"Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal,
ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht."
Christian Morgenstern
Ihr Lieben,
heute möchte ich die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
"Blind und doch sehend!"
„Der Sänger und Komponist Stevie Wonder sieht im Gegensatz zu vielen anderen in seiner Blindheit kein Unglück. Er sagt: „Einer meiner Lehrer hat mir einmal vorgehalten, ich müsse gleich mit drei Handicaps fertig werden. Ich sei arm, schwarz und blind, und das Einzige, was ein ungebildeter schwarzer Blinder machen könne, seien Bettvorleger und Topflappen.“
Wenige Jahre später wurde Stevie Wonder von seiner Plattenfirma als „das zwölfjährige blinde Genie“ angekündigt. „Wer blind ist“, sagt er, beurteilt ein Buch nicht nach dem Umschlag; man hält sich nicht an Äußerlichkeiten auf und wendet sich wichtigeren Dingen zu. Mir tun die Menschen leid, die Augen haben und doch nichts sehen.“
Ihr Lieben,
der letzte Satz von Stevie Wonder enthält eine ganz tiefe Wahrheit auch für unser Leben. Ich selbst könnte es mir gar nicht vorstellen, nichts sehen zu können, da bin ich ganz ehrlich. Ich müsste auf den Anblick meiner geliebten Blumen verzichten, ich könnte die von mir geliebten Menschen nicht sehen und könnte auch meinen beiden Lieblingsbeschäftigungen nicht nachgehen: dem Radfahren und dem Lesen.
Aber – und das möchte uns unsere heute kleine Geschichte verdeutlichen – unsere Möglichkeit, sehen zu können, bringt uns nicht nur Gutes.
Durch die Möglichkeit sehen zu können, werden bei uns auch viele Wünsche nach Dingen geweckt, von denen wir glauben, sie unbedingt haben zu müssen.
Wenn ich die Zeilen von Stevie Wonder lese, dann begreife ich, warum viele blinde Menschen tief in ihrem Herzen zufrieden sind:
Sie beurteilen Menschen nach dem, was sie tun und sagen, nicht nach ihrer äußeren Erscheinung. Sie beschäftigen sich mit den im Leben wichtigen Dingen und sie werden nicht durch die Werbung für all die Dinge abgelenkt, die man angeblich besitzen muss, um glücklich zu sein.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch eine gute neue Woche mit dem Blick für das wirklich Wichtige im Leben und mit Dankbarkeit dafür, dass wir die unverdiente Möglichkeit haben, sehen zu können.
Seid ganz herzlich aus Bremen gegrüßt
Euer fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt