Die Geschichte der Stadt Mexiko ist eng mit der des Wassers verflochten. Die Gründung von Tenochtitlán erfolgte der Sage nach auf einer Insel im See von Texcoco. Das Hochtal vom Mexiko ist ein abfluβloses Becken, in dem sich die drei Seen von Texcoco, Zumpango und Xaltocan bildeten. Da sich durch die hohe Evaporisation die Salze im Wasser konzentrierten, war das Wasser brackig und nicht für Landwirtschaft oder menschlichen Genuβ geeignet. Der Fürst Netzahualcoyótl liess einen Damm errichten um den südlichen Xochimilco See vor dem Einbruch von Brackwasser zu schützen und die periodischen Überschwemmungen zu mildern. Im südlichen Teil des Sees etablierten die Mexica dann auch ihre Chinampas-Kulturen. Schwimmende Inseln auf denen mit Hilfe des fruchtbaren Seeschlamms intensiver Gemüseanbau betrieben wurde. Das Leben in der Grossstadt Tenochtitlán war eng mit dem Wasser verbunden. Es war Transportweg und Lebensraum; Es verhalf den Einwohnern zu reichlichen Ernten. Trinkwasser war jedoch immer rar. Erst der Bau von Äquadukten die trinkbares Wasser heranführten lösten das Problem.
Als Hernan Cortés mit seinen Männern und den indianischen Hilfstruppen am 30. Juli 1520 aus der Stadt gedrängt wurde, änderten sie ihre Strategie. Am Ufer des Texcoco Sees bauten sie 12 Brigantinen. Sie rissen den Damm Netzahualcoyótles ein um die Stadt nun auch vom Wasser aus zu belagern und unterbrachen die Nachschubwege der Mexica. Die Strategie war erfolgreich. Die Stadt fiel im August 1521.
Die Zerstörung des Deiches hatte schwerwiegende Folgen. Diese bekamen die neuen Herren in den darauffolgenden Jahrhunderten immer wieder schmerzlich zu spüren. Bei der groβen Überschwemmung im Jahre 1629 lag die Stadt ganze drei Jahre unter Wasser. Erst die umfangreichen wassserbaulichen Maβnahmen in den Jahrzehnten danach schützten die Stadt vor neuerlichen Ungemach. Die letzte bedeutende Überschwemmung hat sich 1950 zugetragen, weite Teile des Stadtkerns waren betroffen. Wiederum wurden Grossprojekte ausgeführt. Zugleich wurde immer mehr Brunnen gebohrt um den Anspruch der wachsenden Stadt an Trinkwasser nachzukommen. Die anfallenden Abwässer werden seit langem mit hohem Energieaufwand über die Wasserscheide aus dem Hochtal weggepumpt.
Die rasante Bevölkerungsentwicklung der Stadt im letzten Jahrhundert hat die Problematik um eine Komponente erweitert. Durch den hemmunglosen Raubbau am Grundwasserkörper senken sich Teile des ehemaligen Seebodens rasant ab. Dies wiederum verlangt nach ständigen Nivelierungsarbeiten am Abwassernetz, aber auch z.B. bei den U-Bahntrassen. Es reicht trotzdem nicht. Rund 30% des Trinkwasserbedarfs wird inzwischen aus dem Umland wiederum unter hohem Energieaufwand in das Hochtal befördert.
Es hat sich eine fatale Dynamik etabliert: Die starken saisonalen Niederschläge können durch die versiegelte Stadtlandschaft nicht versickern und verwandeln sich in spontan in Niederschlagswasser, welches die Kanalisation an den Rand des Kollaps bringt. Das Regenwasser führt zu lokalen Überschwemmungen. Trinkwasser ist knapp. Die Stadt gräbt sich ihr eigenes Wasser ab und droht dazu in ihren Abwässern zu versinken. Eine paradoxe Situation.
Mehr halbherzig als entschlossen versuchen die wechselnden Stadtregierungen aus diesem Kreislauf auszubrechen. Die Aufgabe scheint an der Trägheit der Betroffenen und der mangelden Initiavie der Verursacher zu scheitern Letztendlich betrifft dieses Szenario alle Einwohner der Stadt.
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