zeit ist unsere Liebe zum Rennrad fahren neu entfacht.

Normalerweise hätten wir zu dieser Jahreszeit eine steile Firntour nach der anderen abgegrast. Dieses Jahr heißt es Kilometer abspulen und die Heimat auf zwei Rädern zu erkunden. Und das ganz ohne Verkehr. Leute, es ist ein solcher Genuss, durch die Flachgauer Orte zu rollen, die Salzkammergut-Seen zu umkreisen und den Drahtesel aufs Rossfeld zu drücken. Diese Leidenschaft fürs Rennrad fahren wird bestimmt nicht mehr so schnell erlöschen.

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Bergsport während der Corona-Krise: geht das?

Die ersten Wochen haben wir wie viele andere auch sehr abwartend verbracht. Es war nicht klar, wie ernst die Situation in Österreich und Bayern noch werden würde und wir hatten auch in den Jobs und mit Berghasen so viel um die Ohren, dass uns die Berge zunächst gar nicht abgegangen sind.

Vor zwei Wochen haben wir aber langsam damit begonnen, nicht nur mit dem Rennrad Höhenmeter zu sammeln. Vroni war einige Male bei ihr daheim auf einer gemütlichen Trailrunning-Runde und ich bin mit Tom den Reitsteig auf den Untersberg hochgegangen. Wir wohnen nicht weit vom Ausgangspunkt entfernt und der Reitsteig ist sowieso eine unserer liebsten Feierabendtouren. Wir versuchen, uns jeden Tag draußen zu bewegen – abseits anderer Menschen und ganz bewusst und ohne darüber intensiv auf Social-Media zu berichten.

Die Stille, die draußen gerade herrscht, ist wunderschön. Kein Surren der LKWs, kein Hupen verärgerter Autofahrer im Frühverkehr und kein Flugzeug, das über die Berggipfel pfeift. Nur das Zwitschern der Vögel und das Rauschen des Windes.

Seit letzter Woche war ich ein paar Mal in einem nahen Sportklettergebiet, das wir sehr gut kennen. Wir gewöhnen uns möglichst risikofrei in bekannten Routen wieder an den Fels, arbeiten an Toms Klettertechnik und freuen uns jetzt schon auf die ersten alpinen Mehrseiler, die wir hoffentlich bald wieder sorgenfrei klettern können.

Für Vroni hat sich die Skitourensaison mit der Schließung der Grenze selbst beendet. Im Salzburger Land aber lacht der Firn noch von den Bergen. Dem konnte ich in den letzten zwei Wochen nicht mehr ganz wiederstehen. Auf die großen Firnklassiker aber verzichten wir dieses Frühjahr komplett.

Blick in die Zukunft

Vroni und ich haben beide das Glück, dass unsere Stunden in unseren Jobs nicht reduziert wurden. Wir arbeiten also weiterhin normal. Nur eben von zuhause aus. Ich hätte eigentlich im April eine neue Stelle als Sportwissenschaftlerin in einem Kurhaus angetreten. Der Start wurde aber auf Anfang Juni verlegt. Ich habe also ein wenig mehr Zeit fürs Training. Und, um meine Masterarbeit fertig zu stellen.

Ansonsten freuen wir uns auf einen schönen Sommer, den wir mit größter Wahrscheinlichkeit in der Heimat verbringen werden. Vielleicht haben wir dieses Jahr Zeit, alle Projekte und Wunschtouren abzuschließen, die wir zuhause noch offen haben.

Leider schlägt sich die Krise auch auf unsere Auftragslage als Berghasen nieder. Normalerweise sind um diese Jahreszeit schon viele Kooperationen für den Sommer fixiert: Reportagen aus Tourismusregionen, Event-Teilnahmen und vieles andere müssen aber warten, bis die Bundesregierung die Lockerungen verkündet.

Worauf wir uns am meisten freuen? Uns wiederzusehen. Gemeinsam gemütlich auf den Berg zu gehen oder eine Runde mit dem Rennrad zu drehen. Unsere Eltern und Geschwister zu umarmen. Und natürlich hoffen wir, dass jeder einzelne etwas Positives aus der Krise mitnehmen kann. Dass wir den Blick wieder auf das Wesentliche und darauf richten, was ganz nah ist.


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