Wenn das ein Terroranschlag gewesen sein sollte, dann war es ein extrem subtiler. Hut ab!
Am Morgen gingen gegen 9:20 Uhr im Bundestag die Bildschirme aus und die Fahrstühle blieben stehen. „Wir sind arbeitsunfähig“ oder „Nichts geht mehr“ meldeten die Fraktionen der im Bundestag vertretenen Parteien per Kurznachricht – Handys haben immerhin noch ihre Akkus. Wobei das ja nichts Überraschendes ist, denn die parlamentarische Demokratie besteht ja in erster Linie daraus, den Gegner zu blockieren, und wenn man das nicht schafft, die eigene Partei oder wenigstens sich selbst, was zuletzt Spitzenkraft zu Guttenberg eindrucksvoll demonstrierte. Sollte die Selbstdemontage unserer Regierung inzwischen derartige Ausmaße erreicht haben, dass sogar die Atomlobby spontan einen Warnstreik beschließt, um ihre Lieblingsregierung zu retten: Einfach mal abschalten?
Interessanterweise funktionieren ohne Strom auch die Bundesklos nicht, weshalb die Polizei die Abgeordneten gegen Mittag aufforderte, von der Benutzung der Toiletten abzusehen. Aber der Großteil der Scheiße wird ohnehin wo anders produziert, jetzt halt wieder klassisch, mit Papier und Stift. Ist das vielleicht eine Anti-Copy-and-Paste-Maßnahme?
Jedenfalls bin ich dafür, regelmäßig stromfreie Tage für die Regierung einzuführen. Das hätte zum einen Vorbildwirkung: Seht her, es geht auch ohne! Auf jeden Fall wäre es eine wirkungsvollere Maßnahme zum Klimaschutz als dieses Alibi-E10. Zum anderen würden Gesetzesvorschläge präziser, kürzer und somit durchschaubarer und handhabbarer, wenn sie per Hand geschrieben würden. Oder wenigstens auf mechanischen Schreibmaschinen. Dann müsste man wie früher erst denken und dann formulieren. Obwohl – bei der aktuellen Besetzung des Bundestages ist das vielleicht auch kein Vorteil.