„blank:wer_weiß?“ und die Performance-Kunst des Antwortens

Eine Performance-Collage von „meet MIMOSA“

Meet Mimosa

Im Goldenen Saal des Rathaus Schöneberg strahlt der Glanz einer vergangenen Epoche von der prunkvollen Decke herab. Zudem versprühen barocke Gemälde ein großbürgerliches Flair, welches das zahlreich erschienene Theaterpublikum am Abend des 29. März umgibt.

Diesen historischen Ort erwählte das Künstlerkollektiv „meet MIMOSA“ als Spielstätte für seine Performance-Collage „blank:wer_weiß?“. In Zusammenarbeit mit Sharon Dodua Otoo und Philipp Khabo Köpsell nimmt sich das Kollektiv einem heiklen Thema an und formuliert folgende Frage: Wie erleben als weiß positionierte Menschen ihr eigenes „Weißsein“? In „blank:wer_weiß?“ werden „Critical Whiteness“ – Konzepte in performative Praktiken überführt.

Vor den Augen des Publikums enttarnen André Vollrath und Laura Werres ihr „Weißsein“ als soziales Konstrukt, das sich im Verlauf der eigenen Biografie konsolidiert. ERSCHÜTTERUNG folgt der Erkenntnis, dass die eigene, wenn auch unbewusste Positionierung und damit einhergehende Privilegien auf der Ausgrenzung des Anderen beruhen. Dies ist der Ausgangspunkt für eine emotional-körperliche Auseinandersetzung mit dem eigenen „Weißsein“, welche die beiden als weiß positionierten Performer auf der Bühne durchleben. Entsprechend der von Grada Kilomba beschriebenen „ego-defense-mechanisms” erfolgt der psychologische Aufarbeitungsprozess in fünf Schritten. Zunächst, die VERLEUGNUNG. Alsdann, die SCHULD, SCHAM, die ANERKENNUNG. „Tief im Inneren bin ich Schwarz.“, verkündet die von Laura Werres gespielte Figur, greift zur Ukulele und bekennt sich während einer kurzen Jamsession zu afroamerikanischer Musik. Dass eine „Schwarze Identität“ auf diese Weise angenommen werden könne, stellt André Vollraths Figur jedoch in Frage und proklamiert seinerseits die Gründung des Solidaritätskomitees „Der Weiße Bär“ zur Stärkung der schwarzen Bevölkerung in Berlin. Mit diesem Vorschlag stößt er bei bei seinem Gegenüber allerdings auf Missfallen. Schwarze Menschen, so die Reaktion, bedürfen keinerlei Fürsprache, sondern stattdessen einer aufmerksamen Zuhörerschaft. Welche Maßnahmen zur WIEDERGUTMACHUNG des begangenen Unrechts ergriffen werden sollen, darüber scheinen sich beide nicht einig zu sein und stürzen sich hilfesuchend in kritische Literatur zum Thema.

blank:wer_weiß“ entstand unter Rückgriff auf Beobachtungen von „Weißsein“ durch Schwarze Menschen, wie etwa der Philosophin und Schriftstellerin Grada Kilomba. Mit Sachverstand und Kreativität überführt „meetMIMOSA“ ihr psychologisches Konzept in die Performancekunst und setzt ein allgemeines Zeichen der Hochachtung vor dem Wissen von Schwarzen Menschen als Quelle. Nicht umsonst endet die Aufführung mit dem Zitat: 

…Concepts of knowledge, scholarship and science are intrinsically linked to power and racial authority. What knowledge is being acknowledged as such? And what knowledge is not? What knowledge has been made part of academic agendas? And what knowledge has not? Whose knowledge is this? Who is acknowleged to have the knowledge? And who is not? Who can teach knowledge? And who cannot? Who is at the centre? And who remains outside, at the margins?

Plantation Memories; Grada Kilomba (S.27)


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